Anlagestrategien: Value-Aktien werden wieder wertvoller

21.03.18

Sollte man weiter nur auf Wachstumswerte setzen, weil die eher langweiligen wertorientierten Aktien out sind? Diese Frage höre ich seit Monaten, auch mit Blick auf die defensiven BCDI-Titel. Sie ist zwar nachvollziehbar angesichts der unerwarteten und inzwischen nahezu synchronen Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft. Daraus einen Gegensatz zu konstruieren, ist zwar in Fachkreisen durchaus üblich, greift aber zu kurz. Deshalb ist gerade jetzt der passende Zeitpunkt, auf eine damit befasste Untersuchung prominenter Fondsmanager hinzuweisen. Denn der jüngste Volatilitätsschub bei Aktien Anfang Februar ließ die Debatte um Growth- und Value-Titel erneut aufflammen.




„Growth“ und „Value“ werden häufig als miteinander konkurrierende Anlagestile wahrgenommen, die sich in verschiedenen Zeiträumen und Marktzyklen gegenseitig übertreffen. Zwar unterscheiden sich die Ansätze, doch beschreiben Strategen von Franklin Templeton Investments, warum zwischen Growth und Value keine Entweder-oder-Frage entschieden werden muss. Dabei werden die Unterschiede zwischen einem wachstums- und einem wertorientierten Investmentansatz und die Gründe verdeutlicht, warum die Strategien sich ergänzen können. Hier Auszüge daraus.

Bei Investments in Wachstumswerte (Growth-Strategie) wird nach Unternehmen Ausschau gehalten, die überdurchschnittlich schnell wachsen. Bei Investments in Substanzwerte (Value-Strategie) wird nach Unternehmen Ausschau gehalten, deren Aktienkurs nicht unbedingt ihrem inneren, grundlegenden Wert entspricht.

Growth-Anlagen laufen Value-Anlagen aus mehreren Gründen nun schon seit einiger Zeit den Rang ab. Einer der Hauptgründe hängt mit dem abgezinsten Wert von Geld zusammen. Aus wirtschaftlicher Sicht bedeutet dies: Je niedriger ein Zinssatz, desto höher der Wert künftiger Gewinne. Allgemein sind Wachstumsunternehmen – deren künftige Gewinne höher als die aktuellen sein werden – in Zeiten künstlich niedriger Zinssätze für Anleger in der Regel attraktiver als Substanzwerte. Templeton wörtlich: „Auch wenn nach unserer Auffassung Wachstums- und Substanzwerte ihren Platz im Portfolio eines Anlegers haben und sich ergänzen können, sehen wir Gründe für eine baldige Erfolgsphase bei Value-Anlagen.“


Nach Meinung der Fondsmanager stellt der jüngste Volatilitätsschub eine Rückkehr zu normaleren Bedingungen dar. Im vergangenen Jahr war an den weltweiten Aktienmärkten eine sehr stete Aufwärtsbewegung zu beobachten. Dies war ungewöhnlich. Nun kehrt wieder mehr Nervosität ein: „Wir rechnen künftig mit Kursrückgängen und sehen dies als gesundes Phänomen an – und als Gelegenheit, Wert freizulegen.“


Value-Manager halten gewöhnlich nach einer Rückkehr zu einem Mittelwert Ausschau und versuchen, Anlagewerte zu identifizieren, die sie zu diesem Zeitpunkt als unterbewertet ansehen, bei denen sie jedoch einen künftigen Kursanstieg erwarten. Value-Manager werden häufig auch als „konträre“ Verwalter bezeichnet, denn sie achten darauf, was andere kaufen oder verkaufen, und tun dann in der Regel das Gegenteil. In den vergangenen 10 Jahren war eine der längsten Outperformance-Phasen von Growth-Titeln zu beobachten – vielleicht die bisher längste überhaupt. Und das Wachstum konzentrierte sich weitgehend auf eine Handvoll Technologie-Aktien. Technologieunternehmen gelten traditionell als Wachstumstitel, und Finanzunternehmen und Rohstoffunternehmen als Substanzwerte.


Value-Titel bleiben unter Umständen für einen langen Zeitraum zurück und holen dann sehr rasch auf. Je größer der Abstand zwischen Growth und Value, desto größer die Wahrscheinlichkeit eines sehr schnellen Wechsels. Aus dem Blickwinkel eines Value-Anlegers sollte es nach Auffassung von Franklin Templeton stets möglich sein, in allen Sektoren anzulegen. Value-Anleger haben nichts gegen Unternehmen, die wachsen. Sie möchten nur nicht zu viel für Unternehmen und für die am Markt bisweilen auftretende wilde Begeisterung zahlen.


Resümee des Fonds: „Aus unserer Sicht gibt es eine Reihe von Faktoren, die das Ende der Dominanz von Growth-Anlagen einläuten und zu einem Wiedererstarken von Value-Anlagen führen könnten. Die Zinssätze dürften hier eine zentrale Rolle spielen. Der aktuelle Zustand künstlich niedriger Zinssätze wird kaum bis in alle Ewigkeit andauern.“


Steigende Zinssätze deuten traditionell auf eine wachsende Wirtschaft hin, und einige traditionelle Value-Sektoren – insbesondere der Finanzsektor – sind in aller Regel sehr zinsempfindlich. Steigende Zinsen können für diese Titel nützlich sein.
Ebenso gibt es in zyklischen Branchen viele Value-Titel. Wirtschaftswachstum verhilft diesen Branchen zu einer besseren Entwicklung, was weiteren Rückenwind beschert. Gesundheitswerte sind aufgrund der Sorgen um die Preisgestaltung bei Arzneimitteln in den USA generell unter Druck geraten, und eine ganze Reihe von Unternehmen hatte zumindest kurzfristig mit Problemen zu kämpfen. Dies hat für Value-Sucher gute Chancen insbesondere im Bereich Spezialpharmazeutika und Biotech geschaffen.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!