Börsenstimmung: Private Anleger mutiger als Profis

18.04.19

Längst ist wieder einmal klar geworden, dass Mut auch an der Börse belohnt wird. Denn der Jahresauftakt war viel besser als von den Skeptikern (zu denen auch ich gehört habe) befürchtet: Dax nach gut einem Vierteljahr um rund 15 Prozent erholt – wer hätte das gedacht! Und das bei einer schwierigen, total diffusen Nachrichtenlage. Wer jetzt schon zweistellige Kursgewinne einfahren kann, kann sich entspannt zurücklehnen. Mein Rat: Zumindest einen Teil der satten Performance sollte man realisieren. Aber wer war mutig genug, wer nicht? Nach diversen Stimmungsanalysen sieht es so aus, als wären private Anleger in den vergangenen Monaten eher bereit gewesen, ihre Depots aufzustocken als Institutionelle.



Richtungsweisend der Wochenbericht von Goldberg & Goldberg: „Obwohl der Dax wieder über die 12.000 Punkte lugt, können sich zumindest professionelle Anleger nicht zum Einstieg entschließen, wie die heutige Erhebung (Mittwoch) bei rund 1.400 aktiven Anlegern zeigt. Der Sentiment-Index dieser Anlegergruppe steht weiterhin quasi auf der Nulllinie zwischen Optimismus und Pessimismus.“ Verhaltensökonom Joachim Goldberg weist darauf hin, dass auch internationale Fondsmanager scheinbar keinen Appetit auf europäische Aktien haben. Offenbar sind den hiesigen Akteuren die Einstiegspreise noch nicht niedrig genug gewesen und auf der anderen Seite mussten die Bären nicht glattstellen.

Obwohl der Dax seit der vorangegangenen Stimmungserhebung (mittwochs) um 2,1 Prozent und seit Beginn des Jahres um mehr als 15 Prozent gestiegen ist, gelten europäische Aktien unter globalen Fondsmanagern den zweiten Monat in Folge als unpopulärste Anlageklasse. Zumindest ergab dies die jüngste Umfrage von BofA Merrill Lynch per 11. April. Dass europäische Aktien während der vergangenen Wochen insgeheim wohl doch auf den Kaufzetteln internationaler Investoren standen, verrät die Gewichtung von Aktien der Eurozone. Waren diese im März noch netto 8 Prozent in den Portfolien der internationalen Vermögensverwalter untergewichtet, haben Rückkäufe dazu geführt, dass sich diese Untergewichtung zugunsten einer neutralen Positionierung aufgelöst hat. Damit hat sich die Annahme weitgehend bestätigt, dass der Dax-Anstieg während der vergangenen Wochen auf internationale Kapitalzuflüsse zurückzuführen gewesen sein dürfte.

Auch die jüngste Sentiment-Umfrage zeigt deutlich, dass heimische institutionelle Investoren bei deutschen Aktien immer noch nicht richtig zugreifen möchten. Denn der Optimismus dieser mittelfristig orientierten Marktteilnehmer ist gegenüber der Vorwoche gemessen am Börse Frankfurt Sentiment-Index gerade einmal um 3 Punkte auf einen Stand von +1 gestiegen. Diese doch sehr kleine Veränderung ist auf ein paar Glattstellungen vormals bärischer Engagements zurückzuführen, aber das Gros der Investoren hat angesichts bislang fehlender günstiger Einstiegsmöglichkeiten beim Dax abgewartet, so dass es auf der institutionellen Seite bislang nicht zu einer Short-Squeeze heimischer Investoren gekommen ist.

Mutiger zeigten sich indes die Privatanleger, die gegenüber der Vorwoche – wenn auch in übersichtlichem Rahmen – wieder auf steigende Kurse setzen. Zumindest ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel um 10 Punkte auf einen Stand von +10 gestiegen. Dieser Zuwachs speist sich fast zu gleichen Teilen aus ehemals neutral eingestellten Akteuren und einigen Pessimisten, die angesichts der Dax-Rallye das Handtuch geworfen haben.

Unter dem Strich zeigen die Ergebnisse der jüngsten Sentiment-Umfrage, dass sich national, aber auch international die Freude über das neue Jahreshoch des Dax zurzeit in Grenzen hält. Zwar notieren wir absolut lediglich bei den Privatanlegern einen nennenswerten Optimismus. Ein Optimismus, der sich bei Betrachtung der Zeiträume von drei und sechs Monaten allerdings relativiert und so gesehen sogar immer noch unter dem Durchschnitt der vergangenen Wochen liegt. Mit anderen Worten: Es gibt noch ordentlichen Kaufbedarf. Zum einen, falls sich das Börsenbarometer in Richtung 11.800 Zähler zurückbewegen sollte. Zum anderen jedoch, falls sich das seit zwei Wochen verlangsamende Aufwärts-Momentum wieder erhöhen sollte.

Ich wünsche allen Aktienfans und besonders Ihnen, geschätzte Leser, ein frohes, glückliches Osterfest! Und vergessen Sie nicht: Es heißt ja „Osterfest“ und nicht „Osterschwach“…
Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!