16.04.15
Der deutsche Anleger, das komplizierte Wesen. Eine tiefgehende Studie, die soeben vorgelegt worden ist, macht dies bedrückend deutlich. Natürlich gibt es den Privatanleger nicht – dafür sind Ausgangssituationen und Anlageziele zu unterschiedlich. Dennoch sind gerade globale Untersuchungen wie die von Natixis Global Asset Management (NGAM) aufschlussreich. Kernsätze daraus: Privatanlegern fehlt es an Finanzplänen und -zielen; dabei erkennen sie die Wichtigkeit professioneller Beratung. Die Studienergebnisse zeigen das Missverhältnis von Anlagewunsch und Anlagewirklichkeit. Dabei sind die Deutschen mehr denn je an Sicherheit aus. Sie sind eigentlich optimistisch, andererseits aber in hohem Maß besorgt, dass etwas schief gehen könnte. Der Zwiespalt ist offensichtlich.
Die wöchentliche Erhebung der Stimmungsanalysten an der Frankfurter Börse hat übrigens passende Ergebnisse gebracht: Private Anleger scheinen auf die vielstimmige Warnung vor einem Ende der Hausse zu hören. 8 Prozent haben sich in den vergangenen Tagen von ihren Aktien getrennt, 10 Prozent sind sogar short gegangen. Der entsprechende Sentiment-Index ist mit -5 Punkten im pessimistischen Bereich nach +13 Punkten in der Vorwoche. Anders agieren die hiesigen professionellen Investoren. 1 Prozent hat seit vergangenem Mittwoch Aktien gekauft, 3 Prozent sind aus ihren Short-Engagements rausgegangen. Die Marktstimmung ist mit +6 Punkten optimistischer, dass die Kursrally weiter geht. In Frankfurt nimmt man an, dass die privaten Anleger Gewinne mitnehmen und in beträchtlichem Maße sogar auf fallende Preise setzen, während die professionellen Anleger fundamental getrieben sind. Sie gingen vermutlich von einer Verzögerung der US-Zinswende aus. Insgesamt ist zu beobachten, dass die hiesigen Kursgewinne weiterhin vom Zufluss ausländischen Kapitals ausgelöst werden. Vom Verhalten der internationalen Investoren dürfte auch der weitere Verlauf von Dax & Co. abhängen. Geht es weiter aufwärts, werden deutsche Anleger wieder mitmischen und den Trend unterstützen.
Was treibt Investoren an, wie zufrieden sind sie und welche Befürchtungen haben Sie? Vor allem diesen Fragestellungen ist NGAM im Rahmen seiner internationalen Studie „Individual Investor´s Survey 2015“ unter insgesamt 7.000 privaten Anlegern in 16 Ländern, darunter 500 in Deutschland, nachgegangen. Hier ein paar zentrale Ergebnisse: Europäische Investoren, und damit auch die deutschen, sind über alle Alters- und Anlageklassen hinweg optimistisch für die Performance Ihrer Portfolios im Jahr 2015 und erwarten größtenteils eine noch bessere Entwicklung ihrer Assets als im Vorjahr 2014. Die Erwartungen an die langfristige Entwicklung ihrer Anlagen sind dabei hoch.
Trotz ihres positiven Ausblicks sorgen sich deutsche Anleger um die nachhaltige Ertragskraft ihrer Portfolios, die durch Volatilität und Risiken wie Marktschocks, verringertes Wirtschaftswachstum, eine europäische Rezession und Asset-Blasen beeinträchtigt werden könnte. Müssten sie zwischen Sicherheit und Performance wählen, würden sich 79 % für Sicherheit entscheiden. Dazu die Analyse von Natixis: Nach Jahren mit positiven Erträgen verwundert es nicht, dass der Optimismus der Anleger zunimmt. Trotzdem gibt es Herausforderungen. Mehr als die Hälfte (57 %) der befragten Deutschen haben keine klaren Finanzziele und 62 % wissen nicht, wie sie diese erreichen sollen. 82 % verlassen sich bei ihren Investmententscheidungen auf ihr Bauchgefühl (Anmerkung: Viele kennen offenbar immer noch nicht „Kutzers Bauchgefühl“). Sie sind damit weder inhaltlich noch emotional auf Marktrückschläge eingestellt. Viele deutsche Anleger wünschen sich mehr Sicherheit und Beratung. Dabei glaubt die große Mehrheit von 82 % (inklusive jener, die keine Berater konsultieren), dass professionelle Finanzberatung wichtig ist, um adäquate Investmententscheidungen treffen zu können. 62 % der deutschen Investoren sorgen sich um Marktschocks und fühlen sich machtlos, ihre Portfolios dagegen zu schützen.
Neuer „boerse.de-Aktienbrief“: Wall Street im Fokus
Vergleichen Sie, geschätzte Leser, Ihre eigene Haltung mit diesen Untersuchungsergebnissen! Ich bin überzeugt, dass die meisten von Ihnen in wesentlichen Fragen einer anderen Auffassung sind. Unverändert ist jedenfalls die zuversichtliche Position der Kollegen vom Börsenverlag, wie aus der soeben vorgelegten neuen Ausgabe des „boerse.de-Aktienbrief“ hervorgeht. In seinem Editorial weist Herausgeber Thomas Müller vor allem auf die besondere Rolle der Leitbörse New York hin: „Die Wall Street ist Taktgeber für die grundsätzliche Bewegungsrichtung der westlichen Börsen. Wenn der Dow Jones mit neuen All-Time-Highs nach oben ausbricht und sich in Richtung 20.000 schiebt, dürften die Aktienmärkte also weltweit – auch außerhalb Deutschlands – wieder sichtbar in Schwung kommen. Der nächste Hausse-Schub ist demnach nur eine Frage der Zeit, wobei 2015 eine besondere Rolle im langfristigen Aufwärtszyklus zukommt.“
Spannend auch die umfangreiche Analyse der Apple-Aktie von Chefredakteur Jochen Appeltauer. Sein Rat: Neue Einstiegschance! Aus den USA kommen auch die beiden vielversprechenden neuen „Champions“, die von der Aktienbrief-Redaktion ermittelt worden sind und jetzt vorgestellt werden.
Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!