19.07.22
Europa liefert (noch) nichts Neues. Eine Reihe von Einflüssen sorgt für anhaltende Unsicherheit. Dax & Co. schwanken nervös, die Volatilität bleibt hoch. Und trotzdem suchen Aktienfans täglich nach einzelnen Chancen, insbesondere durch positive fundamentale Unternehmensdaten. Deshalb ist das Kursbild – abgesehen von der Gesamttendenz – meist stark uneinheitlich. Dank der Stockpicker reagiert die Börse nach wie vor auf einzelne Anregungen – der Markt ist also intakt. Namhafte Banken und Investmenthäuser versuchen in diesen Tagen, die Chancen europäischer Werte vorsichtig herauszustellen.
Neue Erkenntnisse sind aber noch in dieser Woche zu erwarten, denn jetzt rollt die Berichtssaison für das zweite Quartal 2022 in Europa an. Von den Stoxx-600-Unternehmen, die vierteljährlich Zahlen vorlegen, erwarten Analysten einen Gewinn- und Umsatzsprung von knapp 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zurückzuführen ist der starke prognostizierte Anstieg auf die Erholung der Gas- und Ölkonzerne, die ihre Gewinne um 180 Prozent ausgeweitet haben sollten. Mit Ausnahme von Immobilien (minus 67 Prozent), Finanzen (minus 12 Prozent) und Technologie (null Prozent), könnten aber auch die anderen Sektoren dynamisch wachsende Profite mit einem Plus von 15 bis 23 Prozent verzeichnen. Die durchschnittliche Marge sollte sich auf hohem Niveau gehalten haben, glauben die Analysten der Deutschen Bank. Doch zeichnen sich größere Unterschiede zwischen den Sektoren ab. Bei Herstellern von zyklischen Konsumgütern sowie Energie- und Industrieunternehmen stehen die Chancen für höhere Gewinnspannen gut, während Immobilien-, Finanz- und Rohstoffkonzerne rückläufige Margen beklagen könnten. Eine Handvoll Unternehmen haben bereits Zahlen vorgelegt und die Erwartungen um durchschnittlich 7 Prozent geschlagen – das lässt auf eine solide Berichtssaison hoffen. Solange sich aber keine Entspannung bei der europäischen Energiesicherheit abzeichnet, könnte eine erfreuliche Berichtssaison ohne nennenswerten Einfluss auf die Kurse verpuffen, schränken die Deutschbanker ein, zumal das Gewinnwachstum zum Jahresende an Schwung verlieren und die konjunkturelle Verlangsamung Gewinnrevisionen lostreten dürfte.