Der onvista-Börsenfuchs: Die Ampeln stehen noch nicht auf grün

03.07.19

Hallo Leute! Die Börsen präsentieren sich alles in allem in guter Kondition (man erwartet ja Senkung der Leitzinsen), aber schon am Tag 3 nach Osaka kommen viele Strategen wieder ins Grübeln. Das gilt vor allem für die Wall Street, die zeitweise von ihrem Trump-el gebremst wird. Dazu kommen auch enttäuschende Konjunkturnachrichten von rund um den Globus. Merke: Dass es mit der Weltwirtschaft im zweiten Halbjahr zügig aufwärts geht, ist keineswegs sicher.



Übrigens: Wusstet Ihr, dass die koreanischen Exporte als ein Frühindikator für den Welthandel gelten? Die sind im Juni um 13,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen – so stark wie seit 2016 nicht mehr. Zudem fiel das Stimmungsbarometer für das Verarbeitende Gewerbe weltweit auf den niedrigsten Stand seit 2012. Mehr Unternehmen als zuvor berichteten von rückläufigen Geschäftszahlen. Auch von daher steigen die Erwartungen für weitere Lockerungsmaßnahmen der Zentralbanken. Konkret: Laut Deutsche-Bank-Analysten hat sich die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe in 11 der 15 wichtigsten Schwellenländer eingetrübt. Vor allem offene Volkswirtschaften wie Taiwan und Tschechien leiden unter dem Handelsstreit sowie der global schwächelnden Weltkonjunktur. Die rückläufige Inflation in den Schwellenländern ermöglicht es, die Konjunkturschwäche mit neuen Geldspritzen der Notenbanken zu behandeln. In Russland, Indien und Chile wurde der Leitzins bereits im Juni gesenkt, die Türkei, Brasilien, Indonesien und Südkorea könnten bald folgen. Das klingt gut und ist ein zusätzlicher Anreiz für international streuende Aktienfans. Nur: Euro-Anleger sollten beachten, dass Leitzinssenkungen die jeweiligen Währungen schwächen können.

Derweil zoffen sich Europas Politiker im Brüsseler Machtkampf. Hat das was mit Börse zu tun, werdet Ihr vielleicht frage. Oh ja! Dazu hat vorhin ZEW-Professor Heinemann folgende Stellungnahme verbreitet: „Wenn Christine Lagarde und nicht Jens Weidmann im November tatsächlich die EZB-Präsidentschaft übernimmt, macht dies einen wirklichen Unterschied für die Zukunft von Geld- und Fiskalpolitik in Europa. Lagarde ist in ihrer Denkrichtung stark nachfrageorientiert und hat von Deutschland immer wieder höhere Staatsausgaben zum Abbau des Leistungsbilanzüberschusses verlangt. Weidmann argumentiert stärker angebotsorientiert und fordert vor allem Strukturreformen ein. Lagarde hat als Chefin des Internationalen Währungsfonds die expansive Geldpolitik der Notenbanken stets gutgeheißen und würde als geldpolitische Taube den extrem expansiven Kurs von Mario Draghi vermutlich fortsetzen. Weidmann würde diesen Kurs hingegen eher in Frage stellen.“

Also: Die immer mächtiger gewordenen Notenbanken (was das mächtige Ami-Trumpeltier ja mächtig ärgert!) stellen die Ampeln für Zinsen, Aktien und die Konjunktur – ich sehe momentan noch gelb.