Anlagechancen vs. Kursrisiken bisher unentschieden

30.07.19

Das Umfeld der Börsen bleibt ungewiss, ohne klaren Trend – mutmaßlich auch nach den erwarteten monetären Stützen der Notenbanken. Die stehen derzeit im Vordergrund der Bühne, jedenfalls für die Bullen. Konjunktur interessiert vorübergehend nur am Rande, obwohl wichtige Indikatoren der Wirtschaftsentwicklung natürlich beachtet werden, weil sie in die Entscheidungsfindung der Währungshüter einfließen. Auch die Inflation ist unproblematisch – für uns alle, nur nicht für die Zentralbanker. Denen ist sie nach wie vor unplangemäß zu niedrig, was an japanische Deflationsjahre erinnert.



Doch melden sich gerade jetzt wieder auch bärische Stimmen zu Wort. Ohne besonders dramatisch zu klingen, signalisieren das die monatlichen Zahlen zum deutschen Konsumklima der Nürnberger GfK-Forscher: Die Hoffnungen auf eine Stabilisierung der Konjunkturerwartungen, die im vergangenen Monat durch den kleinen Anstieg aufgekommen waren, haben sich im Juli wieder zerschlagen. Der Indikator verliert 6,1 Punkte und rutscht mit -3,7 Zählern erstmals seit März 2016 unter seinen langjährigen Durchschnittswert von 0 Punkten. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt mit -6,5 Zählern im November 2015 gemessen. Der Handelskonflikt mit den USA, anhaltende Brexit-Diskussionen sowie die globale Abkühlung der Konjunktur lassen die Rezessionsängste weiter ansteigen. Vor allem Beschäftigte in den stark exportorientierten Branchen, wie zum Beispiel der Automobilindustrie und deren Zulieferbetrieben sind in erster Linie betroffen. Hinzu kommt, dass Meldungen über Personalabbau die Angst vor Jobverlust steigen lassen. Auf diese Entwicklungen haben einige Experten reagiert und ihre aktuelle Wachstumsprognose für dieses Jahr zum Teil spürbar nach unten revidiert.

Auch internationale Analysten legen wieder eine skeptische Miene auf. Gründe: Erstens ist die Waffenruhe im Handelskrieg trügerisch. Falls der wirtschaftspolitische Streit lediglich den Beginn eines breiteren, mehrjährigen Konflikts zwischen den USA und China darstellt, wird es nicht lange dauern, bis sich die Lage wieder verschlechtert. Eine Ausweitung des Handelskriegs auf andere Länder könnte die Folge sein. Zweitens sind die Zentralbanken zwar bereit, weitere positive Impulse zu geben, doch gibt es Bedenken hinsichtlich der Wirksamkeit der Maßnahmen. Und zur Erinnerung: Angesichts des Handelskonflikts zwischen den USA und China hat der Internationale Währungsfonds (IWF) vor einem "prekären" Wirtschaftsjahr 2020 gewarnt und seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft nach korrigiert.

Es gibt aber auch bullische Stimmen. Schreibt vorhin ein bekannter Fondsmanager: „Zahlreiche der jüngsten Entwicklungen lassen uns zu dem Schluss kommen, dass Investoren im weiteren Jahresverlauf eher ein stabiles Umfeld vorfinden sollten und das Goldilocks-Szenario noch nicht in die Geschichtsbücher verabschiedet wird.“ Das Goldlöckchen-Szenario (englisch Goldilocks economy) beschreibt die perfekte Mitte: moderates Wachstum, moderate Inflation, niedrige Zinsen. (Die Metapher geht auf das im englischen Sprachraum populäre Märchen Goldlöckchen und die drei Bären des britischen Dichters Robert Southey zurück).

Die Haarfarbe ist mir total egal, denn ich bleibe dem Bullenlager langfristig treu – kurz- bis mittelfristig fällt mir das aber immer schwerer.