Aktienanlage: Die richtige Auswahl wird wichtiger, aber auch schwieriger

01.08.18

Das eine oder andere der vielen Fragezeichen braucht Sie, geschätzte Anleger, momentan nicht zu beunruhigen. Von großer Unsicherheit an den Börsen kann auch keine Rede sein, was die geringe Volatilität eindeutig belegt. Immer deutlicher wird aber, dass sich die Wirtschaft nicht mehr weltweit synchron entwickelt. Jedenfalls sieht es so aus, als stünden wir am Anfang einer zunehmenden Differenzierung der Konjunkturen nach Regionen, Ländern und Branchen. Handelskonflikte und neue Zölle würden das noch verschärfen. Selektives Vorgehen wird deshalb bei der Aktienanlage noch wichtiger, aber auch schwieriger.




Wie kompliziert sich allein die Länderbetrachtung darstellt, lese ich beispielhaft in einer neuen internationalen Einschätzung schweizerischer Fondsmanager: Noch gehen wir in unserem Basisszenario davon aus, dass die Erwartungen zu pessimistisch sind, sich der ökonomische Sachverstand in der Politik durchsetzen wird und keine deutliche Eintrübung der Konjunktur bevorsteht. Obschon die USA für die aktuelle Unsicherheit verantwortlich sind, halten wir an unserer Einschätzung fest, dass die Aktienmärkte der kleinen offenen Volkswirtschaften davon stärker belastet werden als der US-Markt. Wir favorisieren deshalb weiterhin die Aktien Nordamerikas und erachten Japan, Australien, Großbritannien als weniger attraktiv. Da die Eurozone einen großen und derzeit noch robusten Binnenmarkt aufweist, beurteilen wir sie etwas zuversichtlicher.


Stichwort Europa: Ist nach dem Deal von Trump und Juncker jetzt Entspannung angesagt? Welche Rolle spielen umstrittener Brexit und italienische Probleme für die Börsen? Dazu kommen skeptischere Töne der Volkswirte zu den Wachstumsperspektiven für die Gemeinschaft verglichen mit dem boomenden Amerika. Immerhin können die Sentiment-Analysten von Sentix mit ihrem Euro Break-up Index jetzt vermelden: Die Erschütterung lässt nach. Nachdem im Mai der Index ein neues Gefahrenmoment für die Eurozone angezeigt hatte, beruhigt sich die Lage den zweiten Monat in Folge. Der Gesamtindex für Euroland fällt deutlich von 12,3% auf nunmehr 8,4% zurück. Auch die Sorgen um Italien sind rückläufig.


Vorsicht, das allein ist in meinen Augen noch kein Kaufsignal für Europa. Nicht wenige internationale Fondsmanager mahnen, das Klima an den Kapitalmärkten dürfte in absehbarer Zeit rauer werden. Die These von einer ziemlich gleichlaufenden globalen Konjunktur verliert nach und nach an Überzeugungskraft. Für das zweite Halbjahr erwartet zwar kaum ein Analyst schwere Verwerfungen oder gar eine Rezession. Doch werden von manchen Portfolio Managern Eintrübungen insbesondere innerhalb der Eurozone erwartet.


Typisch ist die Einschätzung, dass für europäische Aktien auf Indexebene nur noch sehr begrenztes Potential gesehen wird. Dagegen haben manche institutionelle Strategen ihr Engagement in US-Aktien erhöht. Dazu passt die aktuelle Nachricht, dass sich das Konsumklima unerwartet aufgehellt hat. Die Konsumenten bilden mit ihren Ausgaben das Rückgrat der amerikanischen Konjunktur, da der private Konsum etwa 70 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht.


Bei der Suche nach Chancen, die nicht direkt von der Weltkonjunktur abhängen, bin ich erneut auf eines meiner seit langem favorisierten Themen gestoßen: Gesundheitswesen in Asien. Kein Zweifel, der wirtschaftliche Aufschwung der Schwellenländer hat in den letzten Jahrzehnten, insbesondere in Asien, das Leben vieler Menschen verbessert. Der neue Wohlstand hat jedoch zwei Seiten: Krankheiten, mit denen bisher nur die Industriestaaten zu kämpfen hatten, nehmen sprunghaft zu. 

Nun stellen sich Gesundheitswesen, Pharmahersteller sowie Anbieter von Therapien auf die veränderten Bedürfnisse ein. Dazu erläutert Sophia Whitbread, Portfolio-Managerin in der Gruppe BNY Mellon Investment: „Unternehmen, die gezielte Therapien, Versicherungen oder Finanzdienstleistungen für Menschen in Schwellenländern anbieten, die aufgrund ihres gewandelten Lebensstils zum Beispiel an Fettleibigkeit oder Diabetes erkrankt sind, verbuchen eine deutlich steigende Nachfrage. Im Vergleich zum herkömmlichen Gesundheitswesen, wie beispielsweise Krankenhäuser, sehen wir darin inzwischen bessere Anlagechancen. Wir sind davon überzeugt, dass höhere Renditen bei Anbietern von Gesundheitslösungen zu erzielen sind, die dem wachsenden Bedarf an Lifestyle-Krankheiten und der steigenden Nachfrage der Verbraucher nach Krankenversicherungen gerecht werden – ein Markt, der aufgrund der Problemlage ein enormes Potenzial hat.


Unternehmen dieses Sektors, die sie für sehr attraktiv hält, sind zum Beispiel:

* China Biologic Products – das 2002 gegründete biopharmazeutische Unternehmen hat sich unter anderem auf Autoimmunkrankheiten spezialisiert.
* Das chinesische Unternehmen 3SBio. Es stellt Produkte zur Behandlung von Krankheiten wie Arthritis, chronischen Nierenerkrankungen sowie Chemotherapie-induzierte Anämie her.
* Im Finanzsektor sind es der pan-asiatische Krankenversicherer AIA Group mit Hauptsitz in Hongkong und der indische Finanzdienstleister Edelweiss.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!