Dax unterschätzt – Dow überbewertet?

04.07.19

Hallo allerseits! Es ist eine reizvolle Aufgabe, Stimmungsanalysen von den Börsen mit der Kursentwicklung zu vergleichen. Denn oft erhält man auf zwei Fragen drei Antworten (klingt spöttisch, ist aber so nicht gemeint). Die Erhebungen zum „Sentiment“ der Märkte basieren nun einmal auf unterschiedlichen Teilnehmerkreisen und Fragezeitpunkten – allein die Kurzfristigkeit des modernen Handels führt dazu, dass zwischen Umfrage und Veröffentlichung richtungsweisendes passiert sein kann. Mein zusammenfassender Eindruck von den jüngsten Stimmungsreports: Der Dax wird wieder positiver beurteilt.



Nimmt man Euroland insgesamt, so konnten die Aktien im Juni deutlich an Wert gewinnen. Kann diese Rally noch weiter tragen? In Europa sind die Anleger derzeit eher defensiv in Aktien engagiert, geht aus Umfragen hervor. Wenn man bedenkt, dass die Aktien in Euroland, gemessen am EuroStoxx 50 Future, in den letzten beiden Jahren seitwärts tendierten, dann hatte dies doch einen erheblichen Einfluss auf die Anlegerdepots: Aus einer Übergewichtung ist eine deutliche Untergewichtung geworden und dies lässt durchaus noch bessere Kurse für Euroland-Aktien erwarten.

Und der Dax? Die jüngsten Äußerungen zum Handelskonflikt und Signale sinkender Zinsen in den USA schüren Kauflust. Der Dax ist seit vergangenem Mittwoch immerhin um 380 Punkte gestiegen. Von den hiesigen Anlegern mit mittelfristigem Horizont waren es vor allem die Bären (professionelle und private Anleger), die ihre Positionen glattgestellt haben und so die Marktstimmung verbessern. Aber nicht alle haben gekauft. Die Beobachter sehen ihre Erwartung bestätigt, dass diese Akteure den steigenden Kursen hinterherlaufen mussten. Insgesamt sei die Stimmung aber eher neutral, heißt es im neuen Frankfurter Wochenreport. Hinzu komme starker Pessimismus aus dem Ausland. Demnach ist der jüngste Kursaufschwung an den Aktienmärkten weniger die Folge einer Übertreibung, sondern der Glattstellung größerer Schieflagen, also „einer Unterschätzung der Investoren" geschuldet. Das sorgt für Zuversicht: Der Dax sollte weiterhin in guter Verfassung bleiben. Schön wär’s ja, aber ich habe schon wegen der politischen Probleme Europas nach wie vor meine Zweifel.

Und wie sehen prominente Strategen die Stimmung an der Wall Street? Bis zur Fed-Sitzung am 31. Juli dürfte der Markt seine Aufmerksamkeit auf die US-Berichtssaison richten. Diese nimmt in der Woche vom 15. Juli Fahrt auf. Analysten hatten ihre Gewinnerwartungen im Juni bereits deutlich gesenkt, nun scheinen die Unternehmen dies zu bestätigen. Denn in der sogenannten Vorberichtssaison müssen sie wesentliche Abweichungen der zu berichtenden Quartalszahlen von den Analystenschätzungen bekanntgeben. In den USA fielen zwei Drittel der bisherigen Warnungen negativ aus! Und eine enttäuschende Berichtssaison könnte wegen der aktuellen Bewertungen für einen Rücksetzer am US-Markt sorgen.