Börsenstimmung: Frohes Fest – das gilt auch für Ihre Aktien!

Was ist wichtiger zur Börseneinschätzung 2015? Der exakte Zeitpunkt der offiziellen Zinswende in den USA, die nächsten Liquiditätsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank, die Prognosen der Volkswirte für Weltwirtschaft, USA, China sowie Dow und Dax, die weitere Entwicklung der Ölpreise, die russische Wirtschaftskrise? Finden Sie sich damit ab, geschätzte Anleger, dass uns die aktuellen Kurseinflüsse auch im kommenden Jahr begleiten werden. Oft wechselnd, manchmal täglich, nicht selten sogar innerhalb eines Tages. Andere, neue Faktoren werden wahrscheinlich hinzutreten. Schon jetzt (und zum wiederholten Mal) mein Appell, erst gar nicht zu versuchen, die veröffentlichten Gründe für das tägliche Auf und Ab des Aktienmarkts zu verstehen, sondern als Anleger (nicht als Trader!) den Trends zu folgen und das Fernglas aufzusetzen.

Ich gebe hier und heute noch keine Prognose für 2015 ab. Nur soviel: Aus Börsensicht bereitet mir die Geldpolitik beiderseits des Atlantiks keine Sorgen. Auch in puncto Konjunktur gehöre ich zu den Optimisten. Vielmehr sehe ich in den geopolitischen Entwicklungen, insbesondere im Ost-West-Konflikt mit der Wirtschaftskrise Russlands, eine große – vor allem unberechenbare – Gefahr. An zweiter Stelle auf der Risikoskala steht das Stichwort Deflation. Denn immer mehr Fachleute einschließlich der EZB-Führungskräfte können und wollen das Thema angesichts der jüngsten Daten nicht mehr herunterspielen.

Angesichts der Feiertage möchte ich heute aber zuversichtliche Töne anschlagen und einen Hoffnungsträger hervorheben, der in der vergangenen Woche durch mehrere Erhebungen wesentlich gestärkt worden ist: die Stimmung im Lande.

Den Anfang machten die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland. Sie erreichten nach einem kraftvollen Anstieg 34,9 Punkte verglichen mit einem langfristigen Mittelwert von 24,4. Der monatlich ermittelte Index ist damit zum zweiten Mal in Folge gestiegen und hat den höchsten Stand seit Mai 2014 erklommen. Kommentar des ZEW: Langsam scheinen die Finanzmarktexperten Vertrauen in die deutsche Konjunktur zurückzugewinnen. Dieser Vertrauensgewinn hängt mit den weiterhin günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Form eines schwachen Euros und eines niedrigen Ölpreises zusammen.

Worauf basiert dieser Indikator? An der Umfrage im Rahmen des Finanzmarkttests des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) haben sich 230 Analysten und institutionelle Anleger beteiligt. Sie wurden nach ihren mittelfristigen Erwartungen bezüglich der Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung befragt.

Ein ähnliches Bild im Wochenverlauf durch den von der Börse besonders stark beachteten ifo-Index: Der sogenannte ifo Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft Deutschlands ist im Dezember weiter gestiegen. Die positiven Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage sind unverändert geblieben. Der Ausblick auf die kommenden Monate hat sich aber weiter aufgehellt. Schreibt das ifo erläuternd: Fallende Ölpreise und ein sinkender Eurokurs bescheren die deutsche Wirtschaft zur Weihnachtszeit. Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima erneut verbessert. Die Bewertung der guten Geschäftslage wurde nur leicht zurückgenommen. Die Erwartungen für das kommende halbe Jahr drehten nach drei Monaten wieder ins Positive. Eine stützende Kraft bleibt der Export.

Das ifo Geschäftsklima basiert auf ca. 7 000 monatlichen Meldungen von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes, des Großhandels und des Einzelhandels. Die Unternehmen werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate mitzuteilen.

Und schließlich folgende Nachricht: Die Verbraucherstimmung hat sich auch im Dezember sehr solide entwickelt. Der GfK-Indikator für das Konsumklima setzt seine Aufwärtsbewegung fort. Konjunkturerwartung und Anschaffungsneigung legen zu, während die Einkommenserwartung zurückgeht. Interpretation der Nürnberger GfK-Meinungsforscher: Die Verbraucher gehen derzeit offenbar davon aus, dass die wirtschaftliche Schwächephase in Deutschland nur vorübergehend ist und die heimische Wirtschaft in den kommenden Monaten wieder auf ihren Wachstumspfad zurückkehrt. Dies lässt sich aus dem deutlichen Anstieg der Konjunkturerwartung im Dezember ablesen. Auch die Konsumneigung gewinnt noch einmal leicht hinzu und verbessert ihr bereits sehr hohes Niveau.

Diese Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie „GfK-Konsumklima MAXX“ und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden.

Hoffen wir nicht nur im Interesse des Aktienmarkts, dass sich diese Trends fortsetzen werden. Ich schließe mich der Meinung von Dr. Ulrich Stephan an, dem Chef-Anlagestrategen Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, der am Wochenende resümierte: „Die Stimmung der hiesigen Firmen wird dank billigem Öl und schwachem Euro besser. Deshalb kann sich freuen, wer deutsche Aktien im Depot hat. Nicht nur am Jahresende.“

Ihnen allen, meine lieben Leser, wünsche ich ein Frohes Fest („Fest“ hier auch Börsensinn) und kein „Betrübliches Schwach“!

Machen Sie also langfristig weiter mit – und machen Sie’s gut!