In Gold langfristig investieren, nicht wegen US-Wahl spekulieren

 06.10.20

„US-Wahl: Die Welt hält den Atem an.“ Tendenziell sicher richtig, aber wohl übertrieben, wie ein französischer Fondsmanager seine aktuelle Analyse der Finanzmärkte titelt. Ein Frankfurter Stratege formuliert: „Angst und Misstrauen sind und bleiben Treiber des Goldpreises.“ Kein Widerspruch, nur: Wieso wird in diesen Tagen der Preis des edlen Metalls nicht nach oben getrieben? Ist Donald J. Trump nicht Grund genug, um massiv in Gold (physisch oder als Minenwerte) zu investieren? Es fällt jedoch mit jedem Tag schwerer, den noch amtierenden President ernst zu nehmen. Das müssen wir aber. Seine Unberechenbarkeit ist gefährlich, auch für Kapitalanleger.

Das internationale Interesse an Edelmetall-Investments ist groß. Und Gold ist eine anerkannte Reservewährung, ist das sichere Geld. Seit Jahren kommen immer wieder und mit zunehmender Tendenz starke spekulative Kräfte hinzu. Gold wird dann zeitweise als Konkurrent zu anderen Anlageklassen angesehen und soll in überschaubarer Zeit Wertsteigerung bescheren, obwohl es bekanntermaßen keine Ausschüttungen gibt – weder Zinsen noch Dividenden. Auf Monatsbasis hat das güldene Metall in der Leitwährung US-Dollar gerechnet 1 Prozent verloren, ist aktuell also glanzlos. Anders das längerfristige Bild, denn gegenüber dem Preis vor genau einem Jahr ist der Preis um gut 27 Prozent gestiegen (und mehrjährig noch viel höher!).

Damit rückt wieder der Zeitfaktor, den ich bei fast allen Anlagethemen gerne anspreche, in den Vordergrund. Allgemeingültige These: Der Anlagezeitraum ist wichtiger als der Anlagezeitpunkt. Deshalb teile ich auch die Meinung von Strategen, die mit einem weiten Zeithorizont auf Edelmetall setzen, denn in unserem Zeitalter der Angst dürfte der Gold-Preis langfristig weiterhin steigen. Gold ist ein Fieberthermometer zur Messung des Zustands der Welt und der Stimmung der Anleger. Die Temperatur dürfte im roten (zumindest im gelben) Bereich bleiben. Nach dem starken Anstieg des Goldpreises in den vergangenen Monaten ist jedoch ein temporärer Rückgang der Notierung ganz natürlich.

Aktuell gibt es mehrere Faktoren, die für steigende Preise sprechen – von der Nullzins-Phase über den schwachen Dollar bis zu den verschuldungsbedingt aufkeimenden Inflationsängsten. Gold wird nun einmal als Misstrauensvotum gegen Politiker und Zentralbanker betrachtet. Deshalb geht der Blick immer wieder über den Atlantik, deshalb haben der 3. November und die anschließenden Weichenstellungen der amerikanischen Wirtschafts- und Sozialpolitik mutmaßlich größere Bedeutung für institutionelle Investoren als andere Wahltermine (und frühere US-Wahlen). Ich würde dennoch nicht mit dem Goldpreis spekulieren – es sei denn mit Aktien führender Minen –, sondern physisches Gold, ETFs und Goldsparpläne als Langfrist-Investment betrachten. Aktien & Edelmetalle – die ideale Kombination für ein vielversprechendes Kern-Investment!