Kurse pendeln zwischen Chancen und Risiken
18.05.25
Wer in diesen Tagen an den Finanzmärkten aktiv werden will, wird durchaus Chancen erkennen. Doch sind die bekannten Risiken nicht verflogen.
Entspannung an der Welthandelsfront?
Nur möchte ich die geopolitischen Spannungen und wirtschaftlichen Risiken nach wie vor nicht geringschätzen: Die jüngste Deeskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China könnte jedoch das unmittelbare Interesse verringern, da die verbesserte Risikostimmung die Nachfrage nach Gold und Silber beeinträchtigt. Ein sich erholender US-Dollar, der durch Handelsabkommen wie das mit dem Vereinigten Königreich unterstützt wird, könnte das Aufwärtspotenzial ebenfalls begrenzen. Speziell bei Silber könnten die vermehrten Lieferungen gegen Terminkontrakte in New York auf eine Auflösung von Positionen hindeuten, was die Preise kurzfristig unter Druck setzen würde.
USA und China im Fokus
Andere Analysten bemühen sich ebenfalls um Klarheit im jüngsten Nachrichtengestrüpp. Sp schreibt das Helaba Research: Für die Finanzmärkte ist der Trumpsche Zollschock vom 2. April nach dem jüngsten Abkommen mit China scheinbar ausgestanden. So senken die USA ihre drastischen Einfuhrzölle auf chinesische Waren von 145 % auf 30%, während China den Satz von 125 % auf 10 % reduziert. Zugleich sollen innerhalb von 90 Tagen die Details geklärt werden. Doch kann das ausreichen?
Für die Aktienanleger scheint es so. Global betrachtet stehen viele Indizes inzwischen wieder höher als vor der Ankündigung der reziproken Zölle. Der Dax erreichte in diesem Zuge sogar ein neues Allzeithoch. Die Kapitalmärkte gehen also wieder ins Risiko. Ein sichtbares Zeichen hierfür ist der Wochenverlust bei Gold. Der nach wie vor sehr hohe Preis sollte jedoch als Warnung verstanden werden, dass die Kursreaktionen bei Aktien womöglich übertrieben waren. Schließlich dürfte das Zollniveau mit all seinen negativen Auswirkungen auf Konjunktur und Inflation trotz des Entgegenkommens von Präsident Trump höher bleiben als in seiner ersten Amtszeit.
Weltwirtschaft bleibt brüchig
Das gilt nach vorherrschender Expertenansicht für die Weltwirtschaft insgesamt. Die Tatsache, dass die globale Wirtschaft immer noch fragil ist, machte Japans enttäuschender Rückgang des Wirtschaftswachstums im 1. Quartal deutlich – obwohl Zölle zu diesem Zeitpunkt noch kein Thema waren. Kein Wunder, dass Fed-Präsident Powell – trotz beständiger politischer Attacken – nicht müde wird, vor den Belastungen dieser Zollpolitik zu warnen. Zu diesen zählt er eine höhere Inflationsunsicherheit sowie längere Versorgungsengpässe. Dennoch feiern Aktienanleger mit den jüngsten Kursgewinnen bereits ein Szenario, in dem die Handelshemmnisse weitgehend zurückgenommen werden.
Weiter steigende Goldpreise erwartet
Eine klare Position bezieht das DZ Bank Research in seiner neuen Edelmetallanalyse „Gold: Der (fast) unerschütterliche Glanz“: Die geopolitischen Spannungen sowie die Zentralbanknachfrage bleiben langfristig Haupttreiber des aktuellen Aufwärtstrends »Kurzfristig rechnen die DZ-Experten zwar mit einer volatilen Seitwärtsbewegung, langfristig dürfte der Goldpreis aber bis in die Region um 3.700 Dollar steigen.
Im vergangenen Jahr verzeichnete der Goldpreis ein außergewöhnlich starkes Wachstum von 27 % und übertraf damit sogar die Entwicklung namhafter Aktienindizes wie dem S&P 500 und dem DAX. Im laufenden Jahr setzt sich die Goldpreis-Rally bislang fort. Mit aktuellen Kursen um 3.200 Dollar beträgt das Plus rund 25 %. Zudem erreichte der Preis für eine Feinunze des gelben Edelmetalls seit Jahresbeginn wiederholt neue Rekordstände. Am 22. April lag er sogar zwischenzeitlich bei knapp 3.500 US-Dollar. Die fortgesetzte Rally der letzten Monate kann hauptsächlich auf zwei Faktoren zurückgeführt werden. Zum einen sorgt die weiterhin erhöhte Nachfrage seitens der Zentralbanken für kontinuierlichen Rückenwind. Seit 2022 haben Zentralbanken rund um den Globus jährlich über 1.000 Tonnen Gold gekauft und damit deutlich mehr als die rund 480 Tonnen, die durchschnittlich zwischen 2010 und 2021 erworben wurden. Zu Beginn dieses Jahres war es zwar vor allem das überraschende Comeback der People’s Bank of China (PBoC), das frische Impulse am Goldmarkt lieferte.
Wandelanleihen als Ergänzung
Zu guter Letzt: Mein Rat für langfristig planende Privatanleger bleibt unverändert das sogenannte Core-Satellite-Prinzip. Denn Aktien & Edelmetalle können nach wie vor den Kern eines Portfolios bilden und diverse Anlageklassen als Ergänzung drumherum angesiedelt werden. Dazu gehören beispielsweise Wandelanleihen, die ich schon wiederholt empfohlen habe. So schreibt mir auch Arnaud Brillois von Lazard Asset Management: In einem unsicheren Marktumfeld dürften Wandelanleihen den Anlegern auch weiterhin Stabilität und Aufwärtspotenzial bieten.