Wenn Luxus gefragt ist, glänzen auch die Luxusaktien

 07.01.21

Die aktuellen Nachrichten aus dem Dreieck von Pandemie/Konjunktur/ Politik sind uneinheitlich. Ebenso die Prognosen. Die Märkte orientieren sich zum Jahresbeginn lieber an den good News, denn die enorme Liquidität strömt in Sachanlagen – insbesondere in Aktien, Private Equity und Immobilien. Profis und fortgeschrittene Privatanleger werden ähnlich wie im alten Jahr gezielt vorgehen und nicht nach dem alten Hausse-Motto „Geht Butter, geht Käse“. Das spricht also für eine Bottom-up-Strategie, bei der man neben der Einzelauswahl auch Aktien-Zertifikate und ETFs nutzen kann.

Luxus ist ein Thema, das bei den Anlegern immer wieder starke Beachtung findet und die Kurse in die Höhe treibt – allerdings nicht ohne Unterbrechungen. Inzwischen haben Produktion und Vertrieb hochwertiger Güter wieder Konjunktur. Die entsprechenden Aktien gelten nach kräftigen Kurserholungen weiterhin als attraktiv. Eine Studie des internationalen Vermögensverwalters GAM Investments nennt drei Haupttreiber: steigender Konsum, wachsende Mittelschicht und Nachhaltigkeit.

Die Luxusgüterbranche war der erste Sektor, den die von China ausgehende Corona-Pandemie traf. Da chinesische Konsumenten für ein Drittel der Nachfrage nach Luxusgütern verantwortlich sind, stellt China einen der wichtigsten Nachfragetreiber des Sektors dar. Namhafte Unternehmen der Luxusbranche passten sich schnell den veränderten Rahmenbedingungen an und nutzten die während der Lockdowns freigewordenen Kapazitäten, um die Krise zu meistern. Dies geschah auf vielfältige Art und Weise: So stellten beispielsweise L'Oréal und Pernod Ricard ihre Alkoholproduktionsstätten auf die Herstellung von Handdesinfektionsmitteln um. Andere Unternehmen leisteten beträchtliche Finanzspenden und Prada verlegte sich auf die Herstellung von Schutzausrüstung und Schutzmasken für medizinisches Personal. Marken wie Nike und Adidas stellten ihre Training-Apps sogar kostenlos zur Verfügung, damit die Menschen auf dem Höhepunkt des Lockdowns psychisch und körperlich fit bleiben konnten. Die anschließende Wiederbelebung der Nachfrage wirkte sich positiv auf den Sektor aus, stellt die Untersuchung fest. Dies gilt nicht nur für die wichtige chinesische Kundengruppe, sondern auch für lokale Luxuskonsumenten, die vor der Krise tendenziell zurückhaltend waren – insbesondere in Europa. Sie zeigten sich über den Sommer bis in den Herbst hinein sehr aktiv und kurbelten die Nachfrage zusammen mit chinesischen und amerikanischen Konsumenten an.

Eine weitere positive Konsequenz dieser Entwicklung stellt laut GAM der vermehrte Einsatz von Technologie vieler dieser Unternehmen dar. Bislang hatte sich der Luxussektor dem Online-Handel eher zögerlich angenähert. Dies änderte sich mit dem Beginn der Pandemie schlagartig. Die Verlagerung vom Großhandel auf den Online- und Direktvertrieb an Konsumenten sowie die Bindung jüngerer lokaler Kunden zählen zu den Erfolgsstorys des Sektors im vergangenen Jahr. Ein gutes Beispiel sind die Aktien von zwei Unternehmen, die jeweils auf ihre Art demonstrieren, wie sich die Branche entwickelt. Zum einen ist das die neue Luxusmarke Farfetch, deren Aktienkurs sich im Jahr 2020 versechsfachte! (Farfetch ist ein internationales E-Commerce Unternehmen, das Designermode von Boutiquen aus der ganzen Welt verkauft). Trotz zwischenzeitlicher Turbulenzen entfaltete das Unternehmen infolge der Pandemie und der erzwungenen Umstellung vieler Luxusfirmen auf E-Commerce zum Ende des Jahres schließlich sein Potenzial. Daneben wird Prada als ein eher klassisches Luxuslabel beispielhaft genannt: Mit der Kollektion Re-Nylon aus nachhaltigen Materialien konnte das Unternehmen jüngere Konsumenten erobern.

Fazit der Studie: Die Luxusbranche hat sich insgesamt als relativ widerstandsfähig erwiesen. Auf jeden Abschwung folgte bislang ein dynamischer und stärkerer Anstieg auf höhere Niveaus als vor der Krise. Während manche Herausforderungen für andere Sektoren existenzielle Bedrohungen darstellen, beispielsweise der Einsatz von Technologie, bieten sie dem Luxusgütersektor dagegen eine Chance. Schwieriger ist es mit markenspezifischen Aspekten. Die Aussichten des Luxussektors für 2021 werden von GAM aus unterschiedlichen Gründen als „sehr optimistisch und konstruktiv“ eingeschätzt. Ich möchte ergänzen: Bei aller Attraktivität des Themas Luxusaktien mit ihrer Chance auf überdurchschnittliche Kursgewinne sollten Sie nicht die Risiken im Einzelfall missachten!