Durch Virusfolgen noch mehr deutsche Aktienmuffel

10.03.20

Was wird jetzt aus der (leider) völlig unterentwickelten deutschen Anlagekultur? Die Veröffentlichung der 2019er Statistik durch das Deutsche Aktieninstitut (DAI) liegt erst ein paar Tage zurück. Headline: Aktieninteresse sinkt trotz gutem Börsenjahr. Das war eine Überraschung. Erfahrungsgemäß mögen die deutschen Falschsparer zwei Entwicklungen nicht und sind deshalb mehrheitlich alte Aktienmuffel: sinkende Börsenkurse und starke Kursschwankungen. Wie soll da das Interesse an der Börse als sinnvolle Alternative zum sinnlosen Konto wieder zunehmen? Ich befürchte, dass es jetzt noch schwieriger (eigentlich: hoffnungsloser) wird, die Bundesbürger von den Vorteilen der langfristigen Aktienanlage zu überzeugen. Neben der Erkrankung vieler Menschen und einer Schwächung der Weltwirtschaft hat die Viruspandemie weitere unerfreuliche Folgen. Dazu gehört (jedenfalls bei uns): Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden die Aktionärszahlen im laufenden Jahr weiter sinken.



Was könnte man dagegen tun? Mein Plädoyer für breit angelegte, konzertierte Aktienförderaktionen findet in dieser Zeit keine Resonanz – kein Wunder, denn alle zuständigen Kreise (= potenziell Mitwirkende) haben jetzt natürlich Wichtigeres im Sinn. Und wollte man den ungläubigen Kontensparern mit historischen Zahlen und Grafiken beweisen, dass die jüngste Baisse der ideale Anlass für einen langfristigen Sparplan in Aktien oder Aktienfonds wäre, dann würden die meisten jetzt abwinken.

In den kommenden Monaten (nicht Tagen oder Wochen) muss es vor allem darum gehen, das Virus weltweit in den Griff zu bekommen und eine Rezession zu verhindern. Wenn das gelingt, haben wir im kommenden Jahr vielleicht frische Argumente, um bei Privatanlegern Überzeugungsarbeit pro Aktie zu leisten.