Jahresschluss-Rally (3): Die Zweifler zweifeln nicht wirklich

Die Diskussionen über die angeblich „magische Marke“ 10.000 in den Medien sind nervig. Der Dax wird auch diese Hürde nehmen, früher oder später, und dann weiter nach oben laufen, früher oder später. Vielleicht kriecht er in den nächsten Monaten auch nur, wie unsere Konjunktur. Aber die Richtung ist für den Performance-Index vorgegeben. Ist es nicht wichtiger zu erkennen, dass ein Investment in Unternehmen im Zeitalter der Finanzrepression angesagt ist? Sollten die kurzfristigen Kursschwankungen der Aktien in den Analysen und Prognosen nicht besser der längerfristigen Trendbeschreibung untergeordnet werden? Zu den Kernproblemen der in Deutschland unterentwickelten Anlagekultur gehört die Kurzfristigkeit – man hält sich zu lange am Hier und Heute auf, was den langfristigen Blick nach vorn verstellt.

Möglicherweise ist der Sprung in den fünfstelligen Dax-Bereich schon geglückt, erneut geglückt, wenn Sie, geschätzte Anleger, meine Kolumne lesen. Zur Wochenmitte fehlten dazu nur noch ein paar Pünktchen. Vorbörslich lugte der Dax schon über 10.000. Wahrscheinlich wird’s die EZB heute wieder richten. Und dann sind wir ja auch vom sommerlichen Allzeithoch nicht mehr weit entfernt. Es sollte auch nicht außer Acht gelassen werden, dass unser Leitindex seit dem Oktobertief etwa 16 Prozent zugelegt hat – das muss verdaut werden. Allein November stiegen die Kurse der Standardwerte im Durchschnitt um 7 Prozent. Vergleicht man diese Monatsperformance mit anderen Anlageklassen, so könnte der Anleger mit diesem Plus schon zufrieden sein, wenn es im Gesamtjahr 2014 zustande gekommen wäre.

Hat sich die Stimmung im Wochenverlauf verändert? Das Ergebnis der Sentiment-Untersuchung in Frankfurt lautet zusammenfassend: Während private Anleger beharrlich „bullish“ bleiben, wenden sich einige institutionelle von deutschen Bluechips ab. Der Markt bleibt insgesamt in guter Verfassung.

Hatte es die Sentiment-Analysten in der Mainmetropole in der Vorwoche noch in leichtes Erstaunen versetzt, dass die institutionellen Anleger mit mittelfristigem Handelshorizont ihre aufgelaufenen Gewinne trotz einer deutlichen Kurssteigerung beim Dax nicht mitnehmen wollten, hat sich dieser Eindruck mit der jüngsten Stimmungserhebung wieder relativiert. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index hat sich mittlerweile auf das Niveau von vor drei Wochen zurückgebildet und weist mit einem Wert von nur mehr +9 (das ist exakt das Jahresmittel der Erhebung) auf eine deutliche Schrumpfung des Bullenlagers hin. Dieses musste tatsächlich einen Rückgang in Höhe von 6 Prozent der Befragten verkraften. Zwei Drittel sind per Saldo direkt auf die Pessimistenseite gewechselt und ein Drittel zu den neutral gestimmten Akteuren.

Für den Stimmungswandel mag es mehrere Gründe geben. Zum einen die relativ banal anmutende Tatsache, dass es der Dax während des Berichtszeitraums zwar über die 10.000er Marke geschafft hatte, aber wie schon einige Male zuvor in diesem Jahr im entscheidenden Moment unter mangelnder Anschlussnachfrage litt. Dies mag der eine oder andere Akteur vorhergesehen und sich folglich doch noch zu Gewinnmitnahmen entschlossen haben. Vielleicht haben einige Händler angesichts der Kursgewinne der Vorwoche einfach auch nur die Geduld verloren.

Einen viel gewichtigeren Grund sehen die Sentiment-Analysten jedoch in der heutigen Sitzung der Europäischen Zentralbank, von der sich die meisten Akteure zumindest nicht die Ankündigung von Staatsanleihekäufen versprechen. Auch von der nach der Oktober-Sitzung so viel gerühmten Harmonie innerhalb des EZB-Rates scheint nicht mehr allzu viel übrig geblieben zu sein. Dass sich dennoch eine Gruppe institutioneller Akteure gefunden hat, die sich sogleich auf die Bärenseite geschlagen hat, erscheint mutig. Denn die vergangenen Sitzungen haben immer wieder eindrucksvoll gezeigt: Gerade wenn man nicht mit Mario Draghi gerechnet hatte, gelang dem EZB-Präsidenten eine Überraschung, die sich auch positiv in den Aktienkursen niederschlug.

Mein Kommentar: Die Zweifler sind hierzulande eine weit verbreitete Spezies, auch an der Börse. Aufgrund meiner Beobachtungen und zahlreicher Gespräche bin ich jedoch der festen Überzeugung, dass die Zweifler überwiegend nicht wirklich zweifeln, sondern durchaus an eine positive Entwicklung der Aktienkurse glauben. Aber: Man handelt eben kurzfristig und vorsichtig – die einflussreichen Risikofaktoren sind ja nicht vom Tisch!

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