Sachanlagen: Die seltsame Schwäche der Aktien-Konkurrenz

23.07.15

Wohin mit dem Geld, wenn man jetzt Anlagebedarf hat? Die Frage wird nur von erfahrenen Aktien-Fans ohne langes Nachdenken beantwortet. Die Börsianer reden seit ein paar Tagen vom Aufatmen, von Entspannung und Normalisierung. Man nimmt sich wieder mehr Zeit für die Unternehmensdaten, diskutiert über Währungen und Zinsen – nicht mehr nur über Griechenland und Europa. Stärkere Impulse sind aber auch nicht zu spüren.

Andere Sachanlagen stehen dagegen völlig im Schatten. Ihre Preise schwächeln oder gehen richtig in die Knie, was den Strategen einiges Kopfzerbrechen bereitet, weil sich insbesondere die Entwicklung der Rohstoffe nicht ohne weiteres erklären lässt. Denn Politiker und Volkswirte gehen ja mehrheitlich von einer weiteren Stabilisierung des weltwirtschaftlichen Wachstums aus – trotz der für meinen Geschmack allzu spektakulären Stimmungsmache über Probleme in China.

Die Stimmung gegenüber Rohstoffen ist so grottenschlecht, dass trotz eines Allzeittiefs selbst von antizyklischen Käufen abgeraten wird. Dazu Dr. Sebastian Wanke, Senior Analyst bei Sentix: „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass bei einem solch starken Stimmungsabriss ein antizyklisches Investment noch nicht ratsam ist.“ Der Vertrauensverlust ist gewaltig: Vor dem Hintergrund fallender Rohstoffpreise sackte im laufenden Monat das Sentix Assetklassen Sentiment für „Commodities" um 15 Prozentpunkte ab und notiert nun bei minus 20,75 Punkten, einem neuen Allzeittief. Selbst nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers 2008 und auch während des Rohölpreisverfalls in der zweiten Hälfte des letzten Jahres war die Stimmung unter den Anlegern besser als momentan.

Bei Öl und den Edelmetallen ist seit einigen Tagen eine ungewöhnliche Häufung von negativen Analysen und Prognosen auf internationaler Ebene zu beobachten. Die Rohölnotierungen neigten angesichts des Überangebots schon einige Zeit vor der Einigung bei den Iran-Atom-Gesprächen zur Schwäche, was manchmal übersehen wird. Jetzt „droht“ eine nachhaltige Überschwemmung des Weltmarkts, was die Verbraucher erfreuen würde. Gold ist wirklich nur noch etwas für Anleger mit langfristigen Sparplänen, denn hier kann es ebenfalls noch weiter bergab gehen, was den Durchschnittskosteneffekt verstärken würde (mehr Metall fürs gleiche Geld). Namhafte Institute sagen inzwischen voraus, dass der internationale Preis des gelben Edelmetalls zum ersten Mal seit 2009 wieder unter 1.000 Dollar je Feinunze fallen dürfte. Im Hause Goldman Sachs formuliert man es dramatisch: „Das Schlimmste für Gold kommt erst noch.“

Dagegen liegen mir mehrere neue Empfehlungen mit positivem Vorzeichen für Dax & Co. vor. Die Aktien der Eurozone weisen nach schweizerischer Einschätzung relativ günstige Bewertungen und eine höhere Gewinndynamik als beispielsweise US-Aktien auf. Innerhalb der Eurozone notieren deutsche Aktien mit einem auch im historischen Vergleich hohen Bewertungsabschlag trotz relativ guter Entwicklung der Unternehmensgewinne. Sie sollten daher Potenzial für eine überdurchschnittliche Wertentwicklung bieten.

Nach dem Kompromiss mit Griechenland hat an den europäischen Aktienmärkten ein neuer Kursaufschwung eingesetzt, der sich auch in den kommenden Monaten fortsetzen dürfte, schreiben mir britische Experten. Europäische Dividendentitel bieten damit weiterhin sehr gute Anlagechancen. Ein Fondsmanager zieht Vergleiche mit einem Fußballspiel: „Bei der Erholung der europäischen Aktienmärkte haben wir gerade mal Halbzeit. Dabei war die erste Hälfte in diesem Match gekennzeichnet von einer Neubewertung von Aktien, während in der zweiten steigende Unternehmensgewinne die Kurse weiter nach oben treiben werden.“

Ich finde, geschätzte Anleger, wir müssen jetzt erst einmal aufpassen, wann und wie die Zinswende von den Amerikanern eingeläutet wird, vermutlich im September. Und dann kommt es mitentscheidend auf die Begleitmusik an, also auf die Erläuterungen und Ausblicke der US-Notenbank. Das wird eine weitere wichtige Bewährungsprobe für die Aktienkurse – sie werden auch diese nach meiner Überzeugung gut überstehen.

Der neue „boerse.de-Aktienbrief“ ist da!

Den nur kurzfristig wirkenden Tagesnachrichten sollte man dagegen kein besonderes Augenmerk schenken. In der neuen Ausgabe des „boerse.de-Aktienbrief“ erklärt Herausgeber Thomas Müller den strategischen Ansatz des Verlags: „In der Börsenanalyse, wie wir sie anwenden, spielen Nachrichten überhaupt keine Rolle. Für uns steht die Kursentwicklung im Mittelpunkt aller Analysen, denn es sind ausschließlich die Kurstrends, die über Ihre Depot-Performance entscheiden. Das heißt für den Aktienbrief: Im ersten Schritt identifizieren wir mittels unserer Performance-Analyse über die Kurshistorien der vergangenen 120 Monate die 100 langfristig erfolgreichsten und sichersten Aktien der Welt. Dieses Screening wird alle drei Monate wiederholt, damit wirklich nur die „besten“ Aktien das Champions-Prädikat erhalten. Die Zusammensetzung des Champions-Pools zeigt uns dann stets, wie ein Aktiendepot nach Branchen und Ländern diversifiziert sein sollte. Resultat der aktuellen Quartalsprüfung sind beispielsweise zwei neue Champions aus dem Lebensmittelbereich, sodass diese Branche weiter an Gewicht gewinnt, während Rohstofftitel mittlerweile keine Rolle mehr spielen.“

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!