Vorsicht, dem Dax droht die Puste auszugehen!

12.05.20

Im Gegensatz zu unseren Sportlern konnte der Dax seit dem Ausbruch der Corona-Krise täglich trainieren – nun sind (erst einmal) Anzeichen von Konditionsschwäche zu erkennen. Zumindest fehlt die ihm die Kraft für eine Fortsetzung der Erholung über die Marke von 11.000 Punkten hinweg. Keine Überraschung. Denn die Nachrichten lesen sich zu Beginn dieser Woche wie ein Konvolut von Warnungen. Die beispiellose Pandemie mit ihren längst noch nicht klar absehbaren Folgen für Unternehmen, Branchen und die Weltwirtschaft insgesamt verhindert eine überzeugende kurzfristige Interpretation der aktuellen Kursschwankungen. Was bleibt, ist der Hinweis auf die extreme Unsicherheit an den Börsen und in deren Umfeld.



Der Aktienmarkt hat einiges an großen Brocken zu schlucken, selbst wenn man das Problem der weltweiten Verschuldung auf das Morgen verschiebt. Doch wird schon in diesen Tagen von allen Seiten nach (noch) „Mehr Geld!“ gerufen. Bekannte Beispiele sind Lufthansa, die Kfz-Hersteller (wg. Autokaufprämien) und die Bahn. Jetzt fordert die Gesetzliche Krankenversicherung von der Bundesregierung mehr Geld, um trotz Viruskrise höhere Beiträge im kommenden Jahr zu vermeiden. In einer seltenen, gemeinsamen Aktion verlangen die Wirtschaftsverbände Deutschlands, Frankreichs und Italiens dringend umfassende finanzielle Hilfe von der Europäischen Union. Die Corona-Krise sei ein „gewaltiger, unerwarteter und tragischer Schlag für das öffentliche Leben, die Gesundheit, das soziale Wohlergehen und die Konjunktur”, heißt es in einer Erklärung. Norwegen zapft angesichts der wirtschaftlichen Probleme durch die Pandemie eine Rekordsumme aus seinem billionenschweren Staatsfonds ab. Umgerechnet rund 38 Milliarden Euro sollen in diesem Jahr abfließen. Dies entspricht 4,2 Prozent des weltgrößten Staatsfonds.

Mag sein, dass die Hiobsbotschaften einzelner Unternehmen und Branchen von der Börse bereits weitgehend eingepreist sind. Was aber, wenn sich die Ausblicke in den kommenden Wochen und Monaten weiter eintrüben sollten (was ich erwarte)? Heute bekannt geworden: Angesichts der roten Zahlen warnt Thyssenkrupp vor einem massiven Einbruch in der zweiten Jahreshälfte. Aus Japan kommt die Info, das die Automobilgiganten Toyota und Honda schwere Einbußen hinnehmen müssen. „Das Virus hat uns einen größeren Schock versetzt als die globale Finanzkrise von 2008”, sagte der Toyota-Chef.

Nicht unterschlagen sollte man in dieser Skizze die Beobachtung, dass der Aktienhandel bei aller Nervosität bereit ist, positive Unternehmensnachrichten (und vor allem Überraschungen) spontan zu honorieren. Ein gutes Zeichen für die momentane Börsenverfassung. Dem Dax droht zwar die Puste auszugehen, doch bricht er nicht zusammen. Es sieht also nicht nach einem neuen Kursrutsch aus, zumal es an Aktienalternativen fehlt und die Geldpolitik der Notenbanken den Motor schmiert. Nur kann sich das rasch ändern – täglich, vielleicht sogar stündlich, falls Corona und Folgen eine zweite Schockwelle auslösen. Kurzfristige, spekulative Anleger sollten daher auf der Hut bleiben!