Vorsichtshalber jetzt eine Kaufpause einlegen

 16.08.20

Haben die Aktienmärkt übertrieben? Ansichtssache. Außerdem müsste Übertreibung zugeordnet, also mit irgendetwas verglichen werden (z.B. historische Vorbilder, Unternehmensgewinne). An der Börse werden bekanntlich zahlreiche Analyse- und Bewertungstechniken eingesetzt, um zu entscheiden: kaufen, halten oder verkaufen? Passives Nichtstun wird so gut wie nie diskutiert. Ich schlage Ihnen heute, geschätzte Anleger, eine kurzfristige Pause vor. Vorsichtshalber. Denn die kommenden Tage versprechen angesichts der wieder zunehmenden Pandemie-Zahlen heikel zu werden. Die Empfehlung zuzuschauen betrifft natürlich nicht das langfristige Investment (z.B. Sparpläne). Auch möchte ich die aktiv handelnden Selbstentscheider nicht bremsen, wenn sie wenigstens nach einzelnen Sondersituationen Ausschau halten und sporadisches Stockpicking betreiben.

Gut möglich, dass die Helaba-Analysten Recht bekommen werden, wenn sie folgende Zwischenbilanz 2020 ziehen: Aktien bewegen sich weiterhin im Spannungsfeld zwischen Corona-Sorgen, Wachstumshoffnungen und der Angst, Kursgewinne zu verpassen. Viel Positives ist inzwischen schon vorweggenommen, so dass für die kommenden Monate mit einer langsameren Gangart zu rechnen ist. Das beschäftigt mich momentan weniger als die ganz aktuell wieder zunehmenden Sorgen um Pandemie und Wirtschaft: Was treibt Anleger trotz in vielen Ländern wieder steigender Corona-Neuinfektionen in Aktien? Klar ist das Argument der viel zitierten Alternativlosigkeit, die durch die ultralockere Geldpolitik der vergangenen Monate noch verstärkt wurde. Im angelsächsischen Sprachraum wird dieses Phänomen mit dem Akronym „TINA“ („There is no alternative“) umschrieben. Allerdings trägt dieses „Argument“ immer nur, solange sich die fundamentalen Perspektiven verbessern oder zumindest stabil bleiben. Andererseits scheinen immer noch viele Anleger zu defensiv positioniert zu sein, was angesichts des enormen Tempos der Kurserholung nicht verwunderlich ist. Dies zeigen beispielsweise jüngste Sentiment-Umfragen. Aus Angst etwas zu verpassen – was man auch „FOMO“ nennt („Fear of missing out“) – könnten diese Investorengruppen schon bei den nächsten Kursrücksetzern die Gelegenheit nutzen und ihre Aktienpositionen ausbauen.

Doch sind die kurz- bis mittelfristigen Risiken inzwischen größer als die Kurschancen. Corona & Folgen (die zweite Welle) bilden wieder ein furchterregendes Szenario. Allen Anlegern, die ähnlich besorgt sind, rufe ich zu: Macht mal Pause!

Aber bleibt unserem Aktienmarkt langfristig treu, meine Freunde, und bleibt gesund!