Anleger, Ihr müsst geduldig bleiben!

14.05.20

Die Fragzeichen bleiben – vielleicht noch (sehr) lang. Fondsmanager untermauern schon seit geraumer Zeit ihre Existenzberechtigung durch den Appell, in einer Krisenphase sollten die Anleger „aktiv“ und „flexibel“ handeln. Doch sind das Worthülsen, mit denen man jederzeit argumentieren kann. Zu einem ähnlich nervigen Modewort ist der „Modus“ geworden – besonders gern von Journalisten und Analysten eingesetzt. Der passt scheinbar zu allen Situationen: Baissemodus, Erholungsmodus, Rezessionsmodus usw. Manchmal wechselt der Modus (= Verfahrensweise, Weg), der eigentlich von längerfristiger Natur ist, in seiner Anwendung sogar von heute auf morgen. Man sollte Modus nicht gleichbedeutend mit Kursschwankungen und Volatilität einsetzen, weil die tatsächlich einen kurzfristigen Charakter haben. Wenn schon, wäre jetzt eine Wortverbindung wie „Unwissen-Modus“ angesagt.



Zum wiederholten (uns gewiss nicht letzten) Mal sei betont: Wir kennen die weitere Entwicklung der Pandemie nicht, wir wissen nicht, wie lang sie die Menschheit plagen und wie viele Opfer sie fordern wird. Deshalb kann kein Mensch zuverlässig wissen, welche Folgen unsere Wirtschaft (und die Weltwirtschaft insgesamt) hinnehmen muss. Selbst noch so erfahrene Profis können also nur – durchaus nützliche – Analysen, Meinungen und Prognosen veröffentlichen.

Das gilt selbst für höchstkarätige Experten und Institutionen. Heutiges Beispiel folgende Meldung von der Europäischen Zentralbank: Die EZB rechnet wegen der Virus-Pandemie mit einem massiven Einbruch der Konjunktur im Euro-Raum im zweiten Quartal. Im ersten Jahresviertel, als die Wirtschaft lediglich in den letzten Quartalswochen von der Virus-Ausbreitung und den Eindämmungsmaßnahmen betroffen war, schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 3,8 Prozent im Quartalsvergleich. „Der starke Konjunkturabschwung im April lässt darauf schließen, dass die Auswirkungen im zweiten Quartal noch gravierender sein dürften”, heißt es nun im jüngsten EZB-Wirtschaftsbericht. Die Dauer der Pandemie sei ungewiss. Länge und Ausmaß der Rezession und der anschließenden Erholung ließen sich daher nur schwer vorhersagen. Die EZB ist demnach im Vorsichtsmodus …

Das sollten Sie, geschätzte Anleger, in Ihre taktischen Erwägungen einbeziehen! Das Kursniveau am Aktienmarkt ist nach wie vor fragil, ein solider Trend zeichnet sich ab. Deshalb ist vor allem Geduld angesagt. Wer vorsichtig sein will, sollte anstelle hektischer Nervosität lieber auf die Tribüne gehen (was bei der Bundesliga noch nicht möglich ist) und bis auf weiteres zuschauen.