Börsenstimmung: Ein neuer Anlauf der Optimisten

14.04.16

Was hat das alles zu bedeuten? Die und ähnliche Fragen aktiver Privatanleger erreichen mich immer öfter. Der Grund sind die häufigen Stimmungsschwankungen als Folge der wechselhaften Nachrichtenlage. Auffallend in diesen Tagen sind die unterschiedlichen Interpretationen von Konjunkturindikatoren. Das fördert die ohnedies vorhandene Kurzfristigkeit im Verhalten der meisten Marktteilnehmer. Sicher ist nur, dass die Unsicherheit auch unter den Profis auch nach den jüngsten, kräftigen Erholungen der Aktienkurse nicht gewichen ist. Deshalb empfehle ich nur verhaltenen Jubel mit Blick auf den erneuten Dax 10.000 plus.

Das bestätigt heute Vormittag auch der von mir besonders geschätzte Deutsche-Bank-Stratege Ulrich Stephan, wenn er schreibt: „Am Aktienmarkt ist wenig Optimismus eingepreist. Da reichen manchmal schon einzelne positive Meldungen für eine Mini-Erholung. So hellten weit über den Erwartungen liegende Exportzahlen aus China sowie ordentliche US-Einzelhandelsdaten die Laune der Aktienanleger kurzfristig auf.“ Das sagt ein Mann, den ich eher dem Bullenlager zuordne, und er verweist dann auf den IWF: „Langfristig droht der Weltwirtschaft aber eine Phase sehr geringen Wachstums – der Internationale Währungsfonds warnte gerade erst vor dieser „secular stagnation“: Ohne Reformen und Fiskalpolitik würden damit auch die Unternehmensgewinne schwinden.“ Zunächst sollte sich jedoch der mäßige US-Aufschwung fortsetzen, wie die Fed jetzt in ihrem neuen Konjunkturbericht „Beige Book“ vorhersagt.

Ach ja, unser Dauerthema China. Es ist schon verrückt, wie Börsen heute auf einen einzigen Konjunkturindikator reagieren, nachdem das nachlassende (aber immer noch weit überdurchschnittliche) Wachstum im Reich der Mitte doch monatelang als die ganz große Bedrohung für die gesamte Weltwirtschaft betrachtet wurde. Inzwischen haben sich bekanntlich alle Analysten und Aktienhändler der Welt zu Intimkennern der chinesischen Volkswirtschaft entwickelt …

Und wie geht’s bei uns weiter? Natürlich Korrekturen nach unten, in den Prognosen. Vorhin kam die Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2016 mit dem Tenor „Aufschwung bleibt moderat – Wirtschaftspolitik wenig wachstumsorientiert“. Die Wirtschaftsforschungsinstitute schätzen, dass das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland 2016 um 1,6 Prozent zunehmen wird; im Herbst hatten sie noch 1,8 Prozent vorhergesagt. „Ausschlaggebend für die Revision war ausschließlich, dass sich die Weltwirtschaft Ende 2015 merklich abgekühlt hat. Die deutsche Binnenkonjunktur stellt sich aus heutiger Sicht sogar besser dar als noch im Herbst“, heißt es erläuternd. Insgesamt befinde sich die deutsche Konjunktur in einem moderaten Aufschwung.

Die Stimmungsanalysten an der Frankfurter Börse bestätigen in ihrem jüngsten Wochenbericht einmal mehr das diffuse Gesamtbild. Schon wenig hat gereicht, um den Dax richtig anzutreiben. Auf jeden Fall scheint plötzlich das Positive in die Welt der Börsianer zurückgekehrt zu sein. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index stieg um 20 Zähler auf einen Wert von +13 und liegt damit etwa auf dem Niveau von vor 14 Tagen. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, heißt es in dem Bericht weiter, dass eine Gruppe normalerweise mittelfristig orientierter Akteure zu kurzfristigen Händlern mutiert ist.

Letztlich also the same procedure wie seit Wochen – trotz des neuen Anlaufs an wichtigen Märkten zu neuen Höhen. Ich möchte deshalb hier und heute die Chancen und Risiken nicht erneut diskutieren, sondern einen weiteren Versuch starten, noch mehr Material für die Förderung der Aktienanlage zu sammeln. Aus diesem Grund meine herzliche Bitte: Liefern Sie mir, geschätzte Leser, Ihre Argumente für die Aktie! Ich freue mich über – kurz gehaltene – Erfahrungen, vor allem über Vorschläge und Ideen, die ich anschließend verwenden kann. Was Sie mir mitteilen, wird selbstverständlich in jedem Fall anonym behandelt. Schreiben Sie mir, gerne auch in Stichworten, an den Verlag: kontakt@börsenverlag.de. Allen engagierten Aktien-Fans sage ich schon jetzt besten Dank!

Die Fehler der Masse vermeiden!

Bei dieser Gelegenheit darf ich Sie auf die neue Ausgabe des „boerse.de Aktienbrief“ aufmerksam machen, wo es um langfristige Anlageerfolge geht. In seinem Editorial verbreitet Herausgeber und Buchautor Thomas Müller wieder Mut und schreibt u.a.: Machen Sie es besser als die Masse der Anleger und investieren Sie mit aller Gelassenheit nach einem festen Regelwerk, wie wir es im Aktienbrief vorgeben. Denn Dax, Dow Jones und Co. eröffnen inklusive Dividenden eine langfristige Gewinnperspektive von 9% jährlich, wobei unsere 100 Champions nachweislich mit weitaus höheren Gewinnen überzeugen. Die Betonung liegt hier aber auf langfristig und damit einem Anlagehorizont von mindestens fünf, besser zehn Jahren, weil normalerweise erst dann alle zyklischen Börsenphasen durchlaufen sind, in denen sich Glück und Pech ausgleichen.

Dazu ein Beispiel: Wer als Dax-Pechvogel im April 2015 oberhalb von 12.000 in den Dax eingestiegen ist, kennt per saldo nur fallende Notierungen. Für den Dax-Käufer vom Dezember 2013 war das Investment indes bislang ein Nullsummenspiel, da sich die Kurse heute auf dem selben Niveau wie damals befinden. Und ein Dax-Glückspilz wiederum würde sich über kräftige Gewinne freuen, dank Käufen bei 7.500 Punkten im April 2013, bzw. 6.000 Zählern (Juni 2012) oder 5.100 (September 2011). Sie sehen: Einschätzungen werden häufig an Einstandskursen festgemacht, was in der sogenannten Behavioral Finance (Anlegerpsyche) als Anker-Effekt bezeichnet wird. Deshalb ist momentan die Stimmung mau, während deutsche Anleger voraussichtlich oberhalb von 12.000 Dax-Punkten (im Herbst) wieder Lust auf Börse bekommen werden. Und genau das unterscheidet emotionale Anleger von strategischen Investoren.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!