Anlegerbefragung: Grauer Kaitalmarkt ist keine Aktienalternative

10.04.19

Auch nach mehrmaligem Lesen einer repräsentativen Befragung von Bundesbürgern sind die Ergebnisse alles andere als eindeutig und geben dementsprechend keine klaren Anweisungen für die Vermittler und Berater von Geldanlagen. Meine Schlussfolgerung: Wissensdefizite führen dazu, dass zu viel Geld auf den Grauen Kapitalmarkt fließt. Positiv ausgedrückt heißt dies, dass bei anlagewilligen Deutschen ein großes Potenzial für die organisierten Märkte besteht – das gilt es zu erschließen. Auf den Punkt gebracht: Wir müssen noch intensiver für die Aktie werben.



Im Folgenden Auszüge aus der neuen Untersuchung. Verbraucher legen bei ihrer Geldanlage großen Wert auf Sicherheit. Wie eine repräsentative Umfrage zeigt, die das Marktwächter-Team der Verbraucherzentrale Hessen in Auftrag gegeben hat, wünschen sich viele dafür aber auch greifbare Sachwerte oder verbinden damit ethisch-ökologische Ansprüche. Dies führt Verbraucher nicht selten zu Produkten des Grauen Kapitalmarkts, die alles andere als sicher sind. In der Umfrage wurden Verbraucher dazu befragt, wie sie Finanzentscheidungen treffen, ob sie schon einmal Geld am Grauen Kapitalmarkt investiert haben und was ihre Entscheidung dabei beeinflusst hat.

Schon an dieser Stelle muss man einhaken. Denn offenkundig haben viele Deutsche noch nicht verstanden, dass gerade Aktien langfristig zu den sicheren Investments zählen und zu den „greifbaren Sachwerten“ zählen – mehr noch, Aktien sind die Beteiligung an Unternehmen, also am Produktivkapital unserer Wirtschaft. Ethisch-ökologische Anforderungen können durch eine entsprechende Auswahl von Aktien bzw. Aktienfonds befriedigt werden.

Dass es rund 40 Prozent der Befragten für wichtig halten, für ihre Investition einen greifbaren Gegenwert zu sehen, ist nachvollziehbar – auch wenn als Beispiel Immobilien genannt werden. Doch verstehen viele Anleger gar nicht, dass Haus und Grund bei aller Attraktivität nicht umsonst „Immobilien“ heißen und eben nicht die Vorteile von täglich handelbaren, mobilen Wertpapieren an streng überwachten Marktplätzen besitzen.

Die Person, die die Geldanlage vermittelt, spielt auf zwei Ebenen eine große Rolle: Für 93 Prozent der Befragten ist großes Zutrauen in die Fachkompetenz des Vermittlers oder Beraters wichtig. 92 Prozent der Befragten geben an, dass für sie das Vertrauen in den Menschen ein wichtiger Aspekt ist. Mehrfachnennungen waren möglich. „Das bestätigt Erkenntnisse, die wir aus vorhergehenden Untersuchungen zu Anlageentscheidungen gewonnen haben. Die Beziehung zum Vermittler oder Berater ist das A und O“, bestätigt die Verbraucherzentrale Hessen, die auf Basis von bundesweiten Beratungen in den Verbraucherzentralen ausgewertet hat, wo die Problemschwerpunkte bei Verbrauchern liegen, die am Grauen Kapitalmarkt Geld verloren haben. Eine zentrale Rolle spielte dabei in vielen Fällen die enge Beziehung zum Vermittler.

Generell fühlt sich die Mehrheit aller Befragten (61 Prozent) in der Lage, richtige Finanzentscheidungen zu treffen. 52 Prozent geben an, dass sie Anlageentscheidungen grundsätzlich allein treffen. 40 Prozent wünschen sich bei Finanzentscheidungen aber mehr Unterstützung vom Staat oder vom Verbraucherschutz.

Wie Sie sicher wissen, geschätzte Leser, plädiere ich seit langem für die Entwicklung der privaten Anleger zu Selbstentscheidern. Die Nutzer der Angebote des TM Börsenverlags sind dafür vorbildliche Beispiele. Ich halte wenig von Forderungen an die Politik, sondern plädiere für mehr Selbstkritik. Und wer sich kümmert, wer seine Finanzentscheidungen gründlich vorbereitet, schützt sich selbst vor teuren Fehlern am Grauen Kapitalmarkt. Die vielfältigen Möglichkeiten einer Beteiligung am Produktivkapital der Wirtschaft werden dann von weitaus mehr Bundesbürgern als heute genutzt werden. Denn sie müssen erkennen: An der Aktie kommt man nicht vorbei.

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!