Börsenprognosen 2015 (1): Trotz der Nullen: Deutschland ist ein Aktienfavorit

Alle Jahre wieder kommt die Prognosezeit. Die Vorhersagen für 2015 bleiben aus dem Blickwinkel von uns Aktienfans ausgesprochen günstig. Das zeigen jedenfalls die ersten vorliegenden Analysen namhafter deutscher und ausländischer Häuser. Es ist gewiss keine Überraschung, dass durchweg der Hinweis auf eine wahrscheinlich hohe Volatilität der Kurse kommt (damit schützt sich der Prophet auch selbst). Auffallend häufig betont wird die Empfehlung, das Portfolio möglichst über die Zeitzonen hinweg zu diversifizieren – von Japan über Europa bis Amerika. Und soweit Prognosen für den Dax konkretisiert werden, bewegen sie sich zwischen 8.700/9.800 Punkten (Helaba) und 11.500 Punkten (Deutsche Bank). Ich werde die noch kommenden Umfrageergebnisse demnächst hier aufgreifen.

Zunächst aber noch ein Blick auf den letzten Monat des alten Jahres, dem Gothaer Asset Management eine interessante Betrachtung widmet. Denn aus empirischer Sicht sind die schon traditionellen Hoffnungen auf eine Jahresend-Rally durchaus berechtigt – ich sage: Sie hat längst begonnen (oder wir hatten sie schon). Der Dax hat im Dezember seit 1990 eine durchschnittliche Monatsperformance von 2,62% erzielt. Besonders beeindruckend ist aber das Verhältnis von positiven zu negativen Monatsrenditen (Hit Ratio). In den letzten 24 Jahren (1990 bis 2013) konnte der Deutsche Aktienindex im Dezember in 83% der Fälle eine positive Wertentwicklung verbuchen. Die Erklärungsansätze für dieses Phänomen, das sicher nicht allein auf die besinnliche Vorweihnachtsstimmung zurückzuführen ist, sind vielfältig. Einige Marktteilnehmer neigen dazu, ihr Portfolio zum Jahresende auf Hochglanz zu bringen, in dem sie Aktien mit einer guten Jahresperformance erwerben und ihre Cash-Bestände deutlich reduzieren – Stichwort „Window Dressing“. Da viele Anleger ihre Investmentaktivitäten im Dezember bereits eingestellt bzw. auf ein geringes Maß reduziert haben und sich schwerpunktmäßig mit dem Kapitalmarktausblick für das nächste Jahr beschäftigen, treffen diese Portfoliomaßnahmen auf ein geringeres Handelsvolumen. Diese Gegebenheit wird häufig insbesondere zur Erklärung der Aktienmarktentwicklung zwischen Weihnachten und Silvester herangezogen, da die urlaubsbedingte Abwesenheit einiger Marktteilnehmer diesen Umstand noch verschärft.

Der renommierte BHF Trust ist für das kommende Jahr insgesamt voller Zuversicht – dazu eine Darstellung, die mir besonders gut gefällt: Beginnen wir mit unserem Heimatland. Deutschland wird aktuell von vier „Nullen“ geprägt: Null-Wachstum, Null-Inflation, Null-Zinsen und einer Regierung, die „Null-Bock“ auf Reformen hat. Doch Draghi weiß, was er den Deutschen als Gegenleistung für ihre Haftung für die Europeripherie schuldig ist. Er schwächt den Euro mit seiner Geldpolitik massiv! Davon profitiert Europa insgesamt, aber in erster Linie der Fußball- und Exportweltmeister Deutschland. Einher mit den niedrigen Zinsen, der steigenden

Geldmenge, den attraktiven Rohstoffpreisen ergibt sich so ein wunderbares Konjunkturprogramm, das reichen sollte, das Wachstum in Europa im nächsten Jahr wieder deutlich über 1 Prozent anzuheben. So sollte es den europäischen Unternehmen gelingen, ihr Gewinnwachstum in 2015 wieder in Richtung 7 bis 8 Prozent auszudehnen, was als Basis für weitere Aktienpreissteigerungen ausreichen sollte.

Die Zürcher Bank Vontobel glaubt, dass die US-Notenbank im zweiten Quartal 2015 mit der Zinserhöhung beginnen dürfte. Die Fed verfüge jedoch über ausreichend Spielraum, um die erste Erhöhung aufzuschieben, da die Inflationszahlen unter ihrem langfristigen Zielwert von zwei Prozent liegen. Gleichzeitig treiben die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan (BoJ) die massive Ausweitung ihrer Bilanz voran und fluten die Finanzmärkte mit Liquidität. Die Rahmenbedingungen für riskante Vermögenswerte und insbesondere Aktien bleiben damit insgesamt günstig.

Ganz ähnlich liest sich die Vorausschau vom ING Investment Management: Aufgrund des rückläufigen Gewinnwachstums sowie der geldpolitischen Straffung erwartet man im nächsten Jahr einen weniger auf die USA fokussierten Aktienmarkt. In der Eurozone und Japan würden die Aktien dagegen von der anhaltend lockeren Geldpolitik profitieren.

„Das Börsenbuch“ als Weihnachtsgeschenk

Suchen Sie weitere zuversichtliche Ausblicke, vor allem einen langfristigen, trendorientierten Optimismus basierend auf historischen Zahlenreihen? Dann empfehle ich „Das Börsenbuch”, das innerhalb weniger Wochen bereits starke Beachtung gefunden hat. Nur 14 Tage nach Erscheinen war die erste Auflage vollständig vergriffen. Doch pünktlich zum Weihnachtsgeschäft steht jetzt die 2. Auflage in den Regalen. Wer also noch ein passendes Weihnachtspräsent für Kapitalanleger sucht, findet hier eine sinnvolle Geschenkidee. In „Das Börsenbuch” erklären die Autoren Thomas Müller und Alexander Coels nicht nur umfassendes Börsenwissen, sondern formulieren zudem eine spektakuläre Börsenvision. „Das Börsenbuch” kann direkt beim TM Börsenverlag angefordert werden (39,95 Euro).

Machen Sie also langfristig weiter mit – und machen Sie’s gut!