Börsenstimmung: Wer blickt denn wirklich noch durch?

08.10.15

Aktien wieder erholt, dann wankelmütig, Euro gegen Dollar fest, auch Rohstoffe teils aufwärts, vor allem Öl – Börsianer suchen immer klare Ansagen, also wegweisende Informationen. Nur, wo gibt’s die in diesen Tagen? Wenn Sie als private Anleger – verunsichert und nach Orientierungshilfen suchend – die Medien einschließlich der täglichen Marktberichte verschlingen um herauszufinden, wo es lang geht, wird es Ihnen wahrscheinlich nicht nicht viel besser gehen als mir: Es entsteht ein komisches Bauchgefühl. Nein, damit will ich das zuletzt angesprochene Thema „Hoffnung fürs vierte Quartal“ nicht stärker relativieren. Ich sehe mich nur wieder einmal mit meiner These bestätigt, dass es wenig Sinn macht, sich all zu intensiv dem Warum von täglichen Kursbewegungen zu widmen.

„Ja, wie ist denn nun die Lage?“ werden Sie vielleicht fragen, geschätzte Leser. Ich mag das Wort zwar nicht, würde Lage aber lieber durch Gemengelage ersetzen. Dabei stehen, nur das ist klar, die Notenbanken weiter im Blickpunkt aller Akteure. Doch geht es nicht mehr losgelöst um Liquidität und Zinsen, sondern um den Zusammenhang von Geldpolitik und realer Wirtschaft. Zentraler Punkt: Was wird aus dem Wachstum der Weltwirtschaft und damit us den Erträgen der Aktiengesellschaften?

Verrückt ist mittlerweile, wie die Finanzmärkte mit dem leidigen, aber so wichtigen Thema der amerikanischen Zinswende umgehen. Nach mehrfachen Zweifelsanfällen hatte man sich ja auf den September eingerichtet. Dann wurde dieses Timing erneut in Frage gestellt (zu recht). Wieder Unsicherheit. Also müsste es die kommende Dezember-Sitzung der Fed werden. Das heißt weiter warten. Und jetzt ein erneuter Stimmungswandel: Mit den sich auf einmal häufenden Fragezeichen hinter der bisher als robust geltenden Konjunkturerholung in den USA schwenken die Propheten wieder um: Es sieht so aus, als würden die meisten nunmehr erst fürs Frühjahr 2016 mit der ersten Zinsanhebung rechnen. Typisch die ganz aktuelle Meinung des Chef-Anlagestrategen der Deutschen Bank, Ulrich Stephan: „Die Fed ist bei der Zinswende hin- und hergerissen. Die gute Beschäftigung spricht für sie, die geringen Inflationserwartungen dagegen. Für mich haben die letzten Zahlen zum Jobmarkt und zur Handelsbilanz den Ausschlag gegeben – ich erwarte jetzt die ersten Zinserhöhungen erst im März und Juni 2016. Der Markt hat das schon eingepreist. Denn schwache Schwellenländer und starker US-Dollar dürften das US-Wachstum dämpfen. Den Notenbanken fällt der Abschied vom Nullzins scheinbar schwer.

Apropos Deutsche Bank: Die kündigt soeben einen Rekordverlust an, für sich selbst. Gleichzeitigt schießt ein führender Deutsche-Bank-Aktienmanager im Handelsblatt gegen das VW-Management („Volkswagen ist stehen geblieben“). Alles Made in Germany …

Zurück zu den volkswirtschaftlichen Prognosen. Nach dem Dämpfer durch den IWF mit der Herabsetzung seiner weltwirtschaftlichen Wachstumserwartungen (ich finde, nicht gravierend) haben unsere Wirtschaftsforscher heute auch nicht überrascht: Lauft Gemeinschaftsgutachten ist für dieses und das nächsten Jahr mit einem Wachstum von jeweils 1,8 Prozent zu rechnen (2014 waren es 1,6 Prozent). Kommentar der Ökonomen: „Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem verhaltenen Aufschwung.“ Ach ja, die deutschen Exporte sind im August so stark eingebrochen wie während der weltweiten Finanzkrise 2009 nicht mehr. Sollen wird aber nicht tragisch nehmen, heißt es dazu, weil sich wohl die späten Sommerferien ausgewirkt hätten.

Nur noch kurz zu den Stimmungsindikatoren, die schwer zu interpretieren sind. Obwohl die Aktienkurse in den vergangenen Wochen deutlich nachgaben, agieren viele Anleger vergleichsweise offensiv. Das zeigt die jedenfalls die aktuelle Auswertung des UBS Investor Sentiment Index. Und der von mir fortlaufend beobachtete Stimmungsindex der Börse Frankfurt ist noch drastischer: Er hat das höchste Niveau seit dem 5. Dezember 2012 erklommen. Isoliert betrachtet war die Gruppe der Optimisten mit einem Anteil von 65 Prozent aller Befragten sogar so hoch wie zuletzt vor fast neun Jahren. Ist das nicht prima? Nein, sagen jedenfalls die damit befassten Sentiment-Experten, denn: Ausgehend von diesem Niveau dürfte sich der Dax nach oben schwerer als bisher tun, da die bisherige Erholung vor allen Dingen durch Rückkäufe der Pessimisten zustande kam. Da diese Nachfrage nun weitgehend verbraucht wurde, ist der Dax auf frisches langfristiges Kapital, vorzugsweise aus dem Ausland, angewiesen. Damit scheint gleichzeitig die Gefahr größerer Rückschläge keineswegs beseitigt.

Nur noch wenige Tage – Ihre Meinung zählt!

Noch einmal der Appell, sich am „boerse.de-Anleger-Barometer“ für das vierte Quartal zu beteiligen, denn in wenigen Tagen ist Einsendeschluss! Ein repräsentatives Ergebnis des boerse.de-Anleger-Barometers liegt uns sehr am Herzen. Deshalb ist jeder einzelne ausgewählte Teilnehmer wichtig! Sollten Sie also noch keine Gelegenheit gehabt haben, sich an der aktuellen Umfrage zur weiteren Börsen-Entwicklung zu beteiligen, dann geben Sie gleich jetzt Ihre Einschätzung ab.

Für Ihre Teilnahme am der aktuellen Umfrage erhalten Sie ein kostenloses Dankeschön-Paket im Wert von 444,00 Euro. Das Beste: Jeder Umfrage-Teilnehmer hat mit unserem Gewinnspiel die Chance auf eine 5-tägige Reise für zwei Personen nach New York!

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!