Altersvorsorge in Deutschland
unzureichend – neue Untersuchungen bestätigen die seit längerem
bekannte Problematik. Die Mehrheit der Bundesbürger hat auch Angst
vor Altersarmut. „Vielen droht im Alter Harz-IV-Niveau“, war
jetzt im Handelsblatt zu lesen. Im Folgenden die aktuellen Ergebnisse
einer repräsentativen Studie des Direktversicherers Hannoversche,
die von dem internationalen Marktforschungs- und Beratungsinstitut
YouGov durchgeführt wurde.
Zwei Drittel (66 Prozent) der
Bundesbürger machen sich Sorgen, mit ihrer gesetzlichen und privaten
Rente später den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Besonders
ängstlich blicken Frauen in Sachen Altersvorsorge in die Zukunft: 72
Prozent sind besorgt. Auch bei Geringverdienern ist die Sorge
deutlich ausgeprägter als in der Gesamtbevölkerung. Insgesamt hat
jedoch rund jeder dritte Bundesbürger (34 Prozent) keine Angst, im
späteren Ruhestand die Lebenshaltungskosten nicht decken zu können.
Die Besorgnis der Deutschen ist nicht
unbegründet: Bei der monatlichen Altersvorsorge gibt es große
Unterschiede zwischen den tatsächlichen und erforderlichen
finanziellen Beiträgen zur Vorsorge. Durchschnittlich geben die
Deutschen monatlich 76 Euro für die Absicherung im Alter aus. Dabei
ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern beträchtlich: Während
Männer mit 98 Euro monatlich vorsorgen, liegen Frauen mit 56 Euro
deutlich zurück. Demgegenüber halten die Befragten im Durchschnitt
pro Monat 128 Euro (Männer: 166 Euro, Frauen: 92 Euro) für
notwendig. Das Bewusstsein der Unterversicherung ist keine Sache des
Einkommens, sondern zieht sich quer durch alle Einkommensschichten.
Geringverdiener mit einem Haushaltsnettoeinkommen (HNE) bis 1.000
Euro legen im Schnitt rund 18 Euro für Rente und Pflege pro Monat
zurück, halten jedoch 98 Euro für notwendig, was vermutlich aber
nicht realistisch ist. Gutverdiener mit einem HNE zwischen 4.000 und
5.000 Euro investieren nur 182 Euro, während sie – immer noch
geringe – 235 Euro für erforderlich halten.
Im Ranking zum Thema „die größten
Ängste im Alter“ befindet sich die Rentenproblematik bzw. die
Altersvorsorge allerdings nicht an der Spitze. Den ersten Platz
belegt hier die fehlende Bewegungsfreiheit. 75 Prozent haben große
bis sehr große Angst, sich im Alter nicht mehr frei bewegen zu
können.
Ähnliche Ergebnisse liefert eine
soeben vorgelegte umfangreiche Studie der Sparkassenorganisation.
Zunächst die erfreuliche Aussage: Den Bundesbürgern geht es in
materieller Hinsicht so gut wie lange nicht. 58 Prozent der Deutschen
erklären, dass sie mit ihren finanziellen Lebensumständen zufrieden
sind – ein Wert, der in den letzten zehn Jahren deutlich
angestiegen ist. Trotzdem droht eine Erosion der Sparkultur: Obwohl
die Menschen zufriedener sind, wenn sie finanzielle Rücklagen
bilden, ist den Deutschen die Lust auf das Sparen in jüngerer Zeit
merklich vergangen. Die Sparbereitschaft sinkt – ein Trend, der
nach Ansicht der Sparkassen ein klares Bekenntnis der Politik zu
einer verantwortungsvollen Sparkultur und zur langfristigen
Vermögensanlage notwendig macht.
Die Hälfte der deutschen Bevölkerung
(49 Prozent) macht sich Sorgen, dass ihre Altersvorsorge geringer
ausfallen könnte als geplant. Unter denjenigen im Kernalter des
Berufslebens (30 bis 60 Jahre) sind es sogar mehr als 60 Prozent. 45
Prozent der Bürger bereiten die aktuelle Geldpolitik und die
historisch niedrigen Anlagezinsen mit weitem Abstand die größten
Sorgen bei der Ersparnisbildung. Vor allem Menschen mit einem hohen
monatlichen Nettoeinkommen oder überdurchschnittlichem Geldvermögen
reagieren auf die aktuelle Niedrigzinsphase, indem sie eine
Neujustierung ihrer Anlageprodukte vornehmen. Unter den 14- bis
29-Jährigen ist bereits eine Erosion der Sparkultur zu beobachten.
50 Prozent bilden keine Rücklagen als Altersvorsorge. Nur 47 Prozent
betreiben aktiv Altersvorsorge. Grund dafür ist neben fehlenden
Mitteln auch ein geringer Anreiz durch die niedrigen Anlagezinsen.
Welche Produkte eignen sich für
Vermögensplanung / Vermögensaufbau am besten? Eine selbst
genutzte Immobilie sehen 52 Prozent als ideale Form der
Vermögensbildung – das Interesse der Deutschen an dieser
Anlageform steigt.