Börsenreaktionen: Nachhaltige Stimmungsbesserung möglich

28.07.18

Die Erwartungen, dass es womöglich einen Durchbruch im Handelsstreit mit den USA geben könnte, waren relativ niedrig gesteckt – obgleich viel auf dem Spiel steht. Denn der Zolldisput mit den USA, der bereits dazu geführt hat, dass Stahl und Aluminium aus der EU von den USA mit Strafzöllen belegt werden, droht zu eskalieren. Doch es ist erst einmal anders gekommen: Der überraschende Trump-Juncker-Deal hat die Stimmung am Aktienmarkt spürbar verbessert und den Kursen eine „Erleichterungs-Rallye“ beschert. Euphorie ist aber nicht ausgebrochen – gut so!




Dass die mittelfristig orientierten institutionellen Marktteilnehmer mit dem Kursverlauf des Dax in der vergangenen Woche bis unmittelbar vor den amerikanisch-europäischen Handelsgesprächen nicht so richtig zufrieden gewesen sind, zeigt sich an der recht deutlichen Stimmungsveränderung im Vergleich zur Vorwoche. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 16 Punkte auf einen Stand von -1 Punkt gefallen. Wenn man jedoch bedenkt, dass der Dax seit der Erhebung vom Mittwoch der Vorwoche zeitweise um 1,7 Prozent an Wert verloren hatte, legt das die Vermutung nahe, dass sich wahrscheinlich die gerade erst in der vergangenen Woche optimistisch gestimmten Akteure angesichts dieses Fußbades wieder von ihren bullischen Engagements gelöst haben. Kommentieren die Frankfurter Sentimentbeobachter: Vermutlich haben sich die meisten von ihnen wieder direkt in die frühere risikoaverse Positionierung, also in Richtung Bärenlager orientiert. Hauptsache, kein Geld verloren, dürfte sich der eine oder andere Akteur gedacht haben.


Bei den Privatanlegern ergibt sich indes ein anderes Bild. Deren Börse Frankfurt Sentiment-Index ist nämlich gegenüber der Vorwoche unverändert geblieben und weist somit nach wie vor einen Stand von +1 Punkt auf. Und tatsächlich könnte man meinen, dass die Privatanleger wegen der Urlaubszeit untätig geblieben sind. Tatsächlich hätte es indes aufgrund der bärischen Positionierungen aus den Vorwochen Rückkäufe geben können. Allerdings ist der Index nicht stark genug gefallen, um diese Anlegergruppe aus der Reserve und somit hin zu bullischen Engagements zu locken.


In summa kann man also von einer absoluten neutralen Stimmung der heimischen Anleger sprechen. Und auch in der relativen Betrachtung ergeben sich aus heimischer Sicht wenig Anhaltspunkte für das Kursgeschehen. Auf Dreimonats-Sicht handelt es sich nämlich bei den am Mittwoch ermittelten Stimmungswerten um ein leicht positives und in der Sechsmonats-Betrachtung um ein leicht negatives Sentiment. Damit bleiben die Chancen für einen größeren Trend des Dax in die eine oder andere Richtung derzeit recht übersichtlich. Fazit: „Denn sollte sich das Börsenbarometer deutlicher abschwächen, erwarten wir steigende Nachfrage, während an der Oberseite steigendes Angebot aus den heimischen Positionen größere Fortschritte des Dax deckeln würde.“


Kann sein. Schon in der kommenden Woche werden wir voraussichtlich Signale erhalten, geschätzte Anleger, ob diese Einschätzung zutrifft. Ich sehe allerdings zumindest die Chance (Chance, nicht Wahrscheinlichkeit!) für eine stärkere Aufwärtsbewegung. Denn je nach Nachrichtenentwicklung schließe ich nicht aus, dass sich unser Leitindex seinem historischen Höchststand wieder nähert – das für sich genommen wäre ein zusätzlicher Kaufanreiz.


Nachrichten machen Kurse. Die beiden Giganten Facebook und Amazon sind besonders eindrucksvolle Beispiele für die uneinheitliche Entwicklung nach Branchen und Einzelunternehmen. Vor allem zeigt ihre Kursentwicklung, wie gut der Aktienmarkt nach wie vor funktioniert, weil er differenziert und unterschiedliche Entwicklungen nicht ignoriert.


Die Wall Street beweist das täglich. Gemessen an der Marktkapitalisierung haben über 40 Prozent der S&P-500-Unternehmen Ergebnisse für das zweite Quartal vorgelegt – die Zwischenbilanz fällt nach dem Urteil führender Analysten sehr positiv aus: 90 Prozent der Konzerne übertrafen die Gewinnerwartungen. Dabei lag das durchschnittliche Plus bei starken 25 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Allen Sorgen über die Preissetzungsmacht der Unternehmen in Zeiten steigender Kosten für Löhne und Rohstoffe zum Trotz erreichte auch das Margenplus mit 12 Prozent Rekordniveau. Der Markt honorierte die guten Zahlen entsprechend. Wurden die Erwartungen übertroffen, legten die Aktien im Mittel 0,9 Prozent zu. Jene Unternehmen, die sie verfehlten, verloren hingegen 3,3 Prozent.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!