12.07.22
Frisches Futter für das Lager der Börsen-Bären – und eine Bestätigung für die Skepsis gegenüber den europäischen Perzeptiven: Der schwache Euro = fester Dollar belegt, dass der Fokus vieler internationaler Investoren vor allem Amerika und China gilt. Gleichzeitig brechen die Konjunkturerwartungen der Finanzfachleute für Deutschland steil ein. Der 12. Juli ist so gesehen ein besonderer Tag. So trübe sich das Bild auch präsentiert, zeigt es doch keine gravierenden Überraschungen. Deshalb sind stärkere Kursreaktionen am (ohnedies wieder schwächeren) Frankfurter Aktienmarkt zunächst auch ausgeblieben.
Die Konjunkturerwartungen für Deutschland haben sich tatsächlich weiter eingetrübt: Sie brechenin der aktuellen Umfrage des ZEW förmlich ein. Die Einschätzung der konjunkturellen Lage geht ebenfalls sehr stark zurück. Lageeinschätzung und Erwartungen liegen damit sogar etwas unter den Werten, die sich im März 2020 zu Beginn der Coronakrise ergaben. Kommentieren die Forscher vom Mannheimer ZEW: Die aktuell großen Sorgen über die Energieversorgung in Deutschland, der angekündigte Zinsanstieg der EZB sowie weitere coronabedingte Einschränkungen in China führen zu einer erheblichen Verschlechterung des Konjunkturausblicks. Die Experten bewerten die aktuelle Wirtschaftslage deutlich schlechter als im Vormonat und senken ihre ohnehin ungünstige Prognose für die nächsten sechs Monate weiter ab.
Seit 1991 werden im Rahmen des ZEW-Finanzmarkttests monatlich bis zu 300 Experten von Banken, Versicherungen und Finanzabteilungen ausgewählter Großunternehmen nach ihren Einschätzungen und Prognosen wichtiger internationaler Finanzmarktdaten befragt. Der ZEW-Finanzmarkttest fängt die vorherrschende Stimmung unter den deutschen Finanzanalysten ein. Die wichtigsten internationalen Finanzkennzahlen sind Gegenstand dieser Befragung: Inflationsraten, Zinsen, Aktienindizes, Wechselkurse sowie der Ölpreis. Die ZEW-Konjunkturerwartungen sind ein Frühindikator für die wirtschaftliche Lage in Deutschland, vergleichbar mit den ifo-Geschäftserwartungen. An der jüngsten Umfrage haben sich 179 Analysten und institutionelle Anleger beteiligt.