Erwartet erst mal nicht so viel

 22.08.21

Hallo Leute! Wenn einer der Giganten unter den größten Vermögensverwaltern der Welt mir heute schreibt „Aktienmärkte wappnen sich vor nachlassenden Fiskaleffekten“, dann will ich das genauer wissen. Tatsächlich liefern die Strategen der schweizerischen UBS Asset Management einen Ausblick, dem man kaum widersprechen kann. Jedenfalls klingt alles moderat und ausgewogen, erzeugt weder Angst noch Gier. Extreme Prognosen brauchen wir (vorsichtshalber) auch nicht in dieser verrückten Zeit.

Aktieninvestoren sind wieder vorsichtiger und anspruchsvoller geworden, heißt es in der Bestandsaufnahme zusammenfassend. Nur gute Aussichten reichen ihnen jetzt nicht mehr. Laut Max Anderl, dem „Head of Concentrated Alpha Equity“ bei UBS Asset Management (= ein geiler Titel!), sind allerdings die Inflationsbedenken übertrieben. Auch ein neuer Rohstoff-Superzyklus ist nicht zu erwarten.

Und so kann’s weitergehen: In der zweiten Jahreshälfte werden die globalen Aktienmärkte weiterhin durch Anreize aus Konjunkturprogrammen und Geldpolitik angetrieben. Diese antreibende Wirkung ist zwar weiterhin stark, verliert aber an Tempo. Es ist offensichtlich, dass der Stimulierungseffekt auf bestimmte Anlageklassen allmählich nachlässt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Anlageklassen hängt die Entwicklung der Aktienmärkte auch von den Gewinnen der Unternehmen ab. Und diese sprudeln nach wie vor. Daher gehen die Schweizer davon aus, dass die Aktienmärkte noch etwas länger von einer Kombination aus „synchronisierter wirtschaftlicher Erholung und Margenausweitung in den meisten Sektoren“ gestützt werden.

Allerdings lässt sich eine nachlassende Risikobereitschaft beobachten. Anleger fordern jetzt echte Belege für Wachstum oder freien Cash-flow. Jedes Unternehmen, das einen Gewinnrückgang meldet, wird wahrscheinlich eine Kurskorrektur hinnehmen müssen.

Bei UBS ist man der Meinung, dass der Einfluss der Inflation nachlässt. Selbst das starke Geldmengenwachstum durch die lockere Politik der Notenbanken, das häufig als Inflationsauslöser angeführt wird, stellt keine Gefahr dar. Es gibt keinen historischen Beweis, dass Geldmenge und Inflation zusammenhängen. Die Entwicklung der Inflation hängt von weiteren Faktoren ab, etwa von Innovationen, Demografie und der Nachfrage in Relation zum Arbeitskräfte- und Produktangebot.

Neben Aktien hat eine weitere Asset-Klasse wieder an Bedeutung gewonnen. Mit der wirtschaftlichen Erholung aus der Pandemie sind Rohstoffe ins Visier der Anleger geraten. In Asset-Allokationen haben sie ein Rekord-Übergewicht erreicht. Einige Marktteilnehmer rufen bereits einen neuen Superzyklus für Rohstoffe aus. UBS ist hier etwas vorsichtiger: „Auch wir sehen klare Anzeichen für einen Nachholbedarf bei der Rohstoffnachfrage und anhaltende Angebotsprobleme aufgrund der Covid-19-

Krise, die die Rohstoffpreise kurzfristig in die Höhe getrieben haben. Es gibt in diesem Stadium jedoch kaum Anzeichen für einen Superzyklus.“ China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, ist mit großem Abstand der stärkste Verbraucher der meisten Rohstoffe mit Ausnahme von Öl. Da China das erste Land war, das die Covid-19-Pandemie erlebte, war es auch das erste Land, das sich von ihr wieder erholte. UBS glaubt, dass die Erholung vollständig durchlaufen ist, was in naher Zukunft weniger Unterstützung für die Rohstoffpreise bedeuten wird.

Seht Ihr das ähnlich, meine Freunde? Ihr solltet vorläufig von keiner Anlageklasse viel erwarten. Bleibt jedenfalls cool – und gesund!