Corona bleibt die größte Gefahr für Dow und Dax

 29.09.20

In ein paar Jahren wird man rückblickend eine relativ hohe Korrelation zwischen Corona und den Aktienkursen erkennen – eine Vermutung, noch keine Prognose. Technische Analysten können dann entsprechende (ähnlich aussehende) Kurvenverläufe der monatlichen Infektionszahlen und der führenden Indizes zeichnen. Und die Konjunktur? So unterschiedlich die jüngsten Einschätzungen der Wirtschaftslage sein mögen, so klar sind von allen Seiten die Warnungen vor den Einflüssen der Pandemie: Alles, was jetzt gesagt und geschrieben wird, kann durch eine weitere Zuspitzung der Krise überholt werden. Das sollten kurz- bis mittelfristig orientierte Kapitalanleger berücksichtigen! Selbst Kanzlerin Merkel hat jetzt Alarm geschlagen, als sie die hochgerechnete Zahl von gut 19.000 täglichen Neuinfektionen in den Raum stellte, falls die Entwicklung so weitergehen sollte wie zuletzt. Noch sind unsere Zahlen erträglich (anders als bei einigen Nachbarn).

Besser ist die Stimmung in der Wirtschaft. Denn das Klima in der Euro-Zone hat sich im September stärker als erwartet aufgehellt. Das Barometer für das Geschäftsklima stieg um 3,6 Zähler auf 91,1 Punkte, wie die EU-Kommission heute bekanntgab. Von Reuters befragte Volkswirte hatten lediglich mit einer Zunahme auf 89 Punkte gerechnet. Und: Mit diesem Anstieg hat der Indikator bereits rund 70 Prozent der Verluste wieder wettgemacht, die er auf dem Höhepunkt der Corona-Krise in den Monaten März und April zu verzeichnete.

Andererseits sagen Forscher ein Nachlassen der Dynamik voraus. Das Wirtschaftswachstum im Eurogebiet wird im vierten Vierteljahr abflachen, nach einer massiven Erholung im dritten Quartal. Das erwarten das Münchner Ifo-Institut sowie KOF aus Zürich und Istat aus Rom in ihrem neuen „Eurozone Economic Outlook“. Verlässliche Prognosen seien im derzeitigen Umfeld jedoch schwierig, da niemand weiß, wie sich die Infektionszahlen entwickeln, wann ein Impfstoff verfügbar ist und wie die Wirtschaftspolitik wirkt. Die Institute veranschlagen für das vierte Vierteljahr ein Wachstum von nur 2,2 Prozent gegen das Vorquartal, nach plus 8,2 Prozent im dritten und einem Absturz von minus 11,8 Prozent im zweiten. Im Gesamtjahr 2020 erwarten die Institute ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung von 8,0 Prozent. Im ersten Quartal 2021 sehen sie dann noch ein Wachstum von 1,5 Prozent gegen das Vorquartal. Das sind Zahlen, die Anleger nachdenklich stimmen müssen und wieder steigende Unsicherheit signalisieren.

Im Kreis internationaler Anlagestrategen versprüht Sébastien Galy von Nordea Asset Management jedoch relative Zuversicht: In seinen Ausblick für das vierte Quartal empfiehlt er als Fazit: In Phasen von Kursrückgängen kaufen, aber flexibel bleiben! Die aggressive Lockerungspolitik der Federal Reserve und der EZB dürfte dazu beitragen, dass sich das Wachstum schneller als derzeit erwartet erholt. Die Tatsache, dass Zentralbanken eingreifen werden, wenn die Märkte einbrechen, verstärkt auch die Einstellung, bei Kursrückgängen stetig zu kaufen („Buy the Dip“). Sein Hauptaugenmerk liegt vor allem auf dem von China angetriebenen wirtschaftlichen Aufschwung und der Dynamik im Bereich Nachhaltigkeit (ESG).

Zu guter Letzt noch eine aktuelle Nachricht, die für die ganz langfristige Aktienanlage als wichtiger Bestandteil der Altersvorsorge spricht: Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland ist erneut gestiegen. Aktuell könnte ein neugeborenes Mädchen 83,4 Jahre alt werden, berichtet das Statistische Bundesamt. Für neugeborene Jungen beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung 78,6 Jahre. Und der Trend geht in Richtung 90 Jahre!