„V“ wie Vorsorge ist jetzt wichtiger als riskante Anlagen

17.05.20

„Jeder soll nach seiner Façon selig werden“, soll Friedrich der Große gesagt haben, wobei man selig mit „glücklich“ gleichsetzen kann. Deshalb will ich Sie, geschätzte Anleger, jetzt nicht in eine Richtung drängen und andere Wege des Investierens ablehnen. Die (Börsen-)Welt ist viel zu kompliziert worden, um über eine einzige Strategie nachzudenken. Und die Anleger sind in ihren Ausgangslagen und Zielsetzungen viel zu unterschiedlich. Das vorweg, denn wenn ich heute ausdrücklich dafür plädiere, der (Alters-)Vorsorge Priorität einzuräumen, schließe ich andere Ziele, Vorgehensweisen und Formen der Kapitalanlage natürlich nicht aus. Nur erscheint es mir sinnvoll, weit nach vorn zu blicken, um langfristig zu planen, statt kurzfristige Risiken einzugehen. Das großgeschriebene „V“ spielt also nicht nur für die Propheten des Konjunkturverlaufs eine Rolle (ich befürchte eher ein breites „U“ oder gar ein „L“), sondern sollte mehr noch die so wichtige Langfristaufgabe der individuellen Vorsorge symbolisieren.



Meine Skepsis hinsichtlich der Corona-Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft hat an diesem Wochenende noch zugenommen – die schwerwiegenden Belastungen dürften uns (viel) länger herausfordern als ein Großteil der Analysten und Anlagestrategen bisher vermutet. Den Anlass dafür liefert nicht die Börse, sondern ein anderer Markt: der Arbeitsmarkt. Von diesem kommen zunehmend geradezu furchterregende Nachrichten. Es reicht nicht mehr aus, „nur“ die bekannt-brisanten Branchen im Auge zu behalten, wie etwa Autobauer und Banken. Dazu kommen Airlines, Bahn, Tourismus, Hotellerie, Gastronomie und der Einzelhandel. Dabei verdienen nicht nur Knaller wie Karstadt/Kaufhof und JC Penney in den USA unsere Beachtung, sondern die Beschäftigungsprobleme in der Breite. Kein Wunder, dass die Rufe nach stattlichen staatlichen Hilfen immer lauter werden (Randbemerkung: Nationale und internationale Verschuldungsthemen werden in den kommenden Jahren zu einer großen Herausforderung). Weil das (fast) jeden von uns tangiert, sollte jeder seine finanziellen Langfristvorkehrungen prüfen und gegebenenfalls erweitern.

Interessant dazu die Ansicht des bekannten (und von mir sehr geschätzten) Risikoforschers Gerd Gigerenzer, der die klassischen, fehlerhaften Modelle der Finanzmathematik ablehnt und in einem Handelsblatt-Interview für Anleger stattdessen einfache Handlungsanweisungen skizziert: Anleger müssen lernen, mehr mit Ungewissheit zu leben als mit berechenbaren Risiken. Die zweite Botschaft lautet, man kann solche Krisen überstehen, wenn man Zeit hat und einige Jahre aussitzen kann, bis sich die Lage beruhigt – was sie hoffentlich tun wird.
Ergänzend schlage ich Ihnen vor, liebe Leser, sich mit den Vor- und Nachteilen der vielfältigen Anlageinstrumente zu beschäftigen, die sich auch und gerade für das langfristige Investment anbieten – etwa mit den unterschiedlichen Fondstypen und ETFs, den vielseitigen Zertifikaten und mit Sparplänen in Aktien und/oder Gold.