Zwischen Quartalshoffnungen und Coronasorgen

14.07.20

Die befürchtete Welle von bad News aus der Wirtschaft ist bisher ausgeblieben. Bisher. Doch steht die Berichtssaison über das zweite Quartal erst bevor – in ein paar Tagen wissen wir mehr. Bisher ist das Konjunkturbild noch diffus, sind die (meist vorsichtigen) Prognosen je nach regionaler Herkunft recht unterschiedlich. Die globale Angst vor einer zweiten Welle – die Rückkehr der Pandemie jetzt oder im Herbst – ist dagegen schon weitaus konkreter. Das bestätigen nicht nur die täglichen Infektionszahlen aus Nord- und Südamerika, denn auch mehrere asiatische Länder verschärfen angesichts wieder wachsender Virusausbreitung die Maßnahmen gegen die Pandemie. Von daher dürfen sich Wirtschaft und Anleger vorläufig auch keine klaren Vorgaben erhoffen.

Neuen Stoff für Börsenbullen liefert seit einigen Tagen lediglich China. Heute mit der Nachricht, dass die Exporte im Juni überraschend geklettert sind – im Gegensatz zu den Erwartungen der Experten. Aber auch die Importe in die weltweit zweigrößte Volkswirtschaft stiegen das erste Mal in diesem Jahr an. Derweil werden die Hoffnungen hierzulande nach Wochen mit erstaunlich zuversichtlichen Vorhersagen mittlerweile wieder eingeschränkt. So dämpft BDI-Chef Kempf die Erwartungen an eine Erholung der Wirtschaft in der Corona-Pandemie: „Der langsame Aufwärtstrend der Konjunktur ist kein Grund zum Übermut. Frühestens 2022 wird die Volkswirtschaft wieder das Vorkrisenniveau erreichen.“ Und der vorhin vorgelegte monatliche ZEW-Indikator hat auch keine andere Tonlage. 

Zwar hat sich die Einschätzung der befragten Finanzexperten zur konjunkturellen Lage für Deutschland leicht verbessert, zugleich ist jedoch der Index der Konjunkturerwartungen gegenüber dem Vormonat leicht gesunken. Kommentieren die Wissenschaftler: Der Ausblick für die deutsche Wirtschaft verändert sich in diesem Monat nur unwesentlich gegenüber dem Vormonat. Die Experten erwarten nach einem sehr schlechten zweiten Quartal einen allmählichen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in der zweiten Jahreshälfte und Anfang 2021.

Mit solchen, ähnlichen, vielleicht aber auch anderen Einschätzungen und Prognosen werden wir uns noch lange auseinandersetzen müssen. Man kann davon ausgehen, dass der Trend von Corona und Konjunktur nach Ländern und Branchen immer weiter auseinandergehen wird – bei den Börsenkursen heißt es dann „uneinheitlich“. Uneinheitlich könnte somit die Tendenz auch an den großen Aktienmärkten in den bevorstehenden Monaten werden.