Wie man sein Portfolio neu gewichten kann

09.02.20

Stehen wir vor einer nachhaltigen Stimmungswende oder bleibt es bei den nervösen Kursschwankungen auf hohem Niveau? Wieder einmal beherrscht der Faktor Zeit die Gedanken professioneller und privater Anleger. Angesichts der momentan noch belastenden Unsicherheit lohnt es sich, weiter in die Zukunft zu blicken und sich zu erinnern, dass Aktien traditionell einen langfristigen Charakter haben – trotz des populär gewordenen kurzfristigen Tradings. Denn die Dauer eines Investments ist weitaus wichtiger für die Wertentwicklung als der Zeitpunkt des Einstiegs. Allerdings ist gerade die Börsenwelt immer kurzfristiger geworden. Und ich weiß aus vielen Diskussionen, dass sich Privatanleger oft etwas vormachen: Sie behaupten ernsthaft, ganz langfristig zu denken, stellen aber ihre Strategie schon nach wenigen Monaten oder ein bis zwei Jahren in Frage, wenn der Markt zunächst enttäuschend verläuft.


In den vergangenen Tagen nahmen die vorsichtig-optimistischen Ausblicke auf den weiteren Verlauf 2020 tendenziell zu. Analystenstimmen klingen inzwischen so und ähnlich: Betrachtet man die Welt ohne das Coronavirus, dann liegt die Zeit von Abwärtsrevisionen bei Konjunkturprognosen und rückläufigen Stimmungsindikatoren hinter uns. Beim Ifo-Geschäftsklima und bei den Einkaufsmanagerindizes kann man von einer Bodenbildung sprechen, vereinzelt geht es sogar schon wieder erkennbar aufwärts. Ich meine. Die Anleger müssen mit der Volatilität leben, aber das Risiko lohnt sich, die Prognosen bleiben (Dax im Jahresverlauf zwischen 14.000 und 16.000 Punkten).
Der wirklich langfristige Anleger, der sein Portfolio für die private Vorsorge (z.B. Altersvorsorge) aufbaut, muss seine Strategie nicht verändern – sollte sie jedoch immer wieder einmal überprüfen. 

Und wer jetzt über frisches Kapital verfügt, dem empfehle ich nicht mehr vorsichtige Liquiditätserhöhung, sondern eine teilweise Veränderung der Gewichtung als Folge wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten. So könnte man europäische Aktien zugunsten der Wall Street eher vernachlässigen (obwohl US-Aktien im Schnitt schon deutlich höher bewertet werden) – wegen des positiven Trump-Effekts auf Wirtschaft und Börse. Auch bietet es sich an, den Anteil internationaler Aktien mit langjährig stabilen Dividendenrenditen aufzustocken. Sollte die Konjunktur weiter lahmen, leiden darunter auch die Industrierohstoffe – die also links liegen lassen, aber physische Edelmetalle unverändert weiter kaufen. Da mir die deutsche Innenpolitik nicht nur wegen ihrer Steuerpläne inzwischen suspekt geworden ist, würde ich nicht mehr in vielerorts preislich überhitzte heimische Immobilien investieren – es sei denn für die Eigennutzung oder in Form von Immobilienaktien. Außerdem sollten die Freunde von Haus und Grund nach internationalen Alternativen Ausschau halten. 

Wer die Natur und erstklassige Golfplätze sucht, dem würde ich noch junge 5-Sterne-Resorts im Osten Kanadas und in Griechenland empfehlen.