Konjunkturprognosen: Die Hoffnung auf eine Delle lebt

15.03.19

Die Konjunkturperspektiven und damit verbunden die geldpolitische Strategie der Notenbanken bleiben zusammen mit den geo- und wirtschaftspolitischen Entwicklungen die maßgeblichen Rahmenbedingungen für die Börsen. Aus Sicht der Anleger hat sich in den vergangenen Tagen noch nichts entscheidend verändert – es bleibt bei Licht und Schatten. Bemerkenswert ist aber die schon für das kommende Jahr wieder wachsende Zuversicht namhafter Volkswirte.
Deshalb kann die folgende Nachricht durchaus Mut machen: Ökonomen kappen Wachstumsprognose und warnen vor Schwarzmalerei. Nach einem Durchhänger in diesem Jahr wird die deutsche Wirtschaft 2020 wieder durchstarten.



Das Münchner Ifo-Institut erwartet für 2019 beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur noch ein mageres Plus von 0,6 Prozent. Das Berliner DIW rechnet wie auch die Bundesregierung mit einem Zuwachs von immerhin 1,0 Prozent. Es warnt zugleich vor Schwarzmalerei. “Die Konjunktur in Deutschland kühlt sich ab, aber das ist kein Weltuntergang”, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. Sowohl die Münchner als auch die Berliner Forscher sind zuversichtlich, dass die Durststrecke 2020 überwunden ist. Laut DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen zeichnet sich aber ab der zweiten Jahreshälfte eine Besserung ab, da beispielsweise Deutschlands wichtigster Handelspartner China mit milliardenschweren Konjunkturimpulsen gegenhalte. “Das Auslandsgeschäft wird sich daher wieder beleben”, sagte Michelsen. Allerdings blieben große Risiken wie etwa ein möglicher Handelskrieg zwischen der EU und den USA.

Noch ein Signal, das positiv gewertet wird: Auch die steigende Kupfernachfrage deutet auf eine wirtschaftliche Erholung hin. Empirische Studien haben diesen Zusammenhang bereits belegt. Die weltweite Nachfrage nach Kupfer fällt rund zur Hälfte in China an. Die steigende Kupfernotiz erlaubt also eine Aussage über die Erwartungen an die chinesische Wirtschaft. Und dass das Wachstum der Volksrepublik ganz entscheidend das Wachstum der Weltwirtschaft determiniert, ist nach Darstellung von Analysten völlig unbestritten. Verstärkt würde der Effekt durch die Bemühungen der chinesischen Führung, eine wirtschaftliche Abschwächung zu verhindern durch bereits angelaufene Maßnahmen, wie die Senkung der Steuerbelastung für Unternehmen und Privathaushalte, Infrastrukturprojekte oder die Verpflichtung von Staatsbanken zur Vergabe günstiger Kredite an kleine und mittlere Unternehmen. Auf ein Ende des konjunkturellen Abschwungs in China wartet insbesondere die deutsche Exportwirtschaft begierig. Hiervon würde der deutsche Aktienmarkt stark profitieren.

Wie Ministerpräsident Li Keqiang gestern zum Abschluss des Volkskongresses andeutete, will China will mit aller Macht einen scharfen Konjunkturabschwung verhindern und dafür notfalls auch die Zinsen senken.
Alles in allem habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Sorgen, es könne zu einer nachhaltigen Rezession kommen, bei den institutionellen Strategen weichen. Es gibt aber vereinzelte Warnungen vor „japanischen Verhältnissen“ – also langanhaltende Wachstumsschwäche mit extrem niedrigen Inflationsraten und Zinsen. Sicher nicht allein steht ein deutscher Fondsmanager mit seiner taktischen Maßnahme da: „Aufgrund der sehr guten Wertentwicklung sämtlicher Anlagestrategien und des bevorstehenden Brexit-Termins haben wir die Aktienquoten in allen Strategien verringert und die Liquidität entsprechend erhöht.“

Vielleicht mag es den politischen Risiken geschuldet sein, dass sich die wöchentlich befragten, mittelfristig orientierten institutionellen Investoren an der Börse Frankfurt zuletzt relativ zurückhaltend zeigten, schreibt Sentiment-Forscher Joachim Goldberg in seinem Wochenbericht. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist lediglich um 7 Punkte bis zur neutralen Nulllinie gestiegen. Dabei zeigt die überschaubare Wanderung in Richtung Bullenlager, dass nur ein kleiner Teil der ehemaligen Dax-Bären Gewinne eingestrichen und sich sofort auf die Bullen Seite geschlagen hat. Bei den Privatanlegern gab es indes eine Tendenz in die andere Richtung, denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieser Anlegergruppe hat sich um 5 Punkte auf einen Stand von nur noch +5 Punkte verringert. Bemerkenswert: Es sind praktisch keine bullischen Positionen aufgelöst worden. Vielmehr haben sich fast ausschließlich vormals neutral gestimmte Marktteilnehmer den Pessimisten angeschlossen.

Mir fällt auf, dass immer mehr Analysten defensive Aktien eindeutig gegenüber Wachstumswerten favorisieren. Daneben gilt das Interesse weiterhin amerikanischen und asiatischen Hightech-Unternehmen. Ich möchte auf Chancen mit Langfrist-Themen hinweisen, die in jeder Hinsicht global zukunftsorientiert sind, wie beispielsweise: Klimawandel, saubere Umwelt, neue Energien und Medizintechnik.

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!