Nicht nur sparen und anlegen – Geld ausgeben ist wichtig

23.04.20

Das monatlich ermittelte Konsumklima in Deutschland gehört für die Börsianer nicht zu den mit Spannung erwarteten Nachrichten. Es fehlt die unmittelbare Kursrelevanz. Schade, denn es gibt natürlich einen Zusammenhang zwischen Geld ausgeben und Geld anlegen. Deshalb wiederhole ich von Zeit zu Zeit meinen Appell, das eine oder andere nicht total zu vernachlässigen – damit schadet man sich selbst und der ganzen Volkswirtschaft. Die neuen Zahlen können in der Tendenz nicht überraschen, in der Größe sind sie aber erschreckend.



Die Pandemie und die damit einhergehenden Maßnahmen zur Eindämmung des Virus haben die Verbraucherstimmung im April schwer getroffen. Laut GfK befinden sich Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung im freien Fall. Ein Wert von -23,4 Punkten ist bislang beispiellos in der Historie des Konsumklimas. Dazu eine Warnung der Nürnberger Stimmungsforscher: „Da sich nun abzeichnet, dass die Lockerungen der Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 aus Vorsichtsgründen nur sehr langsam vor sich gehen werden, dürften auch dem Konsumklima in den nächsten Monaten schwierige Zeiten bevorstehen.“

Und dann macht der GfK-Monatsbericht den Zusammenhang deutlich: Verschärft wird der Absturz des Konsumklimas zudem durch eine im April sprunghaft angestiegene Sparneigung. Die allgemeine Verunsicherung hat nämlich dazu geführt, dass die Sparneigung um mehr als 51 Punkte angestiegen ist und das Konsumklima erheblich belastet. Wird denn wenigstens verstärkt sinnvoll gespart? Leider nein.

Dazu passt eine ebenfalls heute Vormittag veröffentlichte kurze Analyse der Deutsche-Bank-Strategen: Ein anhaltend niedriges Zinsniveau verstärkt den Anreiz, Vermögen von Sparbüchern (Bankeinlagen) und ähnlich risikoarmen Anlagen in andere Instrumente umzuschichten. Daten aus dem Euroraum zeigen allerdings, dass private Haushalte ihre Aktien- und Investmentfondsanlagen im vergangenen Jahrzehnt eher zögerlich ausgebaut haben. Ihr Anteil am Geldvermögen hat sich im Vergleich zu 2010 lediglich um 1,8 Prozentpunkte erhöht. Langfristig lassen sich Anleger dadurch interessante Renditechancen entgehen, obwohl manche Jahre – wie das laufende – für Wertpapieranlagen schwierig sein können. Nur rund ein Viertel des privaten Geldvermögens im Euroraum entfällt auf Aktien und Investmentfonds; immer noch rund ein Drittel auf Einlagen bei Banken, für die inzwischen praktisch keine Zinsen mehr gezahlt werden. Berücksichtigt man das nichtfinanzielle Vermögen (unter anderem Immobilien) liegt der Aktien- und Investmentfondsanteil mit rund 12 Prozent sogar noch deutlich niedriger.

Den Cash-Anteil in der aktuellen Krise (erst einmal) hochzufahren, ist natürlich verständlich. Dass deshalb die Börse für die meisten Bundesbürger momentan keine besondere Bedeutung hat, lässt sich ebenfalls gut nachvollziehen. Aber das darf kein Dauerzustand werden. Daher bleibe ich dabei: Keine großen Beträge Bargeld längerfristig horten, sondern lieber in Aktien und Gold investieren – und dabei das Konsumieren nicht vernachlässigen!