Anlagestrategien: Konjunktur und ihre Auswirkungen im Auge behalten!

24.03.18

Doch, es gibt sie inzwischen, die vorsichtigeren Nachrichten zur konjunkturellen Entwicklung in Europa. Zwar sind die meisten Analysen noch von den positiven Vorzeichen nach dem Jahreswechsel gekennzeichnet. Wer genau hinsieht, wird seit ein paar Tagen aber auch weniger euphorische Wachstumsindikatoren erkennen (z.B. neuer ifo-Bericht). Die weitere Entwicklung wird mitentscheidend für den Kurs der Notenbanken sein – schon deshalb sollten Sie, geschätzte Anleger, dem wirtschaftlichen Geschehen eine kritischere Beachtung schenken.




Es gehört vor diesem Hintergrund nicht viel Fantasie dazu, eine anhaltende und kontroverse Diskussion über das Vorgehen der Europäischen Zentralbank vorherzusagen. Auf der anderen Seite des Atlantiks konzentriert sich der Blick aller jetzt darauf, ob im laufenden Jahr noch zwei oder vielleicht noch drei Zinsschritte nach oben folgen werden – Resultat des unerwartet strammen Wirtschaftswachstums. Davon kann bei uns keine Rede sein. Die EZB rechnet trotz brummender Konjunktur derzeit nicht mit einem stärkeren Anstieg der Verbraucherpreise und signalisiert noch keine Zinswende. Die Inflation sei nach wie vor verhalten, schreiben die Währungshüter. Es gebe bislang noch keine überzeugenden Anzeichen eines dauerhaften Aufwärtstrends. Mittelfristig werde die Teuerung jedoch zunehmen.


Wie eingangs gesagt, die Berichte zur Lage der Wirtschaft sind jüngst nicht mehr eindeutig – insbesondere eine Folge der Verunsicherung durch die Protektionismusgefahr. Das Markit-Institut traut dem Euro-Gebiet aber für das laufende erste Quartal einen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,8 bis 0,9 Prozent zu. Das wäre der stärkste Zuwachs seit zwölf Jahren. Die Inflation liegt allerdings mit 1,1 Prozent im Februar noch weit von der EZB-Zielmarke entfernt.


Der Ökonom Friedrich Heinemann vom Mannheimer ZEW-Forschungsinstitut, das Börsianern monatlich den Puls fühlt, warnt zu Recht vor langfristigen Risiken einer verspäteten Abkehr: „Die US-Notenbank ist dabei, sich einen ausreichenden Spielraum für die zinspolitische Bekämpfung der nächsten Krise zu erarbeiten. Sie ist inzwischen um Welten besser aufgestellt als die EZB.” Die Fed schaffe mit den aktuellen Erhöhungen der Zinsen die Möglichkeit, sie in einem konjunkturellen Abschwung bei Bedarf wieder zu senken. Die EZB hat jedoch nach Ansicht von Kritikern mit ihrem Festhalten an den Nullzinsen wenig Munition, um für einen solchen Fall gerüstet zu sein. „Der nächste globale Abschwung könnte schneller kommen, als viele das derzeit glauben. Die US-Notenbank wird dann handlungsfähig sein, während sich die EZB durch ihre Zögerlichkeit in eine hilflose Lage manövriert”, sagt Heinemann.


Gute Stimmung aus dem Blickwinkel des Aktienmarkts verbreitet die bekannte Beratungs- und Prüfungsgesellschaft EY (Ernst & Young) in ihrer Analyse der Ausschüttungen unserer Aktiengesellschaften. Der Bericht bestätigt frühere Berechnungen, dass die Dividenden der Dax-Konzerne in diesem Jahr erneut auf ein Rekordhoch steigen werden. Insgesamt 36,1 Milliarden Euro zahlen die Unternehmen ihren Aktionären in diesem Jahr, das sind 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Mehrzahl der großen AGs schüttet in diesem Jahr so viel Geld an ihre Aktionäre aus wie nie zuvor: Bei 20 Unternehmen liegt die Dividende auf Rekordniveau.


Größter Dividendenzahler Deutschlands ist auch in diesem Jahr wieder der Autokonzern Daimler, der die Ausschüttungssumme um 12 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro erhöht. Der Versicherungskonzern Allianz (3,5 Milliarden Euro, plus 3 Prozent) liegt knapp dahinter auf dem zweiten Platz. Auf das stärkste Plus können sich die Aktionäre von RWE und Volkswagen freuen: Der Energieversorger steigert seine Ausschüttung von fünf auf 922 Millionen Euro, der Autokonzern erhöht die Summe um 94 Prozent auf knapp 2 Milliarden Euro. Wie im Vorjahr gehen die Aktionäre der Commerzbank leer aus, sechs weitere Unternehmen halten ihre Dividende auf dem Vorjahresniveau – kein Unternehmen kürzt die Dividende.


EY bleibt zuversichtlich: Die anhaltend positiven Konjunkturaussichten dürften auch in diesem Jahr zu einer guten Entwicklung der Dax-Konzerne beitragen, sodass einiges für weiter steigende Dividendenausschüttungen der im nächsten Jahr spreche – wenngleich der Anstieg nicht mehr so stark ausfallen dürfte wie in diesem Jahr. Viele Dax-Unternehmen sind in Top-Form, und auch die Energieversorger, die vor der Energiewende große Dividendenzahler waren, erholen sich. Ein leichtes Plus bei den Dividendenausschüttungen im kommenden Jahr dürfte daher möglich sein., prognostiziert EY.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s g