Aktienanlage: Zuversicht mit Vorsicht mischen

21.05.15

Zwei gute Nachrichten: Die Aktienmärkte präsentieren sich weiterhin in einer guten, widerstandsfähigen Verfassung, ohne Anzeichen von übertriebener Euphorie. Denn erste Überhitzungserscheinungen haben sich mittlerweile wieder abgekühlt. Und: Es gibt keine schlechten Nachrichten. Wer wie ich die Stimmungslage unter den marktbestimmenden Internationalen Investoren fortlaufend beobachtet, muss seine „bullishe“ Einstellung trotz aller Schwankungen nicht in Frage stellen. Nach den Korrekturen sind viele Strategen auch deshalb eingestiegen, weil sie kurzfristig mit dem Erreichen neuer Rekordhochs auch in Europa rechnen – ähnlich wie an der Wall Street.

Dennoch, und ohne einen Abstrich von meiner Zuversicht für die konkurrenzlose Aktienanlage, möchte ich heute an zwei Gefahrenherde erinnern, die wir nicht aus dem Auge verlieren dürfen, weil sie weit schlimmer als „nur“ kursrelevant werden können. Beide spielen derzeit für die Anleger keine Rolle.

Da sind zunächst die geopolitischen Risiken, die auf der Bühne der Finanzmärkte schon vor Wochen in den Hintergrund gerückt sind. Für mich wird in den Medien viel zu heftig über „Grexit“ und die Rolle der griechischen Hauptdarsteller diskutiert, obwohl es neben der nationalen und europäischen Dimension auch hier einen globalen machtpolitischen Hintergrund gibt. Unüberschaubar und deshalb unberechenbar bleibt die höchst brisante Situation in Nah- und Mittelost. Noch gefährlicher ist in meinen Augen allerdings der weiter schwellende Ost-West-Konflikt an der Nahtstelle Ukraine.

Der zweite Gefahrenherd ist sozusagen von uns selbstgemacht, ist die Ursache der Kette von Finanzkrisen seit 2007/2008 – es geht um unser Bankensystem. Wir haben uns an die allwöchentlichen Krisenmeldungen, an Skandale größter Dimension und Betrügereien mit unfassbaren Volumen mittlerweile gewöhnt. Auch hier müssen Anleger die Nase im Wind halten! Herabstufungen von Bankenratings und immer neue Aufdeckungen insbesondere durch die amerikanischen Behörden sind klare Warnsignale. Und die Gelassenheit endet spätestens mit der Beobachtung des Geschehens bei der Deutschen Bank. Die Entwicklung des Aktienkurses seit Jahren sagt alles. Wer die ZDF-Dokumentation am Dienstagabend gesehen hat, wird erschreckt erkennen, dass letztlich unser Wirtschaftssystem auf dem Spiel steht.

Soweit die grundsätzlichen Warnungen eines fast unverbesserlichen Optimisten. Aktuell interessiert die Märkte vor allem die Geldpolitik und parallel die Konjunkturentwicklung im weiteren Jahresverlauf. Die von den Börsianern wieder einmal mit Spannung erwarten Protokolle der Fed-Zinssitzung im April brachten gestern Abend keine neuen Erkenntnisse und sorgten deshalb auch nicht für viel Bewegung der Kurse.

Das Verhalten der Anleger an der Frankfurter Börse wird im wöchentlichen Sentiment-Report per Mittwoch überwiegend positiv beurteilt. Der Dax hat auf Wochensicht 330 Punkte zugelegt. Bereits positionierte institutionelle Anleger halten an ihren Long-Engagements einfach fest, von den privaten haben 4 Prozent Aktien gekauft. Anders auf der Short-Seite, die um 5 Prozent der Profis angewachsen ist und 8 Prozent der Privatanleger verloren hat. Der Sentiment-Index hat in Folge der Bewegung auf +20 Punkte nachgegeben (Profis) bzw. ist auf +17 Punkte angestiegen (Private). Damit haben sich beide Anlegergruppen in ihren Erwartungen im optimistischen Terrain angenähert.

Für Joachim Goldberg sind es weniger fundamentale Nachrichten, eher preistechnische Faktoren, die die Short-Positionierungen der Profis ausgelöst haben könnten. Bei den Privatanlegern sieht der verhaltensorientierte Analyst den Kursrücksetzer als Motiv, die Short-Engagements glatt zu stellen und Gewinne mitzunehmen. Insgesamt sei der derzeitige Optimismus nicht so hoch, dass er dem Dax nachhaltig gefährlich werden sollte. Ausgebliebene Gewinnmitnahmen der Profis ließen auf kleine Positionen schließen. Außerdem seien die vorhandenen Optimisten anscheinend auf neue Rekordkurse aus.

Zahlreiche Kaufgelegenheiten für Champions-Aktien

Eine eindeutig positive Einschätzung vermittelt Jochen Appeltauer, Chefredakteur des „boerse.de-Aktienbrief“. Charttechnisch bestünden gute Chancen, dass der Dax seine Verschnaufpause abgeschlossen hat. Damit könnte bereits in Kürze die nächste Rallye-Etappe starten. Appeltauer spricht von einer „gesunden Abkühlung“ des zuvor heiß gelaufenen Dax. Mit dem Sprung über den Widerstandsbereich zwischen 11.500 und 11.600 Punkten sei der Weg frei für den erneuten Angriff auf die 12.000er-Marke. Sobald auch dort der Ausbruch gelinge, sollte das die nächste Rally-Etappe einleiten.

Die Champions aus dem boerse.de-Aktienbrief hatten ihre teils kräftigen Gewinne seit dem Jahreswechsel zuletzt ebenfalls korrigiert. Dadurch eröffnen sich bei diesen Qualitätswerten nun wieder auf breiter Front vielversprechende Einstiegsgelegenheiten. So liegen auf Grundlage der seit mittlerweile 13 Jahren erfolgreichen Aktienbrief-Strategie gerade bei insgesamt 57 (!) Champions neue Kauf- bzw. Nachkaufsignale vor.

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!