Panik, Hysterie, Crash – Anleger sollten sich mehr Zeit lassen

09.03.20

Es ist einer der Tage, die in die moderne Börsengeschichte eingehen. Ein schwarzer Montag mit Doppelbedeutung: panikartige Aktienverkäufe, historischer Ölpreissturz. Dieser Tag zwingt alle Börsianer zum Nachdenken – Analysten, Vermögensverwalter, Anleger und Händler. Und er macht durch sein Höchstmaß an Unsicherheit wieder einmal deutlich, dass jedwede Marktscheinschätzung und -prognose immer wieder auf den Prüfstand gestellt werden muss. Kurzfristig gesehen. Aus den zahlreichen Stellungnahmen deutscher und internationaler Strategen sei ein lapidar klingender Satz herausgegriffen, den sämtliche Vordenker auswendig lernen sollten: „Nach wie vor ist nicht absehbar, welche wirtschaftlichen und finanziellen Folgen die Ausbreitung des Coronavirus nach sich zieht.“



Ist der heutige Crash eine übertriebene Korrektur einer übertriebenen Aktienhausse? Wird die Korrektur also in Kürze wieder korrigiert? Ansichtssache, kein Wissen. Ähnlich ungewiss bleibt der wirtschaftliche Horizont. Der mit Spannung erwartete Sentix-Konjunkturindex signalisiert eine internationale Rezession: „Die globale Ausbreitung des neuen Coronavirus stürzt die Weltwirtschaft in eine Rezession. Nie zuvor brachen die Konjunkturdaten von Sentix innerhalb eines Monats in allen Weltregionen so deutlich ein.“ Wichtig: Der Umfragezeitraum der Sentiment-Analysten ist aktuell (5. bis 7. März) und die Zahl der Umfrageteilnehmer beträchtlich (1.155 Anleger (davon 260 Institutionelle). In Euroland hat sich der stärkste Rückgang innerhalb eines Monats seit Erhebungsbeginn ergeben. Allein dieses Stimmungsbild kann Anleger erschrecken und abschrecken.

Erfahrungsgemäß ist kaum vorherzusagen, wie sich die Märkte nach einem solchen Tag weiterentwickeln. Die Vergangenheit zeigt nämlich, dass solchen Kurseinbrüchen in den folgenden Tagen und Wochen sehr unterschiedliche Entwicklungen folgten. Beispielsweise sanken die Notierungen 2008 weiter, ungeachtet der Tatsache, dass Tagesverluste jenseits von 6 % zu vermelden waren. In anderen Fällen wie 1991, 1997, 2001 und 2016 konnten sich die Notierungen dagegen schnell wieder erholen.

Plausibel klingt eine heutige Stellungnahme des Helaba Research: „Nach dem jüngsten Einbruch am Aktienmarkt empfehlen wir, die Nerven zu behalten und auf dem erreichten niedrigen Niveau von Panikverkäufen abzusehen. Wir halten an unserer Einschätzung fest, dass solche Marktphasen für mittel- bis langfristig orientierte Anleger Gelegenheiten bieten, Aktienpositionen wieder aufzubauen.“

Da ist er wieder, der wichtige Faktor Anlagezeitraum. Nehmen Sie sich Zeit, geschätzte Anleger, bevor Sie Ihre Taktik oder gar die Strategie gravierend verändern! Die ganz
langfristigen Aktien-/Aktienfondssparer wissen, dass sie sich gelassen zurücklehnen können.