Erwartet nix von der Politik – eine Ausnahme sind die Amis

07.02.20

Hallo Leute! Links, rechts, mittig oder was auch immer – wer die Wahl hat, hat die Qual. Ich möchte nicht wissen, wie viele Anleger von der Politik total enttäuscht sind. Unternehmer und Manager meckern ja schon seit längerem über unsere GroKo, die zwar voll viel anpackt (das muss man anerkennen), aber der große Wurf will AKK & Co. nicht gelingen. Vom Klima- und Umweltschutz über die Steuerpolitik bis zur Investitionsförderung wird mehr politischer Mist als nachhaltiger Dünger produziert. Zugegeben, dass kann jeder so oder anders sehen – abhängig von seiner politischen Heimat. Man muss aber kein konservativer Börsianer sein, um beispielsweise die Pläne der Anlegerbesteuerung als hirnrissig zu verurteilen. Und die gestrige innenpolitische Katastrophe in Thüringen ist ein Menetekel für die demokratische Mitte in Deutschland, ja für die Demokratie als Ganzes.



Da ist es wenig tröstlich festzustellen, dass das Volk über sie Politik eigentlich immer meckert. Außerdem sieht’s bei unseren europäischen Nachbarn auch nicht viel besser aus, wenn überhaupt. Der Brexit (inzwischen plus Megxit) ist nur der schlagzeilenträchtigste Tiefpunkt. Auf der anderen Seite des Teichs sind die Vereinigten Staaten politisch tief gespalten. Dennoch ist heute glasklar, dass König Donald nach dem Scheitern des Amtsenthebungsverfahrens auch die Wahl im November wieder gewinnen und weiter Ami-Präsident bleiben wird. Man muss ihn nicht mögen (ich mag ihn nicht!). Und sein selbstgefälliges Auftreten mit überheblichem Grinsen (siehe gestern Abend) wirkt auf bürgerliche Europäer eher abstoßend. Aber für die Wirtschaft in „America first!“ entwickelt er sich zusehends zum Power-Presi. Und das mögen die Investoren, Trader und Spekulanten der Wall Street.

Ach ja, die Nachhaltigkeit. Die hat ja auch was mit dem Faktor Zeit zu tun. Bei uns sollten die Anleger auf absehbare Zeit keine günstigen Einflüsse der Politik auf die Börse erwarten. Nicht mit dieser Regierung (aber mit welcher bloß?). In Ami-Land dagegen kann man sich auf weitere Rückendeckung durch den wirtschaftsorientierten Trump-el einstellen. Deshalb halte ich es für angebracht, US-Aktien nicht nur wegen des alles überragenden Hightech-Sektors im Depot stark zu gewichten, auch wenn die im historischen wie im internationalen Maßstab schon ziemlich hoch bewertet werden. Analysten sprechen vornehm von „sehr ambitionierten“ Bewertungen. Europäische Aktien sind im Schnitt dagegen noch vergleichsweise günstig. Wäre die Politik der wichtigste Kursfaktor, würde dieses Gefälle wohl bleiben.

Fürs laufende Jahr und wohl auch danach gilt: Ohne die Amis geht an den Weltbörsen nix! Hey, das ist ein Trost für das Bullen-Lager: Denn eine nachhaltig feste Wall Street wird positiv auch auf andere Aktienmärkte ausstrahlen.