14.05.15
„Gute Konjunkturdaten aus der Euro-Zone schieben Dax an“ – „Maue US-Konsumdaten verderben Dax-Anlegern die Laune“. Zwischen diesen beiden Überschriften der Nachrichtenagentur Reuters vom Mittwoch liegen gerade mal vier Stunden. Die Marktberichte machen zweierlei deutlich: An die Seite der lange klar dominierenden Geldpolitik- und Zinsdiskussion ist auf der Börsenbühne jetzt wieder die fundamentale Konjunkturbetrachtung getreten. Dabei reagieren die Marktteilnehmer inzwischen noch sensibler und kurzfristiger als bisher auf Nachrichten. Das ist ein Umfeld, in dem sich moderne „News-Trader“ besonders wohl fühlen mögen, den klassischen Anleger muss die zunehmende Volatilität dagegen irritieren.
Die zurückliegenden Tage an den Aktienbörsen haben dementsprechend kein klares Bild liefern können. Die Kurse gehen global auch nicht mehr im Gleichschritt. Kein Wunder, wenn die Tagestendenzen von Händlern und Beobachtern immer wieder unterschiedlich interpretiert werden. Der Wochenbericht (erscheint am späten Mittwoch) der Sentiment-Analysten an der Frankfurter Börse hat ebenfalls keinen eindeutigen Tenor. De Anstieg des Dax um 190 Punkte im Betrachtungszeitraum wurde von einem Zuwachs des Optimismus der hiesigen Anleger begleitet. 4 Prozent der institutionellen Investoren haben seit vergangenem Mittwoch Aktien gekauft, 6 Prozent ihre Short-Engagements geschlossen. Das hebt den Sentiment-Index auf +25 Punkte. Von den Privatanlegern sind 5 Prozent eingestiegen und 3 Prozent haben das Bärenlager verlassen. Da diese Anlegergruppe zuvor leicht pessimistisch eingestellt war, steigt ihr Sentiment-Index „nur" auf +5 Punkte.
Es wird vermutet, dass die Investoren nicht nur mit einer kleinen Erholung am Aktienmarkt rechneten, sondern eher auf eine baldige, kräftige Wiederaufnahme des Aufwärtstrends und neue Allzeithochs setzten. Das lässt sich aber auch als Belastung für den Index interpretieren. Und ganz kompliziert wird es dann, wenn die Stimmungsforscher resümieren: „Richtig ungemütlich dürfte es allerdings nur werden, wenn der Dax schnell und massiv erneut an Boden verlieren sollte.“
Per Saldo negativ beurteilt wurden die mit Spannung erwarteten BIP-Daten für Deutschland im ersten Quartal, blieb das Wachstum im Vergleich zum vorangegangenen Vierteljahr doch hinter den Markterwartungen zurück. Wie vergänglich solche Zahlen sind, belegt der gesamteuropäische Blick: Auf einmal sieht die Bundesrepublik nicht mehr wie Europas Motor aus. Denn die Euro-Zone wächst trotz des leichten Schwächeanfalls in Deutschland so kräftig wie seit fast zwei Jahren nicht mehr – dank der überraschend guten Konjunktur in den anderen großen Mitgliedsstaaten Frankreich, Italien und Spanien.
Mehrere prominente Investmenthäuser bestätigen in neuen Studien meinen schon seit einiger Zeit propagierten Optimismus für die Wirtschaftswachstum, in aller Regel unter Hinweis auf die Auswirkungen der EZB-Politik und des schwachen Euro. Dessen Erholung, angeblich ein aktueller Belastungsfaktor für den Dax, wird vielerorts misstraut. Bei Goldman Sachs Asset Management (GSAM) heißt es, die Weltwirtschaft nähere sich gleich mehreren Wendepunkten – und dürfte dabei neue Spitzenreiter an den Aktienmärkten hervorbringen. Geldpolitische Divergenz, der starke US-Dollar, niedrige Ölnotierungen und Strukturreformen beeinflussen die Gewinne und Aktienkurse in besonderer Weise. Konkret: „Für europäische Aktien sind wir weiterhin bullish, bedingt durch mehrere positive Entwicklungen. Allen voran steht hier die an Dynamik gewinnende Konjunktur [ … ] Das für 2015 erwartete moderate Wachstum könnte eine verstärkte Wirkung auf das Gewinnwachstum der Unternehmen haben, da steigende Umsätze Potenzial für einen operativen Hebel bewirken.“
Die europäischen Unternehmen schließen bei der Gewinnentwicklung zu ihren Konkurrenten aus den USA auf, so die Überzeugung des Investec GSF European Equity Fund. Die Gewinne europäischer Unternehmen dürften bis 2016 voraussichtlich um 11 bis 12 Prozent wachsen. Damit könnte sich die Gewinnlücke zwischen europäischen und US-Unternehmen schließen. Zudem hätten viele europäische Unternehmen in der Krisenzeit Reformen umgesetzt und durch Kosteneinsparungen eine Gewinnerholung angestoßen. Europäische Aktien, die sich seit Jahresbeginn gut entwickelt haben, hätten daher fundamental betrachtet genügend Spielraum für weitere Kursteigerungen.
Ich bleibe dabei: Aktienanleger können gelassen bleiben, der übergeordnete Aufwärtstrend ist bisher nicht gefährdet. Vor allem gelten europäische Aktien für internationale Großanleger als überdurchschnittlich interessant. Angesichts besser werdender Konjunkturdaten signalisiert diese Einschätzung weitere Kapitalzuflüsse nach Europa und damit weitere Kurssteigerungen.
Das Kursverhalten der Champions-Aktien
Im soeben vorgelegten neuen „boerse.de-Aktienbrief“ weist Herausgeber Thomas Müller auf interessante Besonderheiten bei der langfristigen Index-Betrachtung hin: „Der Dow Jones hat in den vergangenen sechs Jahren nur 14 Korrekturen von mehr als 5% eingeschlagen, zwei mehr als der boerse.de-Champions-Defensiv-Index (BCDI) des Börsenverlags. In diesen beiden Aktienbarometern kam es also durchschnittlich alle fünf Monate zu einem messbaren Rücksetzer, im Dax aber alle drei Monate. Dafür gewann der Dax seit den damaligen Tiefs 219%, während es im Dow Jones nur um 178% nach oben ging, im BCDI dafür aber um 282%. Das zeigt: Jede Aktie (und damit auch jeder Aktienindex) hat ein ganz eigenes, charakteristisches Kursverhalten, das wir über die aus den Kurshistorien berechneten Kennzahlen unserer Performance-Analyse quantifizieren, womit Anlagen miteinander verglichen werden können. Dies erlaubt uns z.B. die Aussage, dass Nestlé zu den sichersten Aktien der Welt gehört, während Apple zwar eine vielfache Gewinnperspektive eröffnet, aber ungleich spekulativer einzuschätzen ist.“
Resümee von Müller: „Unsere Aktienbrief-Champions vereinen überdurchschnittliche Chancen mit unterdurchschnittlichen Risiken, und der BCDI (Zertifikat-WKN: DT0BAC) ist sogar konservativer als der Dow Jones und zugleich dynamischer als der Dax.“
Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!