Mit Gold ins neue Jahr

 26.12.21

Kurzfristige Anleger sollten nicht ausschließen, dass 2022 enttäuschend beginnen und zunächst (im ersten Quartal?) auch so bleiben wird. Solche Aussicht wäre für Börsen-Bären Grund genug, erst einmal still zu halten und nichts zu tun. Doch gibt es sogar Warnungen vor einer weiteren Zuspitzung der Krisenentwicklungen. Und wer wegen Corona und Inflation voller Angst dem neuen Jahr entgegenblickt, aber jetzt schon investieren will, dem bleibt bis auf weiteres nur eine Anlageklasse: Gold.

In den nachrichtenarmen Tagen vor Weihnachten fiel ein Interview besonderes auf: Der Chef des norwegischen Ölfonds, Nicolai Tangen, rechnet mit einer langanhaltenden Schwächephase an den internationalen Finanzmärkten. „Wir bereiten uns auf ein Jahrzehnt mit niedrigerer Rendite vor. Vielleicht wird sie sogar negativ", sagte Tangen der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Die größte Gefahr für die Aktien- und Anleihemärkte sei die Inflation. Solche Warnungen können einem Anleger die Stimmung verhageln. Der Ölfonds ist mit einem aktuellen Marktwert von umgerechnet rund 1,2 Billionen Euro der größte Staatsfonds der Welt. Etwa 70 Prozent davon sind in Aktien angelegt.

Deswegen kommt die neue Studie zum Goldmarkt der internationalen Investment-Gruppe VanEck, ein Goldspezialist mit Sitzt in Amsterdam, zur rechten Zeit: Die gute Nachricht für Gold ist, dass die Märkte im November eindeutig signalisiert haben, dass der Besitz von Gold in einem Umfeld steigender Inflation eine gute Idee ist. Die schlechte Nachricht für Gold ist jedoch, dass der Markt weiterhin mit der Frage ringt, wie effektiv die Fed die Inflation bekämpfen kann und inwieweit die erwarteten Straffungspläne das Wirtschaftswachstum verlangsamen oder gar abwürgen und die Risiken im Finanzsystem erhöhen könnten. Die Nominierung von Powell für eine zweite Amtszeit scheint zwar eine gewisse Zuversicht zu vermitteln, dass die Fed in der Lage sein wird, erfolgreich durch einen möglichen Sturm zu navigieren. Aber es scheint auch, dass die Märkte jetzt viel besorgter über das Potenzial eines Sturms an und für sich sind.

Warum man Aktien von Bergbaugesellschaften immer noch besitzen sollte? Es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass Goldminenaktien in einem Umfeld steigender Goldpreise gut laufen. Dies ist ein stichhaltiges Argument, da der von den Goldunternehmen erwirtschaftete Cash-flow in hohem Maße vom Goldpreis abhängt. VanEck-Strategen schätzen, dass ein Anstieg des Goldpreises um etwa 10 Prozent zu einem um etwa 30 Prozent höheren Cash-flow für die Goldproduzenten führt, weshalb die Kursschwankungen von Aktien ein Vielfaches der Goldpreisentwicklung in einem bestimmten Zeitraum betragen können. Dies gilt natürlich in beide Richtungen, d. h. sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Goldpreisen.

In diesem Jahr lag der Goldpreis bisher im Durchschnitt bei etwa 1.800 Dollar pro Unze. Bei diesen Preisen erwirtschaften die Goldunternehmen einen erheblichen freien Cash-flow. Die Margen sind sehr gesund, und die Unternehmen verfügen über überschüssige Barmittel, die sie in ihre Betriebe investieren und an die Anteilseigner zurückgeben können, selbst wenn der Goldpreis dort bleibt, wo er heute ist.

Die Konsolidierung des Goldpreises im Bereich von 1.750 bis 1.800 Dollar zieht in diesem Jahr eine verstärkte physische Nachfrage aus China und Indien nach sich, heißt es in der Studie weiter, wobei sich die Nettokäufe der Zentralbanken inzwischen dem Niveau vor der Pandemie nähern. Die Nachfrage nach Goldbarren-ETFs hat sich noch nicht erholt, aber nach zwei Monaten anhaltender Abflüsse sind seit Mitte November wieder Zuflüsse zu verzeichnen. Fazit: In einem Worst-Case-Szenario sollte ein Engagement in Gold helfen, den Sturm zu überstehen. Selbst im besten Fall könnte sich ein Engagement in Gold, insbesondere in Form von Goldminenaktien, als vorteilhaft erweisen. Kein Widerspruch meinerseits. Nur wissen Sie ja geschätzte Anleger, dass ich Gold in physischer Form bevorzuge.