20.10.22
Es sieht so aus, als würden sich immer mehr internationale Großanleger auf eine Trendwende an den Aktienmärkten einstellen (vielleicht gibt’s tatsächlich eine Jahresschluss-Rally). Zumindest kann man Hinweise auf das gern zitierte Licht am Ende des Tunnels erkennen. Stellt sich auch für den (mutigen) Privatanleger die Frage, ob er nicht jetzt schon seine Aktienbestände wieder aufbauen sollte. Das Ja fällt mir nach wie vor schwer. Denn die gewaltigen Belastungsfaktoren haben bisher nicht an Gewicht verloren und bleiben überwiegend unberechenbar – mich bedrückt vor allem die Entwicklung des Kriegs in der Ukraine mit seinen realen und noch möglichen Folgen. Aber die wachsende Schar von Stockpickern und Tradern mag das anders sehen, zumal sie kurzfristiger als der Durchschnittsanleger ticken und damit eine höhere Risikobereitschaft mitbringen. 2022 hat uns allen böse (und teure) Überraschungen „beschert“. Und es ist nicht auszuschließen, dass 2023 einen ganz anderen Verlauf nehmen wird. Dennoch bleibe ich bei meiner Vorsicht, weil nicht absehbar ist, wann wir eine nachhaltige Trendwende erleben werden und wann sie einsetzen wird.
Ich plädiere ebenfalls (wie eh und je) für längerfristige Aktienanlagen. Und dann rücken die fundamentalen Wirtschafts- und Unternehmensdaten in den Mittelpunkt. Die schaffen – wenn auch nicht von heute auf morgen, aber vielleicht im Laufe des kommenden Jahres – mehr Klarheit über Konjunktur, Preisentwicklung, Unternehmensgewinne etc. Deshalb sollten auch ungeduldige Anleger momentan Unternehmen suchen, die sich auf sicheren, starken Fundamenten entwickeln und krisenfest bleiben. Begriffe wie Widerstandsfähigkeit, defensiv und Value stehen dafür. Es ist für alle Akteure an den Börsen und in den deren Umfeld eine spannende Frage, wann die hohe Abhängigkeit der Märkte von den Notenbanken zumindest schritt- und teilweise von den fundamentalen Tendenzen abgelöst wird.