Aktienanlage: Asien, Smallcaps und Hightech bleiben im Fokus

15.06.18

Eigentlich hat sich noch nichts entscheidend verändert – die Fragezeichen stehen nach wie vor im Raum. Mein Mitgefühl gilt jenen Volkswirten und Analysten, die ständig neue, möglichst konkrete Ideen für Kapitalanleger entwickeln müssen. Wenn ich mir die aktuellen Gedanken der internationalen Vordenker anschaue, so halten sich asiatische Aktienmärkte weiter ganz oben auf den Favoritenlisten. Auch kleineren Unternehmen gilt die Beachtung. Andererseits bleiben insbesondere die amerikanischen Hightech-Giganten im Fokus der Strategen, obwohl hier seit Wochen auch Warnungen vor Kursrückschlägen lauter werden.




Was taugen die Prognosen? Diese Frage Berlin stellt sich zunehmend bei der Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen Aussichten. Jüngstes Beispiel: der ZEW-Index. Börsenprofis beurteilen die Aussichten für die deutsche Konjunktur so skeptisch wie seit fast sechs Jahren nicht mehr. Das ergibt sich aus der monatlichen Umfrage des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Das Barometer für die Erwartungen der 207 befragten Analysten und Anleger für das nächste halbe Jahr sank im Juni unerwartet stark um 7,9 Zähler auf minus 16,1 Punkte. Die jüngste Eskalation im Handelskonflikt mit den USA sowie Befürchtungen hinsichtlich einer das Finanzsystem destabilisierenden Politik der neuen italienischen Regierung hinterlassen ihre Spuren im Konjunkturausblick für Deutschland, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach. Hinzu kämen enttäuschende Daten zu Export, Produktion und Aufträgen der deutschen Industrie im April.


Kein Wunder, wenn manche Experten die Aussichten für Europa und Deutschland spürbar vorsichtiger einschätzen. Dagegen werden US-Smallcaps und Aktien der Schwellenländer (Schwerpunkt Asien) meist als attraktiv eingestuft. Kurzfristig mitentscheidend ist, welcher Faktor die Zinsen nach oben treibt. Aktien könnten sich weiter gut entwickeln, insoweit höhere Zinsen ein kräftiges Wirtschaftswachstum widerspiegeln, wie es im aktuellen Zyklus zu beobachten ist. Smallcaps an der Wall Street haben sich in Phasen steigender Zinsen positiv entwickelt, da sie bei besseren Wachstumsaussichten eine höhere Hebelwirkung verzeichnen. Zudem sind sie durch ihre niedrigeren Dividenden generell weniger anfällig für Zinsentwicklungen. Unterstützende makroökonomische Fundamentaldaten haben das Gewinnwachstum in den Schwellenländern wiederbelebt, das inzwischen höher ausfällt als das der Industrieländer. Die Bewertungen der Schwellenländer hingegen notieren mit einem Abschlag von 20 bis 25 Prozent.


Die Analysten der Postbank stehen also nicht allein da, wenn sie das Augenmerk der Anleger auf die „Wachstumsregion Asien“ lenken. Denn die Dynamik ist hoch: In keiner anderen großen Anlageregion weltweit dürfte die Wirtschaft 2018 und 2019 stärker wachsen als in Asiens Schwellenländern. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet mit einem Konjunkturplus von jeweils mehr als 6 Prozent. Zum Vergleich: Für die Eurozone prognostiziert der IWF nur etwa 2 Prozent Wachstum.


Vom starken Wachstum in Fernost dürften viele asiatische Unternehmen in Form steigender Umsätze und Gewinne profitieren – zumal es in den asiatischen Schwellenländern vielerorts erhebliches Konsumpotenzial gibt. Die Börsenkurse in der Region haben sich bereits in den vergangenen Jahren stark entwickelt: Seit dem Jahr 2009 legten sie in den Schwellenländern Asiens viel kräftiger zu als beispielsweise in Europa. Wer Anfang 2009 Geld in Aktien aus Schwellenländern investierte, kann sich über einen Kurszuwachs in Höhe von 133 Prozent freuen. Aktien von Unternehmen aus dem Euroraum legten im gleichen Zeitraum „nur“ um 44 Prozent zu. Anleger sollten sich allerdings bewusst sein, dass Kurse von Schwellenländeraktien etwas stärker schwanken können als die von Aktien aus dem Euroraum.


Überhaupt ist das allgemeine Wissen über asiatische Märkte und Unternehmen schon wegen der räumlichen Distanz naturgemäß vergleichsweise gering. Deshalb ist zu vermuten, dass nur ein relativ kleiner Anteil der Privatanleger in der Lage ist, Chancen und Risiken gerade in Asien ausreichend zu streuen. Als sinnvolle Möglichkeit der Diversifikation auch mit kleineren Beträgen gelten klassische Investmentfonds und ETFs.


Unabhängig von der regionalen Betrachtung erscheint es mir angesagt, mit neuen Aktienengagements – auch Verkäufen – den Verlauf dieser Woche abzuwarten, weil jetzt Geld- und Zinspolitik der Notenbanken sowie deren perspektivische Kommentierung weltweit im Vordergrund stehen. Sollte sich von dieser Seite keine Stimmungsbeeinträchtigung einstellen, kann dies als Signal für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends interpretiert werden.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!