Deutsche Auslandsinvestments bringen viel zu geringe Renditen

06.07.19

Hallo allerseits! Als ich die Zusammenfassung vor Augen hatte, wollte ich es nicht glauben: Deutschland verdient weniger mit Auslandsanlagen als andere Länder. Noch schlimmer sieht das Ergebnis einer neuen Studie aus, wenn man sich die konkreten Zahlen ansieht, denn die Rendite deutscher Auslandsvermögen liegt sogar deutlich niedriger als die von anderen Ländern, die international investieren: Seit 1975 lagen die durchschnittlichen Erträge jährlich etwa 5 Prozentpunkte unter denen der USA und fast 3 Prozentpunkte unter denen anderer europäischer Länder, wie Forscher unter Beteiligung des IfW Kiel erstmals in einer langfristigen, international vergleichenden empirischen Bewertung deutscher Auslandsinvestitionen ermittelt haben. Und es kommt noch dicker: Deutschland ist das Schlusslicht unter den G7-Ländern. Besonders schlecht schneiden Anleger aus Deutschland als Aktieninvestoren ab. Hier liegen die Anlageerträge jährlich um 4 Prozentpunkte (!) niedriger als die von Investoren aus anderen Ländern. Das tut schon weh.



Auf einer Rangliste für die Jahre 1975 bis 2017 belegt Deutschland den 12. Platz, wobei nur Finnland schlechter abschneidet. Das Bild sieht ähnlich aus, wenn man die Jahre seit der Finanzkrise (2009–2017) betrachtet, in denen Deutschland auf dem 10. Platz liegt. Kumuliert sind die Auswirkungen der schlechten Anlageerträge enorm: Allein im Jahrzehnt seit der Finanzkrise 2008 hätte Deutschland um 2 bis 3 Billionen Euro mehr Vermögen aufbauen können, wenn die Renditen auf Auslandsvermögen etwa denen Norwegens bzw. Kanadas entsprochen hätten.

Deutschland ist der größte Kapitalexporteur weltweit und fährt im internationalen Vergleich nur überschaubare Renditen ein. „Die Gründe dafür müssen wir dringend analysieren, denn Vermögensverluste dieser Größenordnung sollte sich eine alternde Gesellschaft nicht dauerhaft leisten“, sagt Christoph Trebesch, einer der Autoren der Studie. Ein zunehmendes Problem ist, dass Anleger aus Deutschland immer weniger in jüngere, dynamische Volkswirtschaften in Entwicklungs- und Schwellenländern investieren. Der Anteil sank von 25 bis 30 Prozent in den 1980er Jahren auf weniger als 10 Prozent im Jahr 2017. Gleichzeitig stieg der Anteil an Investitionen in alternde Volkswirtschaften, vor allem in Europa.

Eigentlich hätte man in Zeiten zunehmender Globalisierung den gegenteiligen Trend erwarten dürfen. Zwei Entwicklungen sind deshalb angesagt. Der auch von mir zeitweise propagierte „Home Bias“ (= Schwerpunkt der Anlagen auf bekannten heimischen Werten) sollte in seiner ausgeprägten Form abgebaut werden, um andererseits wieder deutlich mehr in Entwicklungs- und Schwellenländer investieren zu können. Gleichzeitig sollten Sie sich, geschätzte Anleger, intensiver mit den internationalen Anlagenmärkten auseinandersetzen (wenn bisher noch vernachlässigt), um deren Chancen nutzen und die Risiken erkennen zu können.