22.12.22
Wo gibt’s im neuen Jahr voraussichtlich die größten Chancen? Der erfolgreiche Geschäftsmann (Einzelhandel), den ich vor fast zehn Jahren kennengelernt hatte, meldete sich wieder mal telefonisch – auf der Suche nach Meinungen und Empfehlungen. Nein, an heißen Tipps ist er nicht unbedingt interessiert. Obwohl er schon eine Menge Erfahrung gesammelt hat, „leidet“ er förmlich unter der unübersichtlichen Menge von Anlageinstrumenten. Dazu kommen die unterschiedlichen Gebühren und andere Kriterien. Das Vergleichen fällt im zusehends schwer („Soll ich nur noch ETFs kaufen?“). Um das Ende des Gesprächs vorwegzunehmen: Checken Sie sich erst einmal selbst und Ihre Ziele, bevor Sie an die Auswahl der Aktien, Anleihen oder Fonds gehen!
Recht hat er. Ein erster wichtiger Aspekt beim häufigen Wechsel zwischen verschiedenen Fonds oder ETFs sind zum Beispiel die dabei anfallenden Kosten. Diese gehen direkt zu Lasten der Rendite, vor allem wenn man auch noch teure Investmentfonds kauft. Außerdem bringt es einem Anleger nichts, wenn er in ein Produkt wechselt, das Risiken eingeht, die gar nicht zu seinem persönlichen Anlegerprofil passen. Wer gezielt ein Vermögen aufbauen will, muss sich schließlich als erstes um seine Risikotragfähigkeit, seinen Anlagehorizont und seine Anlageziele Gedanken machen – also um seine „Anlagephilosophie“. Aufbauend darauf ergibt sich die individuell passende Anlagestrategie. Und daran sollten Anleger auch festhalten.
Doch tun das eben viele Anleger nicht. Dabei ist der Wechsel zwischen Produkten aber nur einer der üblichen Fehler beim Anlegerverhalten, die am Ende Rendite kosten und dazu führen, dass Anleger ihre Ziele verfehlen. Wie Studien immer wieder feststellen, ist zum Beispiel die Selbstüberschätzung ein solcher Faktor. Das heißt, dass Anleger glauben, besser zu sein als der Markt. Sie handeln auch aus diesem Grund heraus häufig und tauschen Produkte aus. Dazu gehört auch der Versuch des „Market Timings“, also der Glaube, die jeweils richtigen Zeitpunkte für den Ein- und Ausstieg am Markt zu finden. Das geht meist schief. So ist es zum Beispiel schwierig, wenn man aus dem Markt ausgestiegen ist, auch wieder den Einstieg zu finden. Oft verpassen ihn Anleger, was dann dazu führt, dass sie an der Seitenlinie bleiben, während die Kurse bereits wieder steigen. Typischen Verhaltensfehler kosten unter dem Strich nicht nur Rendite, sondern sorgen auch für viel Frust bei den Anlegern. Dazu Dagg: „Tatsächlich ist meine Erfahrung, dass falsches Anlegerverhalten etwa 60 Prozent der Rendite zunichtemacht, die Anleger sonst bekommen könnten.“
Meine aktuelle Empfehlung: Nutzen Sie (wenn zeitlich möglich) die Feiertage und den Jahreswechsel, um Ihre Anlageziele und die bisher eingeschlagene Strategie zu überprüfen, geschätzte Anleger! Dann fällt es Ihnen sicher leichter, sich für und gegen einzelne Anlageangebote zu entscheiden – Stellen Sie Ihre Anlagephilosophie also auf den Prüfstand!