Fed-Beschluss bestätigt die Börsen-Bullen

 16.12.21

Manche Strategen sind erstaunt, wie positiv die Märkte auf die geldpolitischen Maßnahmen der amerikanischen Notenbank von gestern Abend reagiert haben – knackig feste Aktien. Wir erleben wieder einmal ein gutes Beispiel für den Zusammenhang von Unsicherheit über entscheidende Rahmenbedingungen für die Börse und sich erfüllenden Hoffnungen von Handel und Anlegern. Voraussetzung ist naturgemäß eine überwiegend optimistische Stimmungslage unter den Investoren.

Die Fed hat wie erwartet bei ihrer letzten Sitzung dieses Jahres die geldpolitischen Zügel angezogen. Entscheidend aus kurzfristiger Sicht des Aktienmarkts sind die Worte „wie erwartet“. Denn nach wochenlanger Diskussion auf beiden Seiten des Atlantiks haben die Amerikaner jetzt Klarheit geschaffen. Daraufhin hagelte es innerhalb weniger Stunden erleichterte bis ermutigende Stellungnahmen von Analysten. Die übrigen Problemgebiete sind (zumindest vorübergehend) ausgeblendet worden. Ihr Gewicht für die weitere Kursentwicklung lässt sich kaum vorhersehen.

Das DZ Bank Research blickt mit viel Optimismus auf das kommende Anlagejahr. Laut den Experten dürften die großen Indizes 2022 neue Rekorde brechen und vor allem Tech-Werte und Zykliker auf der Überholspur sein. Viele Technologieunternehmen hatten zwar schon vor der Pandemie gute Zahlen, das „New Normal“ gibt der Branche laut DZ Bank aber einen weiteren Schub, denn für den beruflichen und privaten Alltag wird mehr IT-Ausstattung benötigt. Zyklische Unternehmen wie Automobilhersteller dürften vor allem ab dem zweiten Quartal profitieren, wenn die Konjunktur wieder boomt.

Weitere Stimmen: Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sich die Hausse an den Aktienmärkten auch im kommenden Jahr fortsetzen wird – wenn auch mit weniger Schwung als in 2021. Zu dieser Einschätzung kommen die Aktienexperten bei Ethenea Independent Investors. „Wir wären sehr überrascht, wenn Schwellenländeraktien 2022 eine bessere Performance erreichen würden als Aktien aus Industrieländern oder Wachstumswerte“, so die Asset Manager von Robeco.

Dazu mischen sich Stimmen in einer eher gemäßigten Tonlage, so Axel Cron, Chief Investment Officer bei HSBC Asset Management (Deutschland). Da die Notenbanken die Zügel nicht zu straff anziehen und ihre Schritte sehr gut kommunizieren, nehmen sie Unsicherheit aus den Märkten. Zwar harmonieren steigende Zinsen grundsätzlich nicht mit Aktien. Das gilt allerdings nicht direkt nach einer Zinswende. Es gibt typischerweise eine Phase von bis zu zwei Jahren, in der Aktien trotz steigender Zinsen gut laufen. Die Notenbanken dürften die Party also nicht verderben, sagt Cron, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass die Party an Schwung verlieren dürfte: Die Bewertungen sind hoch, und in den Kursen ist nicht mehr viel Musik.

Abgesehen von der Tagesaktualität macht auch die boomende Investmentbranche fürs kommende Jahr Mut. Die Fondswirtschaft blickt nach einem sehr guten Geschäftsjahr optimistisch in das Jahr 2022. Laut der jährlichen Herbstumfrage des Investmentverbands BVI bezeichnen 97 Prozent der befragten Führungskräfte aus Mitgliedsunternehmen die Geschäftsaussichten für 2022 als unverändert gut oder sogar besser als 2021. Die stärksten Geschäftsimpulse für die nächsten Jahre erwartet die Branche weiterhin von nachhaltigen Fonds (78 Prozent der Befragten) und dem Niedrigzins (62 Prozent).