Wann eine Hausse stirbt

13.07.19

Geht dem Dax jetzt die Puste aus? Mindestens zwei Beobachtungen stimmen Analysten und Anleger nachdenklich: Unseren Aktien fehlt momentan die Kraft für eine weitere Bergetappe, obwohl die Börse andererseits auch nicht in die Knie geht. Jenseits des Atlantiks sind dagegen Indexrekorde schon Routine geworden, ohne dass Wall Street jedesmal laut jubeln würde. Die Risiken sind allen bekannt, die Hoffnungen ähnlich. Selbst wenig schwankende Märkte in den kommenden Wochen und Monaten würden nicht automatisch das Ende eines Aufwärtstrends bedeuten.



Vielleicht kommt Ihnen, geschätzte Anleger, folgende „Börsenweisheit“ in den Sinn: Die Hausse wird in der Baisse geboren, sie wächst in der Skepsis, altert im Optimismus und stirbt in der Euphorie. Der sprachgewandte und von mir besonders geschätzte Fondsmanager Volker Schilling (Greiff capital management ) hat dazu eine klare Position bezogen: Eine Börsenhausse stirbt in Euphorie und nicht in Selbstzweifel. In diesem Sinne haben die amerikanischen Börsen Dow, S&P & Co. neue Höchststände erreicht, ohne dass darüber groß berichtet, geschweige denn gefeiert wurde. Im Gegenteil, die “Mauer der Angst”, also all die Unsicherheiten an den Kapitalmärkten und den politischen Fronten bestimmen die Börsenberichterstattung. So endet kein Märchen. Fazit: Der aktuelle Börsenanstieg wird weitergehen, auch wenn es kleinere Korrekturen geben wird. Dafür sorgen vor allem die Protagonisten der Notenbanken, die als nächstes dem Börsenmärchen als gute Feen zur Seite stehen werden. Die böse Schwiegermutter Rezession oder Zinsanstieg dagegen sitzt noch hinter den sieben Bergen. Manchmal klingt eben doch alles wie ein Märchen. Zu schön, um wahr zu sein.

Das klingt gut, ist plausibel. Denn selbst der vorherrschende Optimismus ist gemäßigt und von Euphorie kann nirgendwo die Rede sein. So gesehen ein bullisches Umfeld. Nur, kann man sich als Privatanleger wirklich darauf verlassen? Nein. Allein die aktuellen geo- und handelspolitischen Gefahren können alte Weisheiten überlagern, können bei weiterer Zuspitzung im Jahresverlauf das zu erwartende geldpolitische Doping durch die Notenbanken wirkungslos machen.

Gehen wir mal davon aus, dass die bösen Enttäuschungen durch die steil abwärts korrigierten Geschäftszahlen großer Dax-Konzerne keine Vorboten einer Rezession sind. Die kommenden Ergebnisse der Berichtssaison fürs zweite Quartal versprechen Spannung. Bleiben Sie wachsam und vorsichtig!