Eine günstige Konstellation für den Dax

Die geopolitische Lage bleibt brisant, die wirtschaftliche Erholung ist gefährdet, Experten und Bürger sind zunehmend besorgt – aber die Aktienkurse können sich überraschend kräftig erholen. Wie passt das zusammen? Allseits werden als Auslöser für die festen Börsen die klaren Worte von EZB-Chef Draghi genannt, wenngleich er im Grunde Bekanntes am Wochenende nur bekräftigt hat. Für mich sind in der Zwischenbilanz der letzten Augustwoche zwei weitere Beobachtungen bemerkenswert: Das lebhafte Engagement der Privatanleger und die fundamentale Zuversicht vieler Analysten.
Die Erwartungen der privaten Anleger schießen in den Himmel, während sich die Profis pessimistisch zeigen – eine Konstellation, die die Hausse stützen sollte. Dieses Resümee der Sentiment-Analysten an der Frankfurter Börse bedarf der Erläuterung: Zwischen den Erwartungen der privaten und der institutionellen Anleger klafft ein großes Loch. Denn die privaten Anleger sind von den 350 Punkten, die der Dax seit vergangenem Mittwoch zugelegt hat, mitgerissen, die institutionellen dagegen eher abgestoßen worden. Nun zeigt der Sentiment-Index der Privatanleger mit +19 Punkten klar eine „bullishe“ Marktstimmung an, der der Profis steckt mit 0 Punkten im Niemandsland zwischen Optimismus und Pessimismus.

Die gestrige Erhebung legt den Schluss nahe, dass die jüngste Beschleunigung der Dax-Rally wahrscheinlich hauptsächlich von Privatanlegern angestoßen wurde, deren Stimmung sich mehr und mehr von der ihrer institutionellen Pendants in Richtung positiver Regionen entfernt hat. Allerdings droht dieser Optimismus derzeit noch nicht hysterisch zu werden. Bei den institutionellen Marktteilnehmern muss man dagegen über das Jahr gesehen sogar von einem relativen Pessimismus sprechen. Damit verbleibt der Dax, der angesichts des schwachen Wechselkurses des Euro gegenüber dem US-Dollar nicht wesentlich von ausländischen Kapitalströmen profitiert haben dürfte, in verhaltensorientierter Betrachtung in einer stabilen Position: Bei Abwärtskorrekturen dürften die institutionellen Anleger ihre Zurückhaltung wahrscheinlich aufgeben und mit ihrer dann einsetzenden Nachfrage für eine kräftige Unterstützung der Kurse sorgen, während andererseits, sofern sich die Aufwärtsbewegung des Dax fortsetzen sollte, eine short-squeeze eben dieser Investoren ebenfalls für zusätzlichen Auftrieb sorgen könnte.

Zumindest im Hintergrund wirkt wahrscheinlich auch eine fundamental begründete zuversichtliche Haltung internationaler Strategen, die man so nach den Daten und Stimmungsindikatoren der vergangenen Wochen nicht erwarten konnte. Typisch, was zum Beispiel Credit Suisse schreibt: Europa leidet unter einer vorübergehenden Wachstumsdelle, doch es wird mit einer Rückkehr zu moderatem Wachstum gerechnet. Deshalb sollten Anleger weiter Aktien den Vorzug gegenüber Anleihen geben und Positionen in Hedge-Fonds aufbauen, da diese eine weitere Diversifizierung des Portfolios ermöglichen...

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