Infrastruktur-Investitionen werden zum Giga-Thema

 18.07.21

Wetter oder Klima, wer ist verantwortlich und hat die Risiken nicht erkannt, hat Schutzmaßnahmen versäumt oder zu spät beschlossen? Die aktuellen Unwetterkatastrophen sind wahrlich furchterregend und wecken Ängste. Und sie werden die (Mit-)Schuldfragen für einige Zeit in den Vordergrund rücken – leider plus Wahlkampfgezeter, wie bei der Corona-Diskussion. Protagonisten sind Politiker verschiedener Ebenen, Wissenschaftler und andere Experten sowie (nicht zuletzt) die Medien. Wichtiger als rückwärts gerichtete Antworten ist aber der Versuch, die politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen aus den jüngsten Erfahrungen abzuleiten. Ich bin der festen Überzeugung, geschätzte Anleger, dass Klima- und Umweltschutz weltweit beschleunigt vorangetrieben werden. Dabei werden Infrastrukturmaßnahmen zum Giga-Thema. Wer das nicht würdigt, wird international zu den Losern gehören.

Nein, ob die Flutkatastrophen „nur“ historische, von Zeit zu Zeit wiederkehrende Wetterereignisse sind oder eine Folge des bereits begonnenen Klimawandels, ist nicht die dringendste Frage. Denn der Klimawandel hat doch längst eingesetzt und muss zusammen mit der Umweltzerstörung endlich massiv bekämpft werden. Wetter oder Klima? Während das Wetter den physikalischen Zustand der Atmosphäre zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort beschreibt, ist Klima erst dann richtig gekennzeichnet, wenn die Wahrscheinlichkeit für Abweichungen vom Mittelwert angegeben werden kann – in der Regel wird eine Zeitspanne von 30 Jahren als Bezugszeitraum für die Klimabeurteilung herangezogen.

Risiken zu bekämpfen, ist eine Chance – wie an der Börse. Diesseits und jenseits des Atlantiks stehen massive Infrastrukturausgaben bevor. Vor allem in den USA hat man die wegweisende Dimension abgesteckt und sich auf hunderte von Milliarden (und über Jahre hin weg auf Billionen) Dollar verständigt. Ein signifikanter Teil dieser Gelder soll in harte Infrastruktur, wie Straßen, Brücken, Stromnetze und Wasserinfrastruktur fließen. Auf der europäischen Seite ist gut die Hälfte eines EU-Fonds für grüne Projekte und für die Digitalisierung vorgesehen.

US-Analysten beschäftigen sich bereits mit der Frage, welche Branchen und Unternehmen auf der Aktienseite von diesen Infrastruktur-Investitionen profitieren könnten. Als mögliche unmittelbare Profiteure fallen einem zuallererst Unternehmen aus dem Bauwesen und aus Sektoren ein, die an das Bauwesen gekoppelt sind, also zum Beispiel Baumaterialien, Industriemetalle/Stahl oder der Maschinenbau. Für die Bauunternehmen stellen die geplanten Infrastrukturausgaben mehr oder weniger direkte Einnahmen dar. Die Unternehmen, die dem Sektor nahestehen, profitieren wiederum von den Bestellungen und Aufträgen des Bauwesens. Längerfristig werden auch gute Aussichten für Betreiber von Infrastrukturanlagen gesehen. Hierzu zählen u.a. Versorger, Transport-Infrastrukturunternehmen oder auch Mobilfunkturm-Betreiber. Last but not least sind die Unternehmen aus dem Bereich der „sauberen Energie“ im weiteren Sinne zu nennen. Typische Elemente des Biden-Plans:

Modernisierung von über 30.000 km an Autobahnen, Straßen und Hauptstraßen, Reparatur der 10 wirtschaftlich bedeutendsten Brücken und Instandsetzung der schlechtesten 10.000 kleinen Brücken, Ersatz oder Reparatur von 24.000 Bussen, 5.000 Eisenbahnwaggons, 200 Bahnhöfen und Tausenden von Kilometern an Gleisen, Signalen und Stromsystemen, Entwicklung und Einführung von Elektrofahrzeugen und eines entsprechenden Ladenetzes, Auswechseln aller Bleirohre und Versorgungsleitungen, Investitionen in das elektrische Netz, flächendeckender Ausbau erschwinglicher, zuverlässiger Hochgeschwindigkeits-Breitbandverbindungen.

Dafür werden mehr Metalle benötigt. Kupfer ist einer der Nutznießer von Bidens US-Infrastrukturgesetz. Nickel und Kupfer werden auch die Hauptnutznießer der Elektrifizierungsausgaben und des Ersatzes von verbrennungsmotorischen Bundesflotten durch elektrische, batteriebetriebene Flotten sein. Auch Silber als das „moderne Industriemetall“ dürfte zusätzliche Verbrauchsimpulse durch das Hochgeschwindigkeits-Internet erhalten.

Mit Blick auf Deutschland sollten gewaltige Anstrengungen zur Verbesserung der Infrastruktur im Gesundheitssektor unternommen werden. Ich gehe davon aus, dass der Gesetzgeber privatwirtschaftliche Initiativen künftig zunehmend fördern, zumindest unterstützen wird.

Pandemien und Wetterkatastrophen sind Warnsignale. Infrastruktur-Investitionen auf Basis neuer Technologien können die Basis für eine Welt im beschleunigten Wandel sein. Davon können auch private Anleger profitieren.