Anlagestrategie: Erst einmal aussteigen oder vorsichtig dabei bleiben?

03.08.15

Griechenland wird eine Dauerbelastung, Chinas Wirtschaftsprobleme strahlen weltweit aus, unberechenbar die Reaktionen der Märkte auf die näher rückende Zinsende in den USA – keine Wunder, wenn selbst Optimisten unter den Privatanlegern wankelmütig werden. War’s das in diesem Jahr für Dax und Dow? Ich kann gut verstehen, wenn man ans (vorläufige) Aussteigen denkt, um die Ernte einzufahren. Doch möchte ich bei dieser Gelegenheit auf die Möglichkeiten hinweisen, wie man sich auch nach Gewinnmitnahmen mit überschaubarem Risiko weiter engagieren kann. Der Fortgeschrittene weiß, was gemein ist: Zertifikate.

Bei allen Unterschieden in der analytischen Einschätzung der Börsenperspektiven können selbst die ewigen Skeptiker nicht umhin, dem Aktienmarkt eine unverändert gute Verfassung zu bescheinigen. Die langjährige, kaum unterbrochene Hausse seit Frühjahr 2009 wird von alten Börsenhasen fast ungläubig begleitet – wie lange kann das noch weiter gehen? Die beispiellose Liquiditätsschwemme und die Quasi-Abschaffung der Zinsen machen’s möglich. Das grundsätzliche Misstrauen wächst mit dem Faktor Zeit und den Indexhöhen. Andererseits haben selbst Besorgnis erregende geopolitische Belastungen keine nachhaltigen Spuren in den Kursen hinterlassen. An Aktien kommt der Anleger einfach nicht vorbei.

Dennoch sollte man die Zweifler, die Ängstlichen verstehen. Und obwohl ich „bullisch“ bleibe (wenn auch immer wieder mal nachdenklich zweifelnd), möchte ich betont vorsichtigen Anlegern nicht abraten, satte Gewinne zu realisieren, um mit weiteren Schritten zumindest bis nach dem Vollzug der historischen Zinswende durch die amerikanische Notenbank zu warten (im September?). Immerhin kann man seit Jahresbeginn mit deutschen Standardwerten trotz inzwischen erhöhter Volatilität rund 15 Prozent Wertsteigerung einfahren.

Zugleich möchte die Börseneinsteiger und noch nicht so erfahrenen Anleger auf die Alternativen durch konservative Zertifikate aufmerksam machen. Zertifikate, durch das Lehman-Desaster zeitweise in Verruf gekommen, sind Verbriefungen, mit denen Anleger an der Kursentwicklung eines Basiswertes (Underlying) partizipieren. Diese können an einen Index (Index-Zertifikate) oder an Aktienkörbe (Basket-Zertifikate) gekoppelt sein. Daneben existieren auch Zertifikate, die an Devisen, Anleihen, Zinssätze oder Rohstoffe gekoppelt sind. Obwohl sie sich meistens auf Aktienindizes oder Aktien beziehen, handelt es sich bei Zertifikaten rein rechtlich gesehen um Schuldverschreibungen der Emittenten, die die Zertifikate begeben. Es besteht also ein Emittenten-Risiko (s. Lehman).

Dabei stehen Anlegern eine Vielzahl unterschiedlich ausgestalteter Zertifikate zur Auswahl, die sich grob in zwei Gruppen unterscheiden lassen. Zum einen sind dies Partizipationszertifikate (z.B. Tracker-, Index- Themen-, Strategie und Basket-Zertifikate). Zum anderen Zertifikate mit definiertem Rückzahlungsprofil (z.B. Garantie-, Bonus-, Discount-, Outperformance-, Express- oder Twin-Win-Zertifikate). Außerdem lassen sich Zertifikate mit und ohne Hebel (Leverage) unterscheiden.

Gerade Einsteigern möchte ich unbedingt Anlageprodukte ohne Hebel ans Herz legen. So beispielsweise Discount-Zertifikate, die in geringeres Risiko als die Direktanlage aufweisen und beim Kauf günstiger als der aktuelle Preis des Basiswerts sind. Dafür sind sie in ihrer Kursentwicklung nach oben begrenzt (Cap). Empfehlenswert auch Bonus- und Teilschutz-Zertifikate, die attraktive Renditen sogar bei moderat sinkenden Börsen ermöglichen. Sie haben einen Risikopuffer, eignen sich für leicht fallende, seitwärts tendierende oder moderat steigende Märkte. Sie sind insbesondere auf langfristig agierende Investoren zugeschnitten.

Diageo im Kurzporträt – eine Champions-Perle

Als Basisanlage gewinnt das inzwischen ein Jahr alte BCDI-Zertifikat immer mehr Freunde. Im Vergleich mit den bekannten Aktienindizes wie Dax, Dow & Co. zeichnet sich der zugrunde liegende boerse.de-Champions-Defensiv-Index (BCDI) langfristig durch überdurchschnittliche Kursrenditen bei unterdurchschnittlichem Schwankungsrisiko aus. Das Erfolgsgeheimnis besteht dabei in der Aktienauswahl. Denn der BCDI umfasst zehn Champions, die sich nach den Kriterien der Performance-Analyse als besonders konservative Aktien erwiesen haben. Diese Top-Defensiv-Champions punkten mit klar verständlichen Geschäftsmodellen, überragenden Wettbewerbspositionen und starken Marken.

Ein Unternehmen, dessen Namen hierzulande eher unbekannt ist, obwohl es eine Vielzahl von weltweit bekannten Marken im Angebotsportfolio führt, ist Diageo. Der britische Champion Diageo entstand im Jahr 1997 durch den Zusammenschluss von Grand Metropolitan (Sitz: London) mit der irischen Brauerei Guinness. Inzwischen ist Diageo zum größten Spirituosen-Hersteller weltweit aufgestiegen. Der Fokus liegt dabei auf der Produktion und dem Vertrieb von Premium-Getränkemarken. Im Spirituosen-Markt gehören sieben der zwanzig erfolgreichsten Premium-Marken zu Diageo. Viele sind in ihrem Bereich sogar führend. So ist beispielsweise Johnnie Walker beliebtester Scotch Whiskey weltweit und Smirnoff rangiert auf Platz eins unter den Premium-Wodkas. Über längere Zeiträume betrachtet hat sich dieser Top-Defensiv-Champion viel besser als der Vergleichsindex entwickelt – seit 2010 um 67%, seit 2005 ein Kursplus von 144% und seit 2000 eine Steigerung um 264%).

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!