Originelles ist in aller Regel auch interessant. Das gilt auf jeden
Fall für die alljährlichen „Outrageous Predictions“ der auf
Multi-Asset-Anlagen spezialisierten Saxo Bank zu. Es sind Vorhersagen
der anderen Art, die zum Nachdenken anregen. Dazu erläutert das dänische
Institut: Es handelt es sich um zehn Szenarien, die zwar
unwahrscheinlich sind, bei Unterschätzung der mit ihnen einhergehenden
Risiken jedoch enorme Folgen für die globalen Märkte hätten. Und Steen
Jakobsen, Chefökonom bei der Saxo Bank, konkretisiert: „2015 wird ein
hartes Jahr … Die Chaoswoche im Oktober 2014 war vielleicht schon ein
Vorgeschmack auf zukünftige spektakuläre Ereignisse. Demnach müssen wir
uns auf eine Achterbahnfahrt im nächsten Jahr vorbereiten.“
Hier die provokanten Thesen für 2015:
1.
Zusammenbruch des britischen Immobilienmarkts.
Studien zufolge wird die
Dynamik auf dem britischen Immobilienmarkt, vor allem in London,
schnell nachlassen. Durch die bevorstehende Zinserhöhung der Bank of
England wird Großbritannien 2015 einen Immobilien-Crash und einen
Preisrückgang von sage und schreibe 25 Prozent erleben.
2.
Inflation in Japan erreicht 5-Prozent-Marke.
Das Vertrauen in den Yen
ist durch die aggressive Geldpolitik der japanischen Notenbank
erschüttert, deren Chef feststellen muss, dass seine Inflationspolitik
einen zu großen „Erfolg“ gezeitigt hat. Es ist ein Symptom dafür, dass
Japan die Kontrolle über seine Währung verloren hat.
3. China
wertet Yuan um 20 Prozent ab.
China wird nach Möglichkeiten Ausschau
halten, den enormen Deflationsdruck – die Kehrseite des Kreditbooms – zu
verringern. Im Zuge der lauernden Deflationsgefahren schneidet sich
China eine Scheibe von der Bank of Japan ab, beschließt eine Entwertung
des Yuan um 20 Prozent und folgt so dem Beispiel Japans bei seinen
Anstrengungen, Inflation und Nachfrage zu erhöhen.
4. Draghi legt
Amt bei der EZB nieder.
Um die Deutschen vom QE‐Programm der
Europäischen Zentralbank zu überzeugen, tritt Mario Draghi von
seinem Amt zurück, damit die EZB ihre Politik der quantitativen
Lockerung unter einem neuen Präsidenten, Jens Weidmann von der
Bundesbank, fortsetzen kann. Draghi sieht größere Chancen für seine
Qualitäten in Italien, wo er von Präsident Napolitano als sein
Amtsnachfolger vorgeschlagen wird.
5. Russland wieder in der
Schuldenkrise.
Aufgrund stark fallender Ölpreise und einer kalten
Finanzschulter von Russlands geopolitischen Widersachern, werden
russische Großkonzerne oder die Regierung selbst Bestandteil einer
immer stärkeren Auslandsverschuldung. Zusammen mit einer diplomatischen
Lösung
der Ukraine-Frage ist eine Schuldenkrise wie 1998 notwendig, um die Zukunft des Landes zu sichern.
6.
Internet-Hacker zerschlagen den E-Commerce.
2015 werden die größten
E-Commerce-Player Opfer von noch umfangreicheren und schärferen
Angriffen sein, die wahre Schockwellen bei Internet- und
Cloud-Dienstleistern auslösen.
7. Vulkanausbruch macht Sommer
in Europa zunichte.
Wie der Vulkan Laki im Jahre 1783, bricht der
bereits aktive isländische Vulkan Bardarbunga 2015 aus und setzt enorme
Mengen an giftigem Schwefeldioxid und anderen Gasen frei, die den Himmel
über Europa verdunkeln. Der Ausbruch führt zu einer Veränderung der
Wetterbedingungen und schürt Ängste vor Ernteausfällen in ganz Europa.
Die Getreidepreise verdoppeln sich.
8. Kakao-Futures erreichen
Rekordmarke von 5.000 Dollar pro Tonne.
Weltweit steigt die Nachfrage
nach Kakao, da der westliche Gaumen dunklere Schokolade bevorzugt und
immer mehr Asiaten ihre Liebe zu Schokolade entdecken. Aufgrund des
sinkenden Angebots infolge der Sorge vor dem Ebola-Virus sowie der
zu geringen Investitionen in westafrikanischen Erzeugerregionen,
liegt der weltweite Verbrauch von Kakao deutlich über seiner
Produktion. Das wird sich in einem Rekordpreis von über 5.000 Dollar
niederschlagen.
9. Großbritannien vor möglichem Ausstieg aus der
EU.
Bei den britischen Unterhauswahlen am 7. Mai 2015 erringt die UK
Independence Party (UKIP) 25 Prozent der abgegebenen Stimmen und zieht
dadurch sensationell als drittgrößte Partei ins Parlament ein. Die UKIP
bildet eine Koalitionsregierung mit der konservativen Partei von David
Cameron und ruft 2017 zum geplanten Referendum über die Mitgliedschaft
Großbritanniens in der EU auf.
10. Spreads bei
hochverzinslichen Unternehmensanleihen verdoppeln sich.
Nach einer
deutlichen Veränderung bei hochverzinslichen Anleihen sind
Anleger, die 2015 nach Ausstiegsmöglichkeiten suchen, mit geringer
Liquidität und starken Preisrückgängen konfrontiert. Mit dem massiven
Abverkauf hochverzinslicher Kredite erschüttern neue Schockwellen
die schwache europäische Wirtschaft in ihren Grundfesten.
Noch
einmal: Sie, geschätzte Anleger, sollen das nicht glauben, sondern die
noch so unwahrscheinlichen Risiken erkennen. Mich stimmen solche Thesen
nachdenklich, doch bleibe ich bei meinem zuversichtlichen „Am Ende wird
alles gut …“
Machen Sie also trotz aller Risiken langfristig weiter mit – und machen Sie’s gut!