Der onvista-Börsenfuchs: Aktienkurse (noch) besser als Anlegerstimmung

08.07.19

Hallo Leute! „Die Artisten in der Zirkuskuppel ratlos“ – Ihr kennt zumindest den Titel des preisgekrönten Spielfilms von Alexander Kluge aus dem Jahr 1968. Auf den Börsensaal (ob mit oder ohne Kuppel) lässt der sich nicht übertragen, weil die Artisten dort nie ratlos sind: Es gibt immer Wertpapiere, die zum Kauf oder Verkauf empfohlen werden, selbst zur Ferienzeit. Für die Privatanleger wird Börse allerdings eher abschreckend, wenn die Kurse nervös hin und zucken („Schaukelbörse“) oder immer wieder zur Schwäche neigen. Momentan ist eigentlich nix davon zu spüren, denn die Märkte sind ja ganz gut gelaunt und gehen auch nicht in die Knie. Trotzdem: Es gibt aber auch Alarmsignale!



Der vorhin veröffentlichte Sentix-Konjunkturindex für Euroland fällt auf tiefsten Stand seit November 2014 (Sentix gilt als führender Anbieter von Sentiment-Analysen in Europa. Wöchentlich werden rund 5.000 Anleger aus über 20 Ländern zu ihren Erwartungen befragt).Trotz der vermeintlichen Beruhigung an den Aktienmärkten und Wiederaufnahme der Zollgespräche zwischen Ami-Land und China geben die Lage- und Erwartungswerte nach. In Deutschland sinkt der Gesamtindex sogar auf den tiefsten Stand seit November 2009! Eine Rezession in Deutschland scheint unausweichlich, meinen jedenfalls die Stimmungsbeobachter von Sentix. Das heißt, die Anleger folgen nicht den positiven Börsensignalen, an eine schnelle Einigung im Handelsstreit wird nicht geglaubt. Mit Twitter-Meldungen vom Trump-eltier allein lässt man nicht mehr aus der Reserve locken. Ohne konkrete dauerhafte Verhandlungsergebnisse dürfte es also schwer sein, dass die Anleger weltweit eine andere Perspektive entwickeln.

Dementsprechend mies fällt die Interpretation der Umfrageergebnisse der Sentiment-Analysten aus: Der Ruf des Sentix-Konjunkturindex als frühester Frühindikator stellt wenig Erfreuliches in Aussicht. Es ist zu erwarten, dass alle übrigen Konjunktursignale im Juli auch in Moll ausfallen werden. Die aktuellen Konjunkturerwartungen geben Rückendeckung für den Zinsabwärtstrend. Fazit: „Ohne Notenbankunterstützung dürfte es der Aktienmarkt schwer haben.“

Nur zwei Anmerkungen vom Börsenfuchs: Stimmungsindikatoren und Börsenkurse können zeitweise auseinandergehen. Außerdem können sich Aktienanleger auf weitere Rückdeckung durch die Notenbanken verlassen.