Börsenausblick: Was wird aus Europa – und seinen Aktien?

29.06.15

Man kann, wenn man will, das ganze Drama Griechenland auch positiv für die Zukunft Europas auslegen. Mir fällt das schwer. Eigentlich wollte ich zum Ende des ersten Halbjahres an die Parallelen zum Verlauf 2012 erinnern, einem grandiosen Dax-Jahrgang, als dem bullenstarken ersten Vierteljahr eine bärenschwaches zweites Quartal folgte. Die Skeptiker wurden daraufhin noch skeptischer – und die Kurse schlossen um fast 30 Prozent höher! Ist die aktuelle Hoffnung der Aktien-Fans, das zweite Halbjahr könnte neuen Aufschwung bringen, durch die Europa-Krise zerstört? Ich setzte hinter meine Überschriften ungern Fragezeichen. Aber die jüngste Entwicklung muss auch von den Märkten erst einmal verdaut werden. Und das kann dauern.

Kein lauter Crash, kein schwarzer Montag. Aber durchschnittlich rund 5 Prozent Kursverlust zum heutigen Börsenbeginn werden viele Anleger abschrecken, insbesondere die Privaten. Und die Ausländer werden uns jetzt noch genauer beobachten – alles unter dem Motto „Was soll aus Europa bloß werden?“ Zunächst einmal skeptisch ist auch Deutsche-Bank-Chefstratege Dr. Ulrich Stephan, der mir heute Morgen schrieb: Die Sorge um ein Euro-Aus für Griechenland wird die Märkte noch nervöser machen. Anleger dürften Risiken scheuen und Aktien abstoßen, ebenso Staatsanleihen etwa aus Italien oder Spanien – und dafür vermeintliche Sicherheit in deutschen oder US-Staatspapieren suchen. Auch der Euro könnte weiter nachgeben. Wie weit es runtergeht, hängt von der EZB ab. Geht sie aggressiv vor und deckt sich mit noch mehr Bonds ein? Sie hat die Mittel, um ein Überspringen der Krise zu verhindern. Es wird daher wohl eher Wochen als Monate dauern, bis etwas Ruhe einkehrt.

Sind also analytische Betrachtungen wie die Folgende jetzt Makulatur? Denn der Optimist wird es ähnlich sehen wie der von mir gern zitierte Daniel Zindstein, Leiter Portfoliomanagement des Vermögensverwalters GECAM AG: Die Korrektur an den europäischen Aktienmärkten verlief nahezu mustergültig. Wenn man nur den Kursverlauf betrachtet, dann hat beispielsweise der Dax seinen fulminanten Anstieg seit Oktober 2014 mustergültig bis zur 200-Tage-Linie (rund 10.800) korrigiert und das auch noch in exakt 50 Prozent der Zeit, die er für den Anstieg gebraucht hat. Markttechnisch also symmetrisch und sauber. Auch die fundamentalen Bewertungen haben sich sehr entspannt. So notiert der deutsche Leitindex bei einem KGV von knapp 14 (EuroStoxx 50 bei rund 15). Historisch betrachtet sind hier Bewertungen von bis zu 20 gar kein Problem, sondern implizieren eher eine positive Sicht auf die Assetklasse Aktien. Phasen in denen der Dax ein KGV zwischen 15 und 20 verzeichnete, zogen im Schnitt über 20 prozentige Kursanstiege in den nächsten 12 Monaten nach sich.

In Europa lieferten vor allem der Konsum und die wieder anziehenden Investitionen in der Peripherie den wichtigsten Beitrag zum Wachstum, während der Außenbeitrag (Exporte minus Importe) eher etwas schwächelte. Aufgrund der wieder anziehenden Kreditvergabe und wachsenden Geldmenge sollte die Konjunktur weiter an Fahrt gewinnen und mehr als 1 Prozent wachsen können. Fazit: Die Korrekturen der teilweise überhitzen Aktienmärkte und vor allem der blasenartig aufgeblähten europäischen Rentenmärkte waren gesund und eine Anpassung an die fundamentalen und zeitlichen Realitäten (zu schneller Anstieg der Aktien). Jetzt bieten sich wieder rechenbare und nachhaltige Investitionsmöglichkeiten. Deutsche Aktien sind hier erste Wahl. Soweit der Analyst, dessen Einschätzungen mit meinem Bauchgefühl immer wieder übereinstimmen.

Aber: Gilt das noch? Momentan sind Zweifel angebracht. Wir müssen jetzt genau hinschauen, wie sich die internationalen Großanleger verhalten. Ein spürbarer Teilabzug von Kapital aus Europa mit schwächeren Aktienkursen als Folge wäre kurz- bis mittelfristig keine Überraschung. Trotzdem zur Erinnerung: Langfristig verpassen insbesondere Aktienanleger viel mehr Chancen, als Risiken hinzunehmen sind.

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